Wie läuft eigentlich der globale Diskurs über Feminismus ab? Im Rahmen einer Interviewreihe haben wir vier Aktivistinnen befragt, was Feminismus für sie eigenlich bedeutet, was sie sich von einer oft erwähnten feministischen Entwicklungszusammenarbeit erhoffen und worauf ihrer Meinung nach mehr Aufmerksamtkeit gebraucht wird. In einer vierteiligen Interviewreihe beantworten sie unsere 5 Fragen.
Mariama Abdou Gado ist eine Aktivistin, die sich auf vielen Ebenene für Frauenrechte einsetzt. Besonders junge Frauen möchte sie mehr in die Gesellschaft einbetten, um ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
1. Wer bist Du, was machst Du und warum?
Ich bin eine Ärztin, unabhängige Beraterin, Aktivistin für die Rechte von Mädchen und Frauen und für die Einbeziehung junger Menschen in Entscheidungsgremien und habe eine große Leidenschaft für die öffentliche Gesundheitspolitik und die Entwicklung von Gemeinschaften. Ich bin der festen Überzeugung, dass “in jedem Menschen die Fähigkeit steckt, die Welt zu verändern, wenn der Zugang zu Ressourcen und Möglichkeiten gesichert ist.”
Ich engagiere mich ehrenamtlich in einigen von Jugendlichen geleiteten Organisationen, in denen ich die Fähigkeiten junger Menschen und ihre Rolle als Schlüsselfigur für eine nachhaltige Entwicklung fördern möchte. Mein Leitmotiv ist: “Junge Menschen sind sicherlich die Zukunft, aber sie sind auch die Gegenwart”. Derzeit vertrete ich junge Menschen in der Investorengruppe der Globalen Finanzierungsfazilität, einer Partnerschaft, die darauf abzielt, die Finanzierungslücke in den Bereichen reproduktive Gesundheit, Gesundheit von Müttern, Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen sowie Ernährung zu schließen. Ich verfüge über mehr als sechs Jahre Erfahrung im Bereich der reproduktiven Gesundheitsrechte und der Familienplanung, eine Arbeit, der ich besonders viel Zeit widme, weil ich glaube, dass es sich dabei um grundlegende Menschenrechte handelt, um eine bessere Gesundheit für Frauen und junge Menschen zu gewährleisten und ihre Führungsrolle zu fördern, indem ihre Entscheidungsgewalt und ihre Fähigkeiten gestärkt werden.
Heute reise ich im Rahmen meiner Leidenschaften um die Welt und sitze in hochrangigen Gremien, um die Stimme von jungen Menschen, Mädchen und Frauen zu erheben.
2. Was bedeutet Feminismus für Dich?
Feminismus bedeutet für mich Gerechtigkeit. Es bedeutet, dass wir verstehen, dass jeder Mensch es verdient, gut behandelt zu werden, ohne Diskriminierung und mit voller Anerkennung seiner Handlungsfähigkeit, seiner Fähigkeiten. Zu wissen, dass man kein Recht hat, über das Leben eines Menschen, seine Leidenschaften und Überzeugungen zu entscheiden. Und es bedeutet, jedem Menschen Raum und Ressourcen zu geben, um das volle Potenzial ausschöpfen zu können, unabhängig vom Geschlecht. Es bedeutet außerdem, anzuerkennen, dass Mädchen die gleichen Chancen verdienen wie Jungen und dass ihr Leben wichtig ist. Feminismus bedeutet, dass Mädchen und Frauen die Freiheit haben, alles zu erreichen, was sie wollen, und dass keine Hindernisse sie davon abhalten sollten.
3. Wo siehst du die größte Notwendigkeit für mehr Unterstützung für Frauen und Mädchen? Und warum?
Heutzutage wird überall auf der Welt viel für Mädchen und Frauen getan, und das lässt mein feministisches Herz höher schlagen. Der Feminismus zeigt Wirkung, und es gibt Veränderungen, aber es ist noch ein langer Weg zu gehen. Wir sind noch weit von einer perfekten Welt für Mädchen und Frauen entfernt.In meiner Vorstellung von einer perfekten Welt für Mädchen und Frauen haben sie alle Rechte und verfügen über alle notwendigen Mittel, um gegen Diskriminierung zu kämpfen; und für mich ist das nur möglich, wenn es Gesetze gibt, die ihre Rechte sehr genau festlegen und sie schützen. Das ist der Punkt, an dem wir heute noch hinken. Es ist wichtig, dass wir mehr Gespräche über die Gesetzgebung zu den Rechten von Mädchen und Frauen führen und darüber, wie wir sie wirksam machen können. Meiner Meinung nach können wir sie nur dann wirksam machen, wenn wir den Mädchen und Frauen selbst die Möglichkeit geben, sie so zu gestalten, dass sie ihre wichtigsten Fragen beantworten und Rechenschaft ermöglichen.
4. Welche Handlungsschritte und Veränderungen wünscht Du dir für die nahe Zukunft?
Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich mit der neuen Generation ein Wandel vollziehen wird. Deshalb ergreife ich jeden Tag Maßnahmen, um sicherzustellen, dass ich die Fähigkeiten, die Kreativität und die Sehnsucht der jungen Menschen nach Veränderung fördere.
Ich wünsche mir mehr Aktionen, die sich auf junge Menschen konzentrieren, weil ich glaube, dass wir die neuen sozialen Normen definieren werden und dass Bemühungen, die sich auf sie und den Aufbau ihrer Kompetenzen konzentrieren, der Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung und zur Schaffung einer sicheren Welt für alle sind.
5. Was braucht eine feministische Zukunft, um intersektional zu sein?
Die feministische Bewegung wird im Laufe der Jahre immer inklusiver. Sie ist eine Bewegung, die lernt und sich für die neuen Themen des Jahrtausends öffnet. Intersektionalität ist der Schlüssel zu dieser Arbeit, und sie ist eher eine individuelle als eine kollektive Verantwortung. Jeder ist betroffen, und niemand sollte zurückgelassen werden.
Ich habe ein optimistisches Bild von der feministischen Zukunft, solange wir weiterhin überall unsere Gespräche führen.
Es sollte keinen speziellen Raum für feministische Gespräche geben, die Gespräche finden immer und überall statt, wo Bedarf besteht, und die Bedürfnisse müssen nicht definiert werden, sie werden von Milliarden von Menschen auf der ganzen Straße gesehen und gelebt. Diese Menschen haben das Recht, sich hinzusetzen, ihre Stimme zu erheben und gehört zu werden, und zwar in allen Bereichen.
Wir sollten weiterhin in alle Bereiche investieren, um die Stimmen der Frauen zu erheben.
