1. Startseite
  2. Neuigkeiten
  3. Welternährungstag: Ziel „Zero Hunger 2030“ in Gefahr

Welternährungstag: Ziel „Zero Hunger 2030“ in Gefahr

Aktuelles

Am 16. Oktober ist Welternährungstag. Die Vereinten Nationen haben ihn ins Leben gerufen, um auf die Menschen, aufmerksam zu machen, die weltweit von Hunger betroffen sind. Außerdem werden Lösungen gegen den Hunger thematisiert. Laut dem Welthungerindex (WHI) stagniert der Kampf gegen Hunger. 

In den letzten Jahren hat sich der Kampf gegen Hunger stark verlangsamt. Das liegt an den vielfältigen Krisen weltweit. Noch in den vorhergehenden Jahrzehnten gab es Fortschritte und das Ziel den Hunger bis 2030 zu überwinden (Zero Hunger) schien näher zu rücken. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie Welthungerindex (WHI). Der Welthungerindex misst verschiedene Indikatoren, um herauszufinden, wo Menschen am meisten von Hunger betroffen sind. Manchmal wird auch das englische Wort Global Hunger Index (GHI) verwendet. Am größten ist die Ernährungsunsicherheit in Afrika südlich der Sahara. 

Afrika: Hungerlage ist ernst 

In Afrika südlich der Sahara ist die Bedrohung durch Hunger „ernst“. Seit 2000 hat die Nahrungsmittelknappheit dort zwar abgenommen, doch seit 2016 sind in der Region kaum mehr Fortschritte zu verzeichnen. Auch in Südasien bleibt die Bedrohung durch Hunger weiterhin „ernst“. Es gibt aber auch Länder, in denen der Hunger weniger geworden ist. So haben die Zahlen in Togo in Westafrika und in Ruanda sowie Uganda in Ostafrika abgenommen. 

Der Welthunger-Index wird von der Welthungerhilfe, dem Alliance2015-Partner Concern Worldwide und dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum herausgegeben. Foto: Welthungerhilfe.

Sierra Leone: Erfolgreich gegen Hunger 

Sierra Leone hat laut des WHI durch gezielte Maßnahmen den Hunger erfolgreich reduziert. Im Jahr 2000 hatte das westafrikanische Land noch einen WHI-Wert von 57,8 in der obersten Kategorie „gravierend“. Heute liegt der Wert bei 28,5 (Kategorie „ernst“). Diese Verbesserung wurde unter anderem durch kontinuierliche Investitionen, Frühwarnsysteme, solide Politik und Klimaanpassung erreicht.  

Doch diese Verbesserung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Sierra Leone noch viele Menschen nicht ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung haben. Knapp ein Viertel der Bevölkerung sind unterernährt und können ihren Kalorienbedarf nicht decken. Außerdem ist ein Viertel der Kinder unter fünf Jahren chronisch unterernährt, sodass sich ihr Wachstum verzögert. Von 100 Kindern stirbt jedes neunte vor seinem fünften Geburtstag.  

Wie viele Menschen betrifft Hunger weltweit? 

Der globale WHI-Wert liegt bei 18,3, was einen „mäßigen Hunger“ bedeutet. Im Vergleich zu 2016 (WHI 19) hat der globale Hunger nur wenig abgenommen. Der Hunger ist weltweit ungleich verteilt: In 27 Staaten hat der Hunger in den letzten Jahren wieder zugenommen. Außerdem ist Hunger sexistisch: Weltweit sind 60 Prozent der Menschen, die an Nahrungsmittelknappheit leiden, weiblich. Die Indikatoren, also die konkret messbaren Größen, von denen die Studie auf die Ernährungslage schließt sind Unterernährung, Wachstumsverzögerung bei Kindern, Auszehrung bei Kindern und Kindersterblichkeit. Hohe WHI-Werte bedeuten mehr Hunger, niedrige WHI-Werte wenig Hunger. 

Mütter halten in ihren Armen ihre Kinder in Decken gewickelt in einem Krankenhaus im Senegal.
In Kaolack im Senegal kommen Mütter, die nicht ausreichend Nahrung für sich und ihre Kinder haben in das Krankenhaus