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Wie steht es um die sexuelle Gesundheit weltweit?

Der Welttag für Sexuelle Gesundheit ist am 04. September. Doch der Stand und die Aufklärung um sexuelle Gesundheit sind weltweit ungleich. In Frankreich sollen Verhütungsmittel vernichtet werden, die für die Entwicklungszusammenarbeit gedacht waren. Was das bedeutet und was alles zu sexueller Gesundheit gehört.

Was ist sexuelle Gesundheit? 

Sexuelle Gesundheit bedeutet, dass man sich in seiner Sexualität körperlich, emotional, geistig und sozial wohlfühlt. So definiert es die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der Begriff beschreibt also mehr als die Abwesenheit von Krankheiten oder Funktionsstörungen. Für sexuelle Gesundheit braucht es eine respektvolle Einstellung zu Sexualität und sexuellen Beziehungen – frei von Zwang, Diskriminierung und Gewalt. Dafür müssen die sexuellen Rechte aller Menschen geachtet, geschützt und erfüllt werden. 

Deshalb ist Aufklärung ein wichtiger Teil von sexueller Gesundheit. Sie hilft zum Beispiel dabei, dass sich Menschen selbst vor sexuell übertragbare Infektionen (STIs) oder ungewollten Schwangerschaften schützen können. Aufklärung umfasst auch das Thema Konsens. Konsens meint, dass es für alle intimen Berührungen und sexuellen Handlungen eine beidseitige Zustimmung benötigt. Eine frühe Aufklärung ist wichtig, wie die namibische Lehrerin Gelda Waterboer zeigt. Sie ist mit einem TikTok-Video viral gegangen, in dem sie Erstklässler*innen mit einem Lied über Intimbereiche für das Thema Missbrauch sensibilisiert.

Mitglieder des Programms „Youth to Youth“ in Kenia der DSW, sprechen zum Thema Familienplanung und sexuelle sowie reproduktive Gesundheit, Foto: Images of Empowerment.
Mitglieder des Programms „Youth to Youth“ der DSW in Kenia, sprechen zum Thema Familienplanung und sexuelle sowie reproduktive Gesundheit, Foto: Images of Empowerment.

Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) 

Sexuell übertragbare Infektionen werden umgangssprachlich auch „Geschlechtskrankheiten“ genannt, da sie durch Sex übertragen werden. Die Kurzform STI leitet sich vom englischen Begriff sexually transmitted infections ab. Die meisten Infektionskrankheiten, wie zum Beispiel Grippe sind laut der deutschen Aidshilfeauch sexuell übertragbar. STIs sind jedoch solche Krankheiten, die in der Regel durch vaginalen, oralen oder analen Geschlechtsverkehr übertragen werden (Grippe gehört nicht dazu). Dazu gehören Syphilis, Chlamydien, HIV (Humanes Immundefizienz Virus), Hepatitis-B, Herpes oder Pilze. STIs werden von unterschiedlichen Erregern, zum Beispiel Bakterien oder Viren, übertragen. 

Der Unterschied zwischen Aids und HIV 

Aids ist eine bekannte STI und wird von HIV („Humanes Immundefizienz-Virus“) ausgelöst. HIV schädigt die körpereigenen Abwehrkräfte, also das Immunsystem. Ohne Medikamente führt HIV nach einiger Zeit fast immer zu schweren Krankheiten, das nennt man Aids. Aids bezieht sich auf den englischen Begriff „Acquired Immune Deficiency Syndrome“ und heißt auf Deutsch: Erworbenes Abwehrschwäche-Syndrom. HIV-Medikamente unterdrücken das Virus und verhindern den Ausbruch von Aids, sodass Betroffene gut und lange leben können. Eine HIV-Impfung gibt es noch nicht. Mehr Informationen gibt es bei der Deutschen Aidshilfe.

Prävention und Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten

Durch unterschiedliche Maßnahmen kann man unterschiedlichen STIs gut vorbeugen. Kondome schützen gut vor einer HIV-Infektion und auch anderen Infektionen. Gegen manche Erreger gibt es auch Impfungen. Für Menschen, die einem erhöhtem Risiko eine HIV-Infektion ausgesetzt sind, gibt es auch eine Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP). 

Rote Aids Schleifen schweben rings um ein Gehirn.
Viele Menschen sind weltweit nicht ausreichend über HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten aufgeklärt, Foto: ONE. 

Wie ist der Stand global zu sexueller Gesundheit?

Pro Woche infizieren sich weltweit etwa 4.000 Mädchen und junge Frauen mit HIV. Frauen sind im Vergleich zu Männern stärker betroffen, da sie unter anderem stärker unter geschlechtsspezifischer Gewalt und wirtschaftlicher Not leiden. Extreme Armut ist einer der Hauptgründe für eine hohe HIV-Infektionsrate, schreibt die Hilfsorganisation SOS Kinderdörfer. Die Hälfte der Menschen, die weltweit unter extremer Armut leiden, lebt in Afrika südlich der Sahara. Darum sind Präventionsprogramme und kostenlose Medikamente dort besonders wichtig.

Es gibt auch Erfolge für die sexuelle Gesundheit. In Namibia hat sich die Zahl der HIV-Neuinfizierten pro Jahr von 2013 bis 2023 fast halbiert. Außerdem ist die Mutter-Kind-Übertragung von HIV ist in den letzten 20 Jahren um 70 % zurückgegangen. 

Doch die Erfolge sind durch Kürzungen der Entwicklungszusammenarbeit in westlichen Geberländern gefährdet. Bis 2030 könnten sich weltweit bis zu 10 Millionen Menschen zusätzlich mit HIV infizieren. Knapp drei Millionen weitere Menschen drohen an den Folgen einer Aids-Erkrankung zu sterben. 

In Deutschland gibt es große Herausforderungen bei der Aufklärungsarbeit. Viele Menschen unterschätzen, dass sie selbst von einer STI betroffen sein könnten. Das zeige sich auch im Schutzverhalten, so die Liebesleben-Studie.

Verhütungsmittel im Wert von Millionen sollen vernichtet werden

Eines der größten Geberländer für die Aids-Hilfe sind die USA. Die USA haben ihre Entwicklungsprogramme stark gekürzt. So auch ein USAID-Programm zur Familienplanung, das Anfang des Jahres eingestellt wurde. Im Rahmen dieses Programmes sollten Verhütungsmittel bereitgestellt werden. Unter den Verhütungsmitteln sind unter anderem orale Verhütungspillen und Spiralen, im Wert von 9,7 Millionen US-Dollar. Sie lagern derzeit in Belgien und sollen vernichtet werden, so ein offener Brief verschiedener Organisationen. ONE hat diesen Brief mitunterzeichnet. Wir appellieren an die Bundesregierung die Vernichtung zu stoppen und die Verteilung der Verhütungsmittel in Regionen mit hohem Bedarf sicher zu stellen. 

Berichten zufolge sollen die Produkte nach Frankreich gebracht und dort verbrannt werden, obwohl viele davon bis mindestens 2027 haltbar sind. Die Vernichtung könnte laut Schätzungen zu 362.000 unbeabsichtigten Schwangerschaften, 161.000 Geburten, 110.000 unsicheren Abtreibungen und 718 Todesfällen von Müttern führen. Angebote, die Bestände über andere Organisationen zu verteilen, haben die USA bisher abgelehnt. Eine alternative Weitergabe über europäische Institutionen wird diskutiert. 

Deine Stimme zählt! Engagier dich HIER mit ONE für einen gerechten Zugang zu sexueller Gesundheit.