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Die Kolisi Stiftung unterstützt Organisationen im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt

Unsere Gastautorin Megan Gieske ist eine Schriftstellerin und Fotografin, die in Kapstadt, Südafrika lebt.

In Asanda Village, einem südafrikanischen Dorf in der Nähe von Kapstadt, stehen Rachel Kolisi und eine Frau namens Grace in einem Raum und packen Kisten der Kolisi Foundation aus. Die beiden engagieren sich für Frauen, die beschlossen haben, sich nicht unterkriegen zu lassen. Die Kisten sind voller Decken, Körperpflegeprodukte und Kleidung – alles Sachen für eine Frau, die vor geschlechtsspezifischer Gewalt geflohen ist und nun bei Grace unterkommen wird.

Photo credit: Alexander Oelofse, Black Bean Productions

Geschlechtsspezifische Gewalt ist nur ein Bereich, in dem sich Rachel und ihr Team von der Kolisi Foundation für mehr Gleichberechtigung in Südafrika starkmachen.

Gemeinsam für Gleichberechtigung in Südafrika

Rachel gründete die Kolisi Foundation im April 2020 mit ihrem Ehemann, Siya Kolisi, Kapitän der südafrikanischen Rugby-Union-Nationalmannschaft „Springboks“. „Als die Springboks 2019 die Rugby-Weltmeisterschaft gewannen, entschieden mein Mann und ich, den Titel und die damit verbundene Popularität zu nutzen, um Südafrika zu einem gerechteren Ort zu machen“, erzählt Rachel.

Photo credit: Gary van Wyk, Black Bean Productions

Mithilfe der Stiftung setzen sich Rachel und Siya dafür ein, die Ungerechtigkeit im Land in drei Bereichen zu bekämpfen: geschlechtsspezifische Gewalt, Lebensmittelsicherheit sowie Sport- und Bildungsförderung.

Die Kolisi Foundation arbeitet mit gemeinnützigen Organisationen als auch mit Personen wie Grace, die einen hohen Einfluss in ihren jeweiligen Kommunen haben zusammen. Sie unterstützt deren Arbeit mit Ressourcen, Partnerschaften und einem breiten Netzwerk. Zu den Partnerorganisationen gehören Langa for Men, The Justice Desk, das Saartjie Baartman Centre, Cesvi South Africa und das Community Intervention Centre.

Photo credit: Gary van Wyk, Black Bean Productions

Jeder hat die Macht, die Welt zu verändern

Rachel ist ein wahres Energiebündel: Die Mutter von vier Kindern wirkt furchtlos und authentisch. Sie ist fest davon überzeugt, dass jeder die Möglichkeit hat, die Gesellschaft zu verändern.

„Jeder muss seinen eigenen Kampf kämpfen“, sagt sie. „Wenn du weißt, wofür du brennst, findest du auch heraus, wofür du dich starkmachen willst. Wenn dir etwas das Herz bricht, weißt du, was du verändern willst.“

Als Südafrika von der ersten Corona-Welle getroffen wurde und keine Flüge mehr stattfanden, kämpften Rachel und ihr Ehemann mit der Kolisi Foundation an vorderster Front gegen die Folgen. Sie fuhren mit dem Auto durchs Land, um Lebensmittel und Schutzkleidung zu verteilen, Suppenküchen zu unterstützen und den Bedürftigsten zu helfen.

Photo credit: Chris Joubert, Black Bean Productions

Photo credit: Alexander Oelofse, Black Bean Productions

„Covid-19 hat ans Licht gebracht, wie schlimm die Zustände bei uns in Südafrika sind. Schon lange vor der Pandemie mussten Menschen hier hungern“, sagt Rachel. „In solchen Krisen erkennt man häufig erst, worauf es im Leben wirklich ankommt. Man macht sich auf die Suche nach einem Sinn im Leben – und nichts ist sinnvoller, als Menschen zu helfen, die Unterstützung brauchen.“

Photo credit: Gary van Wyk, Black Bean Productions

Geschlechtsspezifische Gewalt bekämpfen

„Ich glaube, dass jeder seinen eigenen Kampf kämpfen muss“, sagt Rachel. „Leider sind die Zustände in Südafrika so, dass wir alle gegen geschlechtsspezifische Gewalt aufbegehren müssen. Jede*r Einzelne wird in diesem Kampf gebraucht. Ich glaube, dass sich jede*r Gedanken darüber machen sollte, welchen Beitrag er oder sie leisten kann, damit wir diesen Kampf gewinnen.“

In Südafrika wird alle drei Stunden eine Frau ermordet; das sind 2.930 Frauen pro Jahr. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa bezeichnete sein Land einst als „den gefährlichsten Ort der Welt für Frauen“. Laut Kriminalstatistik von April 2019 bis März 2020 meldeten Südafrikaner*innen in diesem Zeitraum 22.864 Fälle von körperlichen Übergriffen durch Freund bzw. Freundin, Ex-Partner oder Ehepartner, 14.020 Fälle von schwerer Körperverletzung und 817 Mordfälle durch den Partner oder Ex-Partner.

