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Transgender-Communities im Einsatz gegen HIV/Aids

Trotz der beachtlichen Fortschritte von Côte d’Ivoire bei der Eindämmung von HIV/Aids, sind die Infektionszahlen von transgeschlechtlichen Menschen weiterhin alarmierend: Im Jahr 2020 war jede vierte trans Person mit HIV infiziert (gegenüber 2,4 % aller über 15-Jährigen). Schuld daran sind maßgeblich Stigmatisierung und Diskriminierung, die den Zugang zu Aufklärung und Behandlung der Krankheit behindern. Um dieser Ungerechtigkeit zu begegnen, rief der Globale Fonds 2017 die Initiative Breaking Down Barriers ins Leben, die nun unter anderem die Alliance Côte d’Ivoire unterstützt. Die Organisation setzt sich aus der LGBTQIA+-Community heraus mit aufsuchender Sozialarbeit und schützenden Anlaufstellen sowie Rechtsbeistand für die Gesundheit und Rechte der -Community ein. In Schulungen und Lehrmodulen sensibilisiert die Alliance zudem Polizeikräfte sowie angehende Mediziner*innen und Jurist*innen für den Schutz der Menschenrechte.

Dies ist ein Gastbeitrag des Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria.

Teddy, eine Transfrau, meint, dass sie selbst Glück hat. Ihre Mutter hat sie immer unterstützt. Sie weiß, dass viele Menschen aus ihrer Community keine Unterstützung von ihrer Familie erhalten. Sie kämpft tagtäglich für Transgender-Rechte – trotz des Stigmas und der Gewalt, mit denen sie und ihre Community immer wieder konfrontiert sind.

„Es gibt Menschen, die keine Beziehungen zu ihrer Familie mehr unterhalten“, sagt Teddy. „Andere verheimlichen, wer sie wirklich sind. Warum nicht auf diese Menschen zugehen? Warum nicht versuchen, unsere eigene Familie aufzubauen und einen Schutzraum zu schaffen, in dem wir uns nicht beurteilt und nicht stigmatisiert fühlen, in dem wir einen Moment des Glücks erleben können?“

Teddy ist Peer Educatorin in Bonoua, Côte d’Ivoire.

Wenn wir ausgehen, werden wir jedes Mal beleidigt und verhöhnt und manchmal sogar mit Steinen beworfen“, erklärt sie. „Ich wollte die Menschen in meiner Community erreichen und ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind.“

Teddy arbeitet als Peer Educatorin in Bonua, Côte d’Ivoire, einer Stadt etwa 60 Kilometer östlich der Hauptstadt Abidjan. Jede Woche organisiert sie ein Gbairai: ein zwangloses, informatives Treffen in einer Anlaufstelle, bei dem sie über die Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen informiert, Kondome und Gleitmittel verteilt und die Menschen zur Nutzung von HIV-Selbsttests ermutigt.

Während einer Peer-to-Peer-Session informiert Teddy über die Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen.

Ich informiere darüber, wie HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen verhindert werden können…, und ich helfe ihnen, ihre geschlechtliche Identität anzunehmen“, erklärt sie. „Mein Traum ist, dass es keine HIV-Infektionen in unserer Community mehr gibt.“

Diese Woche leitet Teddy eine Veranstaltung über Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Zur PrEP wird ein sicheres, wirksames Medikament eingenommen, mit dem die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion um bis zu 99 % gesenkt werden kann. Teddy führt auch Hausbesuche bei Menschen durch, die Vertraulichkeit wünschen oder in entlegenen Gebieten leben. 

Der Schutz der Menschenrechte ist Entscheidend für die Eindämmung von HIV/Aids. Weltweit ist die HIV-Prävalenz bei trans Menschen 14-mal höher als bei Erwachsenen in der Allgemeinbevölkerung. Allzu oft werden diese Infektionen durch Stigmatisierung, Diskriminierung, Gewalt und Strafgesetze, die den Zugang zu angemessenen Gesundheitsleistungen behindern, noch gefördert.

Zwar hat die Côte d’Ivoire beachtliche Fortschritte bei der Eindämmung von HIV/Aids erreicht, aber die Infektionszahlen bei trans Menschen sind weiterhin hoch. Nach den neuesten Vergleichsdaten von UNAIDS aus dem Jahr 2020 betrug die HIV-Prävalenzrate bei über 15-jährigen Erwachsenen 2,4 %, bei trans Menschen lag diese Rate dagegen bei 24,7 %. Der Globale Fonds unterstützt Partnerorganisationen in der Côte d’Ivoire, die das Ziel haben, diesen Abstand zu verringern. Dazu zählt unter anderem die Alliance Côte d’Ivoire, eine Organisation, die sich für die Beendigung von Aids und den Schutz der Menschenrechte einsetzt.

Alliance Côte d’Ivoire hat eine Reihe von Transpersonen wie Teddy für die aufsuchende Sozialarbeit ausgebildet und unterstützt zwei Anlaufstellen, in denen Menschen aus der LGBTQI+-Community zusammenkommen und Erfahrungen austauschen können. Für viele gehören diese vom Globalen Fonds unterstützten Anlaufstellen zu den wenigen Orten, an denen sie einfach sie selbst sein können und nicht von Gewalt bedroht sind. Hilfesuchende können sich außerdem auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen testen lassen und psychosoziale Unterstützung und Rechtsberatung erhalten.

