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ONE: Können die G20 Isolationismus trotzen und Führungsstärke beweisen bei einer Partnerschaft mit Afrika? 

Ohne eine echte Partnerschaft mit Afrika sind keine langfristigen Lösungen für Herausforderungen durch Migration, Terrorismus und Klima möglich – vor allem die wachsende junge Bevölkerung muss einbezogen werden

Berlin, 4. Juli 2017. Die G20 reklamieren die Verantwortung für die globale Wirtschaft für sich. Nun müssen sie beweisen, dass sie dieser Verantwortung trotz der Ablenkungsmanöver durch den US-Präsidenten Donald Trump nachkommen. Das Verhalten des US-Präsidenten entlässt die übrigen G20-Staaten nicht aus ihrer Führungsverantwortung. Gerade jetzt, nach der Zeitverschwendung des G7-Gipfels in Italien, muss der G20-Gipfel in Hamburg dazu beitragen, dass die Globalisierung fairer für alle gestaltet wird. Dazu müssen sich die G20 mit Afrika verbünden, um extreme Armut in der am schnellsten wachsenden Region der Welt zu beenden. Sie sollten auch globale Maßnahmen beschließen, die sicherstellen, dass Frauen und Mädchen nicht länger benachteiligt werden. Und sie sollten den Klimawandel gemeinsam mit den Menschen bekämpfen, die am stärksten betroffen sind.

Die Bevölkerung Afrikas wird sich bis 2050 auf 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln. Ob dieses Bevölkerungswachstum positive oder negative Konsequenzen für Afrika und die globale Wirtschaft hat, hängt letztlich von den afrikanischen Eliten ab, doch eine echte Partnerschaft der G20 mit Afrika ist nichtsdestotrotz essentiell. Angela Merkel hat diese „Partnerschaft mit Afrika“ auf die G20-Agenda gesetzt, jetzt müssen die G20 liefern und ein sinnvolles Vorgehen beschließen. ONE ruft die G20 insbesondere dazu auf, praktische Anstrengungen für mehr Bildung, Beschäftigung und  Beteiligung zu unterstützen.

Stephan Exo-Kreischer, Deutschland-Direktor von ONE, sagt: „Angela Merkel und der Rest des G20-Clubs müssen in Hamburg beweisen, dass die G20 noch relevant sind und die globale Wirtschaft für die Zukunft positionieren können. Der Gipfel in Hamburg ist der Moment der Wahrheit: Sind die G20 noch in der Lage, globale Lösungen zu finden oder hat das populistische Gegröle sie taub gemacht?“ Exo-Kreischer fährt fort: „Die G20 können Probleme wie Migration, Terrorismus und Klimawandel nicht ohne eine visionäre Partnerschaft mit Afrika lösen. In weniger als fünfzig Jahren wird Afrika mehr junge Menschen beherbergen als alle G20-Staaten zusammen. Es war daher richtig von der Bundesregierung, eine Partnerschaft mit Afrika auf die Agenda zu setzen – jetzt müssen sie auch liefern, vor allem in den Bereichen Bildung, Beschäftigung und Beteiligung und mit der Agenda 2030 als Richtmarke. Die G20 müssen außerdem dafür sorgen, dass diese Partnerschaft nicht zu einer Eintagsfliege für nur einige ausgewählte afrikanische Staaten verkommt.“

Gerade hinsichtlich der Beschäftigungsmöglichkeiten für die afrikanische Jugend sind Nachbesserungen nötig: „Die G20-Initiative „Compacts mit Afrika“ ist ein guter Anfang, doch müssen die Compacts auf fragile Staaten und die am wenigsten entwickelten Länder ausgeweitet werden. Dort leben die meisten Menschen, die von extremer Armut betroffen sind und außerdem ist das Bevölkerungswachstum in diesen Staaten besonders hoch“, so Exo-Kreischer.

Die neue Partnerschaft mit Afrika muss zudem über Investitionen des Privatsektors hinausgehen und öffentliche Investitionen, auch mehr Entwicklungsgelder, beinhalten –  insbesondere im Bildungsbereich. Exo-Kreischer sagt: „Aktuell gehen 51 Millionen Mädchen in Afrika und 130 Millionen weltweit nicht in die Schule. Um dieses Problem  zu bekämpfen, sollten sich die G20 darauf einigen, sowohl die Globale Bildungspartnerschaft als auch Education Cannot Wait zu unterstützen. Doch selbst wenn diese beiden Instrumente ausreichend finanziert werden, besteht noch immer eine Finanzierungslücke für Bildung von 9 Milliarden Euro. Deshalb sollten die G20 beschließen, den Vorschlag des UN Generalsekretärs zu unterstützen, der ein neues innovatives Finanzierungsinstrument für Bildung vorsieht.“

Traditionell beschäftigen sich die G20 mit der internationalen Finanzstruktur. Transparenzregeln für Unternehmen und Trusts zu ändern, kann Korruption und Geldwäsche reduzieren und die Beteiligung der afrikanischen Zivilgesellschaft massiv stärken. „Im Kampf gegen Korruption müssen die G20 dafür sorgen, dass die Zivilgesellschaft Geldflüsse nachverfolgen kann. Ein Kernelement ist das vorgeschlagene öffentliche Register über die wirtschaftlichen Berechtigten von Unternehmen und Trusts. Scheinfirmen sind aktuell die Fluchtautos der Korrupten. Es ist scheinheilig, die afrikanischen Regierungen zu besserer Regierungsführung, mehr Transparenz und Rechtsstaatlichkeit aufzurufen während innerhalb der G20 und global Maßnahmen zu mehr Transparenz blockiert werden“, so Exo-Kreischer.