Photo credit: Gary van Wyk, Black Bean Productions

„Wenn die Statistiken anders aussähen, könnte man vielleicht darüber nachdenken, wer für die Situation verantwortlich ist. Aber so stehen wir alle in der Verantwortung“, sagt Rachel.

Was rät Rachel der Politik, um sicherzustellen, dass die Gleichbehandlung von Frauen und Männern Teil des Corona-Wiederaufbauplans wird? „Ich habe viele Fragen an die Politik, aber keine Ratschläge. Die Politik hat uns im Stich gelassen und wir sind enttäuscht.“ Als Beispiel nennt sie die Tatsache, dass ein Bußgeld wegen eines Verkehrsverstoßes genauso hoch sein kann wie die Kaution für einen Mann, der wegen Vergewaltigung im Gefängnis sitzt. „Wie kann man diese beiden Sachen miteinander vergleichen?“, fragt sie.

Hilfe für Opfer in Not

Im Austausch mit Frauenrechtsaktivist*innen hat sich die Kolisi Foundation mit den Bedürfnissen von Opfern geschlechtsspezifischer Gewalt auseinandergesetzt. Inzwischen unterstützt die Stiftung Frauen mit ihren POWER2YOU Packs, die Pfefferspray, eine Trillerpfeife und Informationen für Opfer von häuslicher Gewalt enthalten. Im südafrikanischen Frauenmonat August wurden die ersten POWER2YOU Packs verteilt. Unter dem Titel „Men in Conversation“ fand eine Diskussionsreihe statt, in der man über die Rolle von Männern im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt sprach. Außerdem publizierte die Stiftung ein Journal mit Hotline-Nummern für Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt in Südafrika, Adressen von Hilfsorganisationen sowie Tipps für Frauen, die einen gewalttätigen Partner verlassen wollen.

Ziel ist es, dass alle Opfer von häuslicher Gewalt wissen, an wen sie sich in ihrer Not wenden können.

Als eine Frau mit einem drei Wochen alten Baby von ihrem Ehemann vergewaltigt wurde und nach einem sicheren Zufluchtsort suchte, meldete die Stiftung den Fall bei verschiedenen Hilfsorganisationen und Rachel teilte ihn mit ihren 285.000 Instagram-Followern. Die Freiwillige Grace aus Asanda Village meldete sich. Sie führt nicht nur ihre eigene Suppenküche und beherbergt bereits zehn Personen bei sich zu Hause – die zweifache Mutter hat auch vier Flüchtlingskinder bei sich aufgenommen.

Grace wartete nicht darauf, bis andere Verantwortung übernehmen und sich kümmern würden. Sie wurde selbst aktiv und nahm die Frau und ihr Kind freiwillig bei sich zuhause auf.

Mittlerweile lebt Grace in einem Frauenschutzhaus, erhält dort Beratung und Unterstützung und bildet sich fort, um ein Zentrum für Frauen-Empowerment zu leiten. „Es ist so schön zu wissen, dass sie gestärkt in die Zukunft gehen wird“, sagt Rachel. Ihr Ziel ist es, umgerechnet rund 38.000 Euro für das Zentrum von Grace zu sammeln; die Hälfte davon hat sie bereits zusammen.

„Du brauchst keine massive Reichweite und musst auch nicht besonders prominent sein. Wichtig ist, dass du die Verantwortung nicht an andere abgibst, nur weil sie stärker im Rampenlicht stehen und mehr Menschen erreichen können. Jeder von uns kann seinen Beitrag leisten“, sagt Rachel. „Werde selbst aktiv, hole all deine Freunde und Verwandten ins Boot und mache die Welt zu einem schöneren Ort.“

Für Rachel zählt vor allem die Bereitschaft des Einzelnen. Und sie glaubt, dass es sich niemand leisten könne, die Beine hochzulegen und nichts zu tun. Jeder müsse als Teil der Community einen Beitrag leisten.

Photo credit: Gary van Wyk, Black Bean Productions

„Anstatt Zeit damit zu verschwenden, uns Ausreden zu überlegen, sollten wir die Zeit lieber nutzen, um uns Gedanken darüber zu machen, warum wir etwas tun können, sollten und müssen“, sagt Rachel.

„Ich war nicht immer Rachel Kolisi. Früher war ich Rachel Smith und kaum jemand kannte mich“, sagt sie. „Aber schon damals habe ich mich in meiner Freizeit ehrenamtlich engagiert. Wenn ich die Möglichkeit hatte, spendete ich. Wenn Menschen in Not waren, sammelte ich Geld. Ich tat immer alles, was in meinen Möglichkeiten lag. [Die Kolisi Foundation] ist nur die logische Fortsetzung meines Engagements – nicht die Voraussetzung dafür.“

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