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Analphabetismus: Mehr als die Hälfte der 10-Jährigen weltweit bis Ende 2021 betroffen

ONE fordert 110 Millionen Euro jährlich für globale Bildung

Berlin, 28. Juli 2021. Zur morgigen Wiederauffüllungskonferenz der Globalen Partnerschaft für Bildung (Global Partnership for Education, GPE) fordert die Entwicklungsorganisation ONE von der deutschen Bundesregierung eine jährliche Finanzierung von 110 Millionen Euro für Grundschulbildung und globale Bildungsgerechtigkeit.

Der Lost Potential Tracker von ONE zeigt, dass es seit 2015 – dem Jahr, in dem die UN-Nachhaltigkeitsziele beschlossen wurden – weltweit rund 400 Millionen Kinder bis zum zehnten Lebensjahr nicht geschafft haben, grundlegende Lese- und Schreibfähigkeiten zu erlangen. Die Zahl steigt jeden Tag um knapp 200.000 Kinder. Bis zum Ende dieses Jahres könnten somit 70 Millionen – oder mehr als die Hälfte aller 10-Jährigen weltweit – von Analphabetismus betroffen sein. Dazu kommt, dass zwei Drittel der Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen seit Beginn der Corona-Pandemie ihre Bildungsbudgets kürzen mussten. Die Pandemie droht die Bildungsfortschritte in diesen Ländern um sechs Jahre zurückzuwerfen.

Karoline Lerche, Interims-Direktorin von ONE Deutschland, sagt: “Welche Gesellschaft kann es sich leisten, dass Kinder nicht zur Schule gehen? Keine. Unsere Zahlen zeigen: Regierungen weltweit versagen dabei, der Bildung von Kindern Priorität einzuräumen. Damit verpassen wir nicht nur unsere Bildungsversprechen bis 2030, sondern laufen auch Gefahr, die nächste Generation von Ärzt*innen, Lehrer*innen und Führungskräften zu verlieren.”

“Deutschland ist das größte Geberland für Bildung weltweit und investiert vor allem in Berufsbildung. Die greift aber nicht, wenn Kindern und jungen Erwachsenen die Grundkenntnisse fehlen. Wenn wir ernsthaft verhindern wollen, dass sich die Bildungskrise zu einer Katastrophe ausweitet, muss jetzt mehr in Grundschulbildung investiert werden. Die ganze Welt versucht, der Corona-Pandemie zu trotzen. Aber das darf nicht auf Kosten der Zukunft der Kinder geschehen. Unsere Welt hängt von besserer Bildung ab.”

Die GPE verfolgt das Ziel, Bildungssysteme in den ärmsten Ländern zu verbessern. Sie will insbesondere Kindern, die am stärksten von Armut und Konflikten betroffen sind, Zugang zu hochwertiger Bildung ermöglichen. Bei ihrer Finanzierungskonferenz am 28.- 29. Juli benötigt die GPE mindestens fünf Milliarden US-Dollar. Mit Investitionen in dieser Höhe können bis 2025 175 Millionen Kinder einen Schulunterricht besuchen. Langfristig führt das zu einem Gewinn von 164 Milliarden Dollar für die Volkswirtschaften der Partnerländer. Außerdem könnten sich – durch Bildung – rund 18 Millionen Menschen aus der Armut befreien. Um das Gesamtziel zu erreichen, muss Deutschland in den nächsten fünf Jahren mindestens 550 Millionen Euro bereitstellen.

Informationen für Journalist*innen:

Die wichtigsten Fakten im Überblick:

  • Das zehnte Lebensjahr ist das Alter, in dem Kinder nicht mehr Lesen lernen, sondern “Lesen, um zu lernen”. Können sie bis dahin lesen, erhöht das ihre Chancen signifikant, selbst für ein Einkommen zu sorgen und einen wertvollen Beitrag für ihre Gesellschaft zu leisten.
  • Fast sechs Millionen Kinder werden jeden Monat zehn Jahre alt, ohne richtig lesen und schreiben zu können. Das entspricht der Hälfte aller Schüler*innen in Deutschland.
  • Schon vor der Corona-Pandemie konnten 90 Prozent der Zehnjährigen in Ländern mit niedrigem Einkommen einen einfachen Satz nicht lesen und verstehen. Während der Pandemie hat jedoch ein Drittel aller Kinder weltweit nicht die Möglichkeit, zu Hause den Schulunterricht fortzusetzen. Sie lernen während der Schulschließungen nicht weiter.
  • Nach Ende der Pandemie können 20 Millionen Mädchen im Sekundarschulalter nicht in die Schule zurückkehren.

ONE ist eine internationale Bewegung, die sich für das Ende extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten bis 2030 einsetzt. Damit jeder Mensch ein Leben in Würde und voller Chancen führen kann. Wir sind überparteilich und machen Druck auf Regierungen, damit sie mehr tun im Kampf gegen extreme Armut und vermeidbare Krankheiten, insbesondere in Afrika. Zudem unterstützt ONE Bürger*innen dabei, von ihren Regierungen Rechenschaft einzufordern. Mehr Informationen auf www.one.org.

Pressekontakt:
Corinna Robertz: 0157 382 460 21, [email protected]
Simona Maue: 030 223 898 96, [email protected]