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Der Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt in Belgien, der Türkei und im Sudan

Jede dritte Frau weltweit ist von einer Form von Gewalt betroffen. Und die Covid-19-Pandemie hat furchtbarerweise zu einem Anstieg der gemeldeten Fälle von häuslicher Gewalt geführt. Sie hat bereits bestehende Ungleichheiten vertieft und die negativen Auswirkungen auf Frauen und Mädchen verstärkt. Wir wollen dieses wachsende globale Problem beleuchten und zeigen, wie der Sudan, die Türkei und Belgien gegen weibliche Genitalverstümmelung, häusliche und sexuelle Gewalt vorgehen.

Gewalt gegen Frauen in der Türkei

In der Türkei sind zwischen 2020 und 2022 944 Frauen von Männern ermordet worden, und 632 Frauen wurden unter verdächtigen Umständen tot aufgefunden. Laut einer Regierungsstudie aus dem Jahr 2022 haben fast 40 % der Frauen in der Türkei im Laufe ihres Lebens Gewalt erlitten. In der Türkei sind Demonstrant*innen auf der Straße, um die Regierung davon zu überzeugen, die Istanbul-Konvention zu unterzeichnen, um die Rechte der Frauen zu schützen und Frauenmorde zu stoppen. Leider weigert sich die Regierung, diese Konvention zu unterzeichnen. Die türkische Regierung ist nicht in der Lage, die Rechte der Frauen zu fördern oder die Gleichstellung der Geschlechter zu gewährleisten. Vor allem, nachdem sie sich aus diesem internationalen Vertrag zurückgezogen hat, der von den Regierungen verlangt, Gesetze zu verabschieden, die die Täter von häuslicher Gewalt und ähnlichem Missbrauch sowie von Vergewaltigung in der Ehe und weiblicher Genitalverstümmelung strafrechtlich verfolgen. Da die Täter nicht strafrechtlich verfolgt werden können sie ihr Verhalten unbehelligt fortzusetzen. Die Regierung und die Behörden versäumen es, wirksame Mechanismen zu etablieren, selbst wenn Frauen Missbrauch angezeigt haben. Damit vertun sie ihre Chance, Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen. Merve, eine ONE-Jugendbotschafterin in Deutschland, ist besorgt über die Gewalt gegen Frauen in der Türkei.

“Ich bin in der Türkei geboren und habe 25 Jahre lang in Istanbul gelebt. Ich habe so viele Beispiele von Femizid gesehen und kenne die Angst, sich nicht sicher und gehört zu fühlen.”

Die Plattform We Will Stop Femicide (KCDP) ist seit 12 Jahren einer der aktivsten Akteure der Frauenbewegung in der Türkei. Durch die Organisation regelmäßiger monatlicher Märsche hoffen sie, den Femizid zu bekämpfen.

Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung im Sudan

Anhaltende Gewalt gegen Frauen zeigt sich auch bei der weiblichen Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation/Cutting, FGM/C). Mindestens 200 Millionen Frauen und Mädchen, die heute in 31 Ländern leben, haben FGM erlebt. Da der Sudan als ein Land mit einer sehr hohen FGM/C-Prävalenzrate gilt, ist es wichtig, diesen Fall näher zu untersuchen: 86,6 % der Frauen im Sudan erfahren auch heute noch FGM/C. Leider haben sich die kurz- und langfristigen Folgen für diejenigen, die FGM/C erfahren haben, verschärft und führen oft zum Tod. Mit der Kriminalisierung von FGM/C im Jahr 2020 hat der Sudan jedoch eine neue Ära für die Rechte von Mädchen eingeleitet. Bis 2030 könnten Millionen von Frauen und Mädchen betroffen sein, wenn wir nicht schnellere Fortschritte bei der Beendung von Genitalverstümmelung und dem Schutz der Gefährdeten machen. Unicef stellt fest, dass wir, um Millionen von Leben zu retten und FGM/C bis 2030 zu beseitigen, “die Zusammenarbeit und Koordination zwischen allen wichtigen Parteien stärken müssen”. Die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern ist einer der Gründe, warum Diana, eine ONE-Jugendbotschafterin in Großbritannien, es wichtig findet, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen.

“Es ist wichtig, dass sich die internationale Gemeinschaft für die Beendung von FGM einsetzt, denn es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Rechte von Frauen nicht verletzt werden und diese Praxis nicht fortbesteht.”

Kampf gegen Femizid in Belgien

Das belgische Gesetz ist das erste in Europa, das nicht nur Femizid definiert, sondern auch verschiedene Formen von Gewalt gegen Frauen anerkennt und Opferrechte festlegt, um die staatliche Unterstützung für Betroffene geschlechtsspezifischer Gewalt zu verbessern. Femizid wird vom Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen definiert als “die Tötung einer Frau oder eines Mädchens aufgrund ihres Geschlechts und kann verschiedene Formen annehmen, z. B. die Ermordung von Frauen infolge von Gewalt in der Partnerschaft, die Folterung und frauenfeindliche Ermordung von Frauen, die Tötung von Frauen und Mädchen im Namen der ‘Ehre’ usw.”. Tatsächlich habe 24 % der belgischen Frauen im Alter von 18 bis 74 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt in der Partnerschaft erlebt, was das Ausmaß des Problems verdeutlicht. ONE-Jugendbotschafterin Clementine hatte in ihrem Land bis zur Verabschiedung des neuen belgischen Gesetzes keine größeren feministischen Fortschritte erlebt. “Am 29. Oktober 2022 hatte ich das Glück, mitzuerleben, wie die belgische Regierung das erste Gesetz zur Prävention und Bekämpfung von Femiziden, geschlechtsspezifischen Tötungsdelikten und der ihnen vorausgehenden Gewalt verabschiedete”, sagte sie. Auch wenn Femizide in mehreren lateinamerikanischen Ländern, in Spanien und Italien bereits gesetzlich definiert sind, ist das belgische Gesetz das erste, das die Erhebung von Daten für eine staatliche Statistik über Gewalt gegen Frauen in enger Zusammenarbeit mit belgischen Frauenverbänden ermöglicht, die über den Blog Stop Femicide gesammelt werden. Mit diesem neuen Gesetz unternimmt die belgische Staatssekretärin für Chancengleichheit, Sarah Schiltz, einen wichtigen Schritt zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen. Sie legt die Staatshaftung bei geschlechtsspezifischer Gewalt fest und sorgt für einen besseren Schutz und Unterstützung der Betroffenen. UN Women erklärt Gewalt gegen Frauen zu einer der systematischsten und am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit von Maßnahmen, um alle Formen von Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen und letztlich die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen. Dafür ist die Zusammenarbeit zwischen Aktivisten, gemeinnützigen Organisationen und staatlichen Stellen erforderlich. Die Regierungen sind die mächtigsten Akteure, wenn es darum geht, die notwendigen Regeln zum Schutz der Frauen und ihrer Rechte zu schaffen. Deshalb müssen wir so laut wie möglich darauf hinweisen. Wenn wir unsere Rechte durch Aktivismus verteidigen und ein Bewusstsein für das Problem schaffen, werden die Regierungen zum Handeln gezwungen. Die Blogfotos sind von Bartosz Brzezinski über Flickr Creative Commons.

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