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Entwicklungszusammenarbeit: Kürzungen kosten Leben

Entwicklungszusammenarbeit gilt als Investition in Stabilität, Sicherheit und Wohlstand. Jeder Euro, der in Impfprogramme, Gesundheitssysteme oder Bildungsprojekte fließt, rettet Leben und stärkt Gesellschaften. Doch die Bundesregierung plant nun drastische Kürzungen – mit fatalen Folgen. Allein bis 2029 könnten dadurch 650.000 Menschen sterben. 

Milliardenkürzungen  

Seit 2022 ist der Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bereits von 13,8 Milliarden Euro auf 11,2 Milliarden Euro im Jahr 2024 gesunken. Nun sind weitere Kürzungen geplant: 

  • 2025: 10,3 Milliarden Euro 
  • 2026: 9,9 Milliarden Euro – das sind nur 1,91 Prozent des Bundeshaushalts (im Vergleich dazu waren es 2022 2,87 Prozent). 

Das entspricht einem Rückgang um 28 Prozent gegenüber 2022. Gleichzeitig steigen die Verteidigungsausgaben auf mehr als 86,5 Milliarden Euro. Entwicklung und Sicherheit aber sind zwei Seiten derselben Medaille – sie gegeneinander auszuspielen, birgt Risiken. 

Vier Programme unter Druck  

Unsere neue Studie zeigt, dass die Einschnitte vier der wirksamsten internationalen Programme treffen: 

  1. Der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) 

Deutschlands Beitrag soll um mindestens 450 Millionen Euro sinken – 31 Prozent weniger als in der letzten Finanzierungsrunde. Damit könnten mehr als 650.000 Menschenleben nicht gerettet und 11,7 Millionen Infektionen nicht verhindert werden. 

  1. Globale Polio-Initiative (GPEI) 

Polio gilt als fast besiegt. Doch mit der geplanten Halbierung der deutschen Mittel zwischen 2024 und 2026 würden 2,8 Millionen Kinder ungeimpft bleiben. Für 18.500 von ihnen droht ein Leben mit dauerhaften Lähmungen. Jahrzehnte des Fortschritts stünden auf dem Spiel – gerade jetzt, wo Konflikte neue Ausbrüche begünstigen. 

  1. Internationale Entwicklungsorganisation (IDA) 

Die Weltbank-Tochter verschafft den ärmsten Ländern Zugang zu günstigen Krediten. Ihre Hebelwirkung vervielfacht jeden Euro für Investitionen in Schulen, Krankenhäuser und Klimaschutz. Deutschland will seine Zusage für die nächste Finanzierungsrunde um 160 Millionen Euro kürzen. Das blockiert durch die Hebelwirkung Investitionen von 500-600 Millionen Euro – mit spürbaren Folgen für Gesundheitsversorgung, Wasserversorgung und soziale Sicherheit. 

  1. Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) 

Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) rettet Leben und schützt Frauen und Mädchen weltweit. Doch Deutschlands Beitrag soll bis 2026 um ein Drittel im Vergleich zu 2024 sinken. Die Folgen: bis zu 925 gefährdete Menschenleben, hunderttausende ungewollte Schwangerschaften, tausende Mädchen ohne Schutz vor Gewalt und Genitalverstümmelung. Es würde auch dem Koalitionsvertrag widersprechen, der die Stärkung von Frauenrechten verspricht. 

Minimale Einsparungen, maximale Schäden  

In Summe ergibt das Einsparungen von rund 642 Millionen Euro für 2025 und 2026. Das sind gerade einmal 0,06 Prozent des Bundeshaushalts. Für die deutsche Finanzlage kaum spürbar, für Millionen Menschen weltweit jedoch lebensbedrohlich. Mehr als eine halbe Million Menschenleben sind bedroht, fast drei Millionen Kinder würden ungeimpft bleiben. Hinzu kämen unrealisierte ökonomische Renditen in Milliardenhöhe – Gelder, die durch wirksame Investitionen in die Entwicklungsfinanzierung hätten mobilisiert werden können. 

Die Rechnung ist eindeutig: Die Kürzungen entlasten den Haushalt minimal, gefährden aber Gesundheit, Sicherheit und Stabilität weltweit. Wer bei Entwicklung spart, zahlt am Ende drauf – politisch, ökonomisch und menschlich. 

Die ganze Studie und unsere Forderungen an die Bundesregierung findest du hier: Deutsche Entwicklungszusammenarbeit: Die Kosten der Kürzungen.