Informationen für Journalisten

  • ONE ist während des G20 Gipfels in Hamburg: Stephan Exo-Kreischer und Friederike Röder stehen für Briefings und Interviews auf Deutsch, Englisch und Französisch zur Verfügung. Stephan Exo-Kreischer ist Deutschland-Direktor von ONE. Seit Juli 2016 leitet er das Berliner Büro, zuvor arbeitete u.a. acht Jahre für die Deutsche Welthungerhilfe, unter anderem als Leiter des Berliner Büros. Exo-Kreischer ist Experte für deutsche und internationale Entwicklungspolitik mit den Schwerpunkten Globale Gesundheit und Landwirtschaft sowie Ernährungssicherheit in Entwicklungsländern. Friederike Röder, Globale Direktorin von ONE für die G7, G20 und globale Sicherheit und Entwicklung, ist Politikwissenschaftlerin mit 12 Jahren Berufserfahrung in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit (u.a. OECD, GIZ). Sie hat bereits mehrere G7 und G20-Prozesse und Gipfel begleitet. Sie gibt regelmäßig Interviews auf Englisch, Französisch und Deutsch (Al Djazeera, BBC, France 24, Deutsche Welle). Kontaktdaten finden Sie untenstehend.
  • ONE hat folgende Kernforderungen an die G20:

Bildung: Für globale Bildung besteht eine Finanzierungslücke von 9 Milliarden Euro. Die G20 können dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Dazu müssen sie einerseits beschließen, dass ein innovatives Finanzierungsinstrument für Bildung eingeführt wird. Andererseits müssen sie sich verpflichten, die Finanzierung bestehender Bildungsprogramme wie die Globale Bildungspartnerschaft und Education Cannot Wait zu sichern.

Beschäftigung: Die G20 sollten bis Ende des Jahres 2017 einen ambitionierten 3-Jahresplan für die Compacts mit Afrika vorlegen, der auch den Menschen zugutekommt, die am stärksten von extremer Armut betroffen sind. Zusätzlich sollten sie mehr fragile und am wenigsten entwickelte Staaten in das Programm aufnehmen.

Beteiligung und Transparenz: Die G20 sollten sich auf ein öffentliches Register für die wirtschaftlich Berechtigten von Unternehmen und Trusts einigen, um Korruption und Geldwäsche zu bekämpfen. Jedes Jahr verlassen 89 Milliarden US-Dollar den afrikanischen Kontinent durch Geldwäsche, fragwürdige Geschäfte und illegale Steuerhinterziehung. Afrikanische Regierungen müssen illegale Finanzflüsse stärker bekämpfen, doch die G20 spielen hier eine besondere Rolle, denn die meisten Scheinfirmen und  Trusts sind in G20-Ländern beheimatet.

  • ONE hat den G20 außerdem Vorschläge für die Women Entrepreneurship Facility und für Maßnahmen der Globalen Gesundheit gemacht, insbesondere im Bereich der Stärkung von Gesundheitssystemen und der Bereitschafts- und Reaktionsplanung bei Pandemien. Für die detaillierten Vorschläge von ONE an die G20, wenden Sie sich bitte an die unten genannten Kontakte.
  • ONEs Bericht „Afrikas Jahrhundert: Am 08. Juni veröffentlichte ONE einen Bericht, der zeigt, dass die Zahl der jungen Menschen in Afrika bis 2050 die Zahl der jungen Menschen der gesamten G20 übersteigen wird. Dies birgt eine große Chance, wenn die G20 und Afrika jetzt die Gelegenheit für eine starke Partnerschaft ergreifen. Durch gemeinsame Anstrengungen und Investitionen in Bildung, Beschäftigung und Beteiligung können genügend Berufe und Perspektiven für diese junge Generation geschaffen werden. Dies könnte zu einem Anstieg des afrikanischen Bruttoinlandsprodukts von 500 Milliarden US-Dollar für die nächsten 30 Jahre führen und zudem die Weltwirtschaft ankurbeln.

Pressekontakt (auch bei Interviewanfragen):      
Karoline Lerche (5. – 9.7. in HH):  0173/2490094; [email protected]
Scherwin Saedi (6. – 9.7. in HH): 0152/03771429; [email protected]
Annabel Hervieu (5. – 9.7. in HH): +33 6 31 22 89 68; [email protected]