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Globale Bildungskrise: ONE ruft Weltgemeinschaft zu Investitionen in Bildung auf

  • 130 Millionen Mädchen weltweit ohne Zugang zu Bildung
  • Senegals Präsident Sall und Frankreichs Präsident Macron richten gemeinsame Finanzierungskonferenz für Bildung aus
  • ONE steht in Dakar und Berlin für Interviews und Einschätzungen bereit

Berlin, 31. Januar 2018. Am kommenden Freitag findet die Finanzierungskonferenz der Globalen Bildungspartnerschaft (Global Partnership for Education – GPE) in Dakar (Senegal) statt. Zusammen mit anderen Entwicklungsorganisationen fordert ONE, dass Deutschland seinen jährlichen Beitrag an die GPE von derzeit neun auf 100 Millionen Euro erhöht – ein an der deutschen Wirtschaftskraft bemessener fairer Anteil.

Franziska Perlick, politische Referentin von ONE, sagt: „Wir erleben derzeit eine globale Bildungskrise. Obwohl die junge Bevölkerung vor allem in Afrika rasch wächst, sinkt der Anteil der globalen Entwicklungshilfe (ODA), der in Bildung investiert wird. Derzeit haben 130 Millionen Mädchen keinen Zugang zu Bildung. Gerade in den ärmsten Ländern haben sie es besonders schwer. In Subsahara-Afrika alleine besuchen sechs Millionen mehr Mädchen keine Schule als Jungen. Bei Mädchen, die keine Schule besuchen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie früh verheiratet werden, sich mit Krankheiten wie HIV anstecken und jünger sterben. Gleichzeitig haben Mädchen und Frauen das größte Potential, Armut zu beenden – wenn man sie lässt.“

Um der weltweiten Bildungskrise entgegenzutreten, richten der senegalesische Präsident Macky Sall und sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron am 02. Februar die Finanzierungskonferenz der Globalen Bildungspartnerschaft (GPE) in Dakar aus. Die GPE hat sich zum Ziel gesetzt, die Bildungssysteme in den ärmsten Ländern zu verbessern, um insbesondere Kindern, die am stärksten von Armut und Konflikten betroffen sind, den Zugang zu hochwertiger Bildung zu ermöglichen.

Seit 2002 ist der Anteil der Bildungsausgaben an der globalen Entwicklungshilfe (ODA – Official Development Assistance) von 13 auf zehn Prozent gesunken, während die ODA-Gesamtausgaben gestiegen sind. Die Kosten dieser fehlenden Investitionen bekommen wir deutlich zu spüren. Laut neuer Analysen von ONE kostet der Mangel an hochwertiger Bildung in Entwicklungsländern täglich 2.800 Menschen das Leben. Die Vorteile für Bildungsinvestitionen sind enorm, insbesondere, wenn Mädchen gestärkt werden. Entwicklungsländern entgehen täglich mindestens 308 Millionen US-Dollar dadurch, dass sie Mädchen nicht den gleichen Zugang zu Bildung ermöglichen wie Jungen.

Gayle Smith, Präsidentin von ONE, sagt: „Scheitern wir in Dakar, wird es uns sehr teuer zu stehen kommen. Die Kosten für Millionen Kinder auf der Welt, die Weltwirtschaft, globale Stabilität und die Stärkung von Frauen wären einfach zu hoch. Wenn die Staats- und Regierungsoberhäupter in Dakar allerdings entschieden handeln, können wir alle davon profitieren – sowohl bei Gesundheit und Wohlstand als auch bei Sicherheit.“

Viele afrikanische Staaten führen bereits notwendige Reformen im Bildungsbereich durch und visieren zudem das Ziel an, 20 Prozent ihrer Haushalte für Bildung aufzuwenden. Die afrikanische Bevölkerung wird sich bis 2050 auf 2,5 Milliarden Menschen verdoppeln. Davon wird die Hälfte unter 25 Jahren alt sein. Der Bevölkerungsboom kann die Grundlage für eine demografische Dividende werden. Dazu sind Investitionen in die Bildung und Jugend unabdingbar.

