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Diese Organisation setzt sich für HIV-positive Mütter in der Ukraine ein

Dies ist ein Gastbeitrag von Olena Stryzhak, Vorsitzende der ukrainischen Organisation Positive Women, und des Globalen Fonds, einem weltweiten Finanzierungsinstrument im Kampf gegen HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria, anlässlich des Welt-Aids-Tags. Inmitten des russischen Krieges gegen ihr Heimatland Ukraine drängt Olena darauf, den Anstieg der Mutter-Kind-Übertragung von HIV zu reduzieren.

Stillen gilt seit Jahrhunderten als das A und O für einen gesunden Start eines Kindes ins Leben. Was aber tun, wenn man dem Baby durch das Stillen möglicherweise eine Krankheit weitergibt? Das ist die Realität, der sich viele Mütter mit HIV in der Ukraine gegenübersehen, seit Russland im Februar in ihre Heimat eingefallen ist.

Die Gesundheitssysteme in vielen der besetzten und vormals besetzten Gebiete sind zusammengebrochen. Auch Milchpulver für Säuglinge gibt es nicht mehr. Dies zwingt viele Mütter, ihre Kinder zu stillen – auch wenn sie keinen Zugang mehr zu antiretroviraler Therapie (ART) haben. Das Risiko, auf diese Weise das HI-Virus auf ihre Kinder zu übertragen, ist groß. Keine Mutter sollte sich entscheiden müssen, ob sie ihr Baby verhungern lässt oder es mit HIV ansteckt.

© Olena Stryzhak: Mit ihrer Organisation “Positive Women” setzt sich Olena Stryzhak für die Beendigung der HIV-Mutter-Kind-Übertragung in der Ukraine ein.

Ich bin selbst Mutter. Im Jahr 2000 habe ich erfahren, dass ich schwanger und HIV-positiv bin. Ich hatte keinen Zugang zu der notwendigen Behandlung. Und doch hatte ich das unfassbare Glück, dass meine Tochter gesund und ohne HIV zur Welt kam. Doch nicht für alle HIV-positiven Schwangeren geht es so glücklich aus.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt HIV-positiven Müttern, ihre Kinder nur dann zu stillen, wenn sie Zugang zu antiretroviralen Medikamenten haben und jeden Monat ihre Viruslast checken lassen können. Doch in der Ukraine haben viele HIV-infizierte junge Mütter derzeit keine Wahl. Der anhaltende Krieg hat das Gesundheitssystem des Landes schwer getroffen: Bis heute wurden mehr als 700 Gesundheitseinrichtungen angegriffen, und unzählige Gesundheitsarbeiter*innen und Patient*innen wurden vertrieben, verletzt oder getötet.

Vor Kriegsbeginn war das ukrainische Gesundheitsministerium im Begriff, bei der WHO das Zertifikat zu beantragen, das die Beendigung der HIV-Mutter-Kind-Übertragung in der Ukraine bestätigen würde. Die erschütternde Realität ist aber, dass der Krieg diese Fortschritte wahrscheinlich zunichtemachen wird. 1996 lag die Mutter-Kind-Übertragung von HIV in der Ukraine bei 27 Prozent. Bis 2021 war sie auf zwei Prozent gesunken. Wenn die neuen Daten 2023 veröffentlicht werden, sehen wir sehr wahrscheinlich einen massiven Anstieg. Trotz erheblicher Fortschritte in der Bekämpfung von HIV in den letzten Jahren, ist die Ukraine das am zweitstärksten von der HIV-Epidemie betroffene Land in Osteuropa und Zentralasien.

HIV-positive Schwangere in der Ukraine benötigen dringend die Hilfe anderer Länder und Hilfsorganisationen, um die nächste Generation vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen. Vor allem in den westlichen Gebieten der Ukraine, in denen zahlreiche Vertriebene Zuflucht gefunden haben, fehlt es an Gesundheitspersonal, das über ausreichende Erfahrung im Umgang mit HIV-infizierten Müttern verfügt und die Übertragung von der Mutter auf das Kind verhindern kann – ohne Stigmatisierung und Diskriminierung. Für Mütter und Babys werden zudem HIV-Medikamente, andere grundlegende Arzneimittel, Hygieneartikel und Lebensmittel benötigt. Meine Organisation Positive Women konnte hier schon einiges leisten – aber wir können nicht den gesamten Bedarf decken.

Auch andere Organisationen helfen: So hat der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria der Ukraine Nothilfe in Höhe von 15 Millionen US-Dollar sowie lebenswichtige Medikamente und Ausrüstung bereitgestellt – darunter Generatoren, um vom Stromnetz abgeschnittene Gesundheitseinrichtungen zu versorgen. Positive Women hat ebenfalls finanzielle Unterstützung vom Globalen Fonds bekommen. Damit können wir Frauen und ihre Kinder versorgen und unterstützen.

Und trotzdem brauchen wir noch weitere Unterstützung von Regierungen und Organisationen weltweit. Es ist unsere Pflicht als Menschen, denjenigen zu helfen, die vulnerabel sind und nicht gehört werden. Wir dürfen diesen Krieg nicht all die mühsam errungenen Fortschritte der letzten Jahrzehnte kaputt machen lassen, schon gar nicht mit Blick auf die Mutter-Kind-Übertragung von HIV. Wir müssen die nächste Generation vor HIV schützen – vor allem da wir die medizinischen Möglichkeiten haben, dies zu tun.

Am heutigen Welt-Aids-Tag sollten wir an die besonders gefährdeten Menschen in der Ukraine denken und sie dabei unterstützen, dass das Jahr 2023 gesünder und glücklicher beginnt.

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Im März rief der Globale Fonds einen Nothilfefonds in Höhe von 15 Millionen US-Dollar ins Leben, um die Ukraine in der Krise zusätzlich zu unterstützen. Zuvor hatte er bereits 135,7 Millionen US-Dollar für die Eindämmung von HIV und TB für das Land bereitgestellt (2020-22) und mit weiteren 54,5 Millionen US-Dollar die COVID-19-Maßnahmen dort unterstützt. Seit Beginn der Zusammenarbeit mit der Ukraine im Jahr 2003 hat der Globale Fonds insgesamt 850 Millionen US-Dollar investiert.

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