Désiré Gayé ist Programmbeauftragter für Schlüsselgruppen bei der Alliance Côte d’Ivoire und weiß, dass der Schutz der Menschenrechte unverzichtbar für eine gute Gesundheit ist. 

Désiré Gayé, Programmbeauftrafter bei der Alliance Côte d’Ivoire.

Das Ziel der Menschenrechte ist, Menschen als Menschen anzuerkennen“, erklärt er. „Ich will, dass die Leute mich als normale Person, als Menschen sehen und nicht als eine Sache oder einen Ausgestoßenen oder einen Fehler der Natur. Wir alle haben das Recht auf Gesundheit.”

Mit Unterstützung des Globalen Fonds setzen sich die Alliance Côte d’Ivoire und die Partnerorganisation ENDA Santé Côte d’Ivoire dafür ein, den Schutz der Menschenrechte in Programme für einen besseren Zugang zu medizinischer Versorgung zu integrieren. Dazu gehört die Schulung eines Netzwerks von Führungspersonen der Community und 20 Paralegals, die die Menschen über ihre Rechte aufklären und bei Bedarf Rechtsbeistand leisten sollen.  

202 Polizeiangehörige wurden ebenfalls im Schutz der Menschenrechte von Personen aus Communitys ausgebildet, die einem erhöhten Risiko von Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sind – einschließlich der LGBTQI+-Community. Auch Sozialarbeitende erhielten eine Unterweisung in der Arbeit mit diesen Communitys.

Die Organisation hat die Entwicklung spezieller Lernmodule in den Bereichen Menschenrechte, Medizinethik und HIV in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Medizin und Rechtswissenschaft unterstützt. Die Lernmodule stehen jetzt zur Verfügung, und derzeit laufen die Arbeiten für ihre Aufnahme in die Lehrprogramme der medizinischen und juristischen Fakultäten in der ganzen Côte d‘Ivoire.

Inza Coulibaly, Paralegal und kommunaler Gesundheitshelfer.  

Inza Coulibaly ist ein von der Alliance Côte d‘Ivoire ausgebildeter Paralegal und kommunaler Gesundheitshelfer. Er sorgt dafür, dass Menschen, die Gewalt erfahren haben, sofort Zugang zu medizinischer und psychologischer Versorgung und Rechtsdienstleistungen erhalten.

Nach Inzas Meinung sind trans Menschen oft am stärksten von Menschenrechtsverletzungen in Einrichtungen des Gesundheitswesens betroffen. „Sie haben sogar Angst, ihre HIV-Medikamente abzuholen“, meint er.

Im letzten Jahr hat Inza über 60 Fälle von Menschenrechtsverletzungen dokumentiert. Er erklärt, dass mehr Verstöße gemeldet werden, wenn mehr Menschen ihre Rechte kennen.

Diese Diskriminierung wird irgendwann aufhören. Die Menschen wissen, dass sie ein Recht auf Gesundheit und die juristischen Mittel haben, dieses Recht einzufordern“, erklärt Inza.

Die Alliance Côte d’Ivoire wird von der Initiative „Breaking Down Barriers“ des Globalen Fonds unterstützt. Die 2017 gestartete Initiative leistet finanzielle und technische Unterstützung in über 20 Ländern, um Stigmatisierung und Diskriminierung, Kriminalisierung und andere menschenrechtsbezogene Barrieren, die die Eindämmung von HIV/Aids, Tuberkulose (TB) und Malaria bedrohen, umfassend zu beseitigen.

In der Côte d’Ivoire hat die Initiative „Breaking Down Barriers“ die Aufstellung eines nationalen Fünfjahresplans zum Schutz der Menschenrechte unterstützt, in dem die Stigmatisierung thematisiert wird und ein erleichterter Zugang zu Gesundheitsleistungen für stigmatisierte Gruppen wie Menschen mit HIV/Aids und TB sowie die LGBTQI+-Community im Fokus steht. Das Projekt wurde unter der Gesamtleitung der Abteilung Menschenrechte des Ministeriums für Justiz und Menschenrechte in enger Zusammenarbeit mit dem National AIDS Control Program durchgeführt. Die Hauptbeteiligten sind UNAIDSPEPFAR (Krisenplan des US-Präsidenten zur Bekämpfung von Aids) und zivilgesellschaftliche Organisationen.

Die Côte d’Ivoire gehört außerdem zu den 38 Staaten, die Teil der Global Partnership for Action to Eliminate All Forms of HIV-related Stigma and Discrimination sind. Diese Partnerschaft bringt HIV-Betroffene, den Globalen Fonds, UNAIDS, PEPFAR, staatliche Stellen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Communitys und andere zusammen, um die zur Ausbreitung von HIV beitragende Stigmatisierung und Diskriminierung abzubauen.

FOOTNOTES

Verfasst von: Yébé Diallo. Fotos: Anush Babajanyan. Vielen Dank an die Alliance Côte d’Ivoire.

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