Smith weiter: „Ich bin soeben beim Gipfel der Afrikanischen Union in Äthiopien gewesen und habe dort den Eindruck gewonnen, dass die Staats- und Regierungsoberhäupter ihre Verantwortung gegenüber der Jugend ihrer Länder Ernst nehmen und in sie investieren wollen. Jetzt ist die Zeit für Geber, sie darin zu unterstützen und ihren Teil beizutragen. Viele Regierungen Afrikas sind sich sehr wohl bewusst über die Möglichkeiten, die sich ihnen bieten, wenn sie die anstehenden Herausforderungen meistern. Dakar sollte ein Wendepunkt für den Zugang zu hochwertiger Bildung sein – keine verpasste Gelegenheit.“

Deutschland hält sich mit seinem Engagement für die GPE bisher zurück. Dazu sagt Perlick: „Auch, wenn die Koalitionsverhandlungen gerade in vollem Gange sind: Die derzeitige innenpolitische Situation entlässt Deutschland nicht aus seiner internationalen Verantwortung. Die neun Millionen Euro jährlich, mit denen die Bundesregierung die GPE ab 2018 unterstützt, reichen hinten und vorne nicht, um die globale Bildungskrise in den Griff zu kriegen. Der faire Anteil Deutschlands an der Finanzierung der Globalen Bildungspartnerschaft liegt bei 100 Millionen Euro jährlich. Die geschäftsführende Bundesregierung und das Parlament wären gut beraten, heute weitsichtig zu investieren. Die Vorteile liegen auf der Hand. Falls wir diese Bildungskrise nicht in den Griff bekommen, wird uns das langfristig deutlich teurer zu stehen kommen.“

Informationen für Journalist*innen:

  • ONE ist während der GPE-Finanzierungskonferenz vor Ort in Dakar. Für Interviews stehen bereit:
    • Gayle Smith: Präsidentin von ONE (Englisch)
    • Rudo Kwaramba-Kayombo: Direktorin von ONE in Afrika (Englisch)
    • Friederike Röder: Direktorin von ONE in Frankreich (Deutsch, Französisch, Englisch)
    • Oulie Keita: Repräsentantin für das frankophone Afrika (Französisch, Englisch)
  • Für alle Anfragen vor Ort steht Annabel Hervieu (Englisch, Französisch) zur Verfügung: [email protected] / +33631228968 / +221 7 812 33 318
  • Für die kommende Finanzierungsperiode (2018-2020) will die GPE 3,1 Milliarden US-Dollar von Geberländern Wird die GPE voll finanziert, können damit:
    • 26 Millionen weiteren Kindern eine Schule besuchen
    • über 1,7 Millionen Lehrer*innen ausgebildet werden
    • über 23.000 Klassenzimmer gebaut werden
    • über 200 Millionen Lehrbücher verteilt werden.
  • Das Ziel für Entwicklungsländer ist, 20 Prozent ihrer Budgets für Bildung aufzuwenden.
  • Der Anteil der Bildungsausgaben an der globalen Entwicklungshilfe ist seit 2002 von 13 auf 10 Prozent gesunken.
  • ONEs Bericht „Wo es für Mädchen am schwersten ist, in die Schule zu gehen“ zeigt die zehn Länder auf, in denen Mädchen vor den größten Hürden stehen, um Zugang zu Bildung zu erhalten. Neun dieser Länder liegen in Afrika. Alle betroffenen Länder sind fragile Staaten.

ONE ist eine entwicklungspolitische Lobby- und Kampagnenorganisation zur Bekämpfung von extremer Armut und vermeidbaren Krankheiten, insbesondere in Afrika. Im Dialog mit der Öffentlichkeit und politischen Entscheidern setzt sich ONE für kluge und effektive Politikansätze und Programme ein, um Aids und vermeidbare Krankheiten zu bekämpfen, Investitionen in Landwirtschaft und Ernährung zu erhöhen und mehr Transparenz bei Maßnahmen zur Armutsbekämpfung zu schaffen. Knapp 9 Millionen Menschen unterstützen die überparteiliche Arbeit von ONE mit ihrer Stimme. Mehr Informationen gibt es auf www.one.org und auf Twitter: @ONEDeutschland

 

Pressekontakt:

Scherwin Saedi, 030/319 891 578, 0152/037 71 429, [email protected]