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Neue Studie: Bis zu 3 Millionen neue Aids-Tote aufgrund von Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit

ONE mahnt Politik an: Es droht ein Rückfall in die 1990er-Jahre

Berlin, 27. März 2025. Durch Kürzungen der Entwicklungszusammenarbeit in westlichen Geberländern besteht die Gefahr, dass sich bis 2030 weltweit bis zu 10 Millionen zusätzliche Menschen mit HIV infizieren. Knapp drei Millionen weitere Menschen drohen zudem an den Folgen einer Aids-Erkrankung zu sterben. Das zeigt eine neue Studie des Burnet Institute im Auftrag einer internationalen Forschungsinitiative zur globalen Gesundheitsfinanzierung. Die Ergebnisse wurden heute in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet HIV veröffentlicht.

Die Studie untersucht in verschiedenen Szenarien die Auswirkungen der geplanten und diskutierten Kürzungen der Entwicklungszusammenarbeit in den größten Geberländern – darunter Deutschland, die USA, das Vereinigte Königreich, Frankreich und die Niederlande. Rund 90 Prozent der Mittel für die globale HIV-Bekämpfung stammen aus diesen fünf Ländern. 

Die Ergebnisse sind alarmierend: Mühsam erzielte Fortschritte der letzten Jahrzehnte drohen zunichtegemacht zu werden. Die Zahl der Neuinfektionen könnte wieder auf das Rekordniveau der 1990er-Jahre steigen. Die Entwicklungsorganisation ONE fordert die kommende Bundesregierung und andere Geberländer auf, geplante Kürzungen dringend zu stoppen und stattdessen in eine verstärkte Bekämpfung von HIV/Aids zu investieren. Dies sei entscheidend, um Millionen Menschenleben zu retten und die bisherigen Erfolge nicht zu gefährden.

Lisa Ditlmann, Deutschland-Chefin von ONE, sagt: „Noch vor 40 Jahren galt eine HIV-Infektion als sicheres Todesurteil. Lange Zeit gab es kaum bezahlbaren Medikamente gegen die Krankheit, schon gar nicht in Ländern des Globalen Südens. Anti-Aids-Programme wie die US-Initiative PEPFAR oder der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Zahl der HIV-Neuinfektionen deutlich zurückgegangen ist. Das war das Ergebnis einer weltweiten Kraftanstrengung. Die beschlossenen und geplanten Kürzungen in den westlichen Geberländern drohen uns in kurzer Zeit wieder um 30 Jahre zurückzukatapultieren. Das müssen wir mit aller Kraft verhindern. Daher richtet sich unser Appell auch an die derzeit stattfindenden Koalitionsverhandlungen: Kürzungen kosten Menschenleben. Wir können uns die von Ihnen diskutierten Einsparungen in der Entwicklungszusammenarbeit nicht leisten.”

Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesentwicklungsministerin a.D., sagt: „Wer die Zahlen dieser Studie liest, blickt in einen Abgrund menschlichen Leids, das wir unbedingt verhindern müssen. Wer jemals in die Augen von Betroffenen geblickt hat, weiß wovon ich spreche. Es wäre aber darüber hinaus unverantwortlich, HIV/Aids, diese brandgefährliche Epidemie, wieder zurückkommen zu lassen, nachdem wir sie mühsam aber erfolgreich zurückdrängen konnten.“


Informationen für Journalist*innen:

  • Den vollen Bericht finden Sie hier: https://bit.ly/Lancet_HIV2030  
  • Eine Übersicht der wichtigsten Studienergebnisse:
    • Seit 2010 sind die jährlichen HIV-Neuinfektionen in den 26 untersuchten Ländern um 8,3 Prozent und die HIV-bedingten Todesfälle um 10,3 Prozent gesunken. 
    • Die Studie hat fünf Szenarien über die HIV-Inzidenz und -Mortalität von 2025 bis 2030 errechnet. Das Worst-Case-Szenario sah die Einstellung der US-amerikanischen Anti-Aids-Initiative PEPFAR sowie eine Kürzung der Finanzierung zur HIV-Bekämpfung um 24 Prozent vor. 
    • In diesem Szenario könnten die Kürzungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMCs, Low- & Middle-Income Countries) bis 2030 zu 10,75 Millionen zusätzlichen HIV-Infektionen und 2,93 Millionen zusätzlichen Todesfällen führen. Die Zahl der Neuinfektionen würde auf das Niveau von 2010 steigen und Erfolge von über einem Jahrzehnt zunichtemachen. Im schlimmsten Fall könnten die jährlichen Neuinfektionen sogar das Rekordhoch von 3,3 Millionen aus dem Jahr 1995 übertreffen.
    • Zwischen 2025 und 2030 drohen sich zusätzlich 404.200 Kinder mit HIV zu infizieren – ein Anstieg um 221 Prozent. Das würde zu 55.600 zusätzlichen Todesfällen bei Kindern führen (ein Zuwachs von 110 Prozent). 
    • Besonders gefährdete Gruppen – darunter Menschen, die Drogen injizieren, Männer, die Sex mit Männern haben, Sexarbeiter*innen und ihre Kunden sowie Trans- und nicht-binäre Personen – sind überdurchschnittlich stark auf internationale Finanzierung angewiesen.
    • Selbst wenn das US-Hilfsprogramm PEPFAR nach einem Stopp von 12 -24 Monaten wieder vollständig eingeführt würde, könnte es 20 bis 30 Jahre dauern, bis die Bekämpfung von Aids als globale Gesundheitsbedrohung wieder auf Kurs ist. 

ONE ist eine globale überparteiliche Organisation, die sich für wirtschaftliche Chancen und ein starkes Gesundheitswesen in Afrika einsetzt. Dafür fordern wir die nötigen Investitionen. Unsere Arbeit stützt sich auf belastbare Daten und umfasst Aktivismus an der Basis, politische Bildung und politisches Engagement sowie strategische Partnerschaften, um die Politik zu überzeugen. Mehr auf www.one.org.  

Pressekontakt:
Scherwin Saedi:
0152 / 03 77 14 29, [email protected]
Pia Schwaiger: 0151 / 420 514 17, [email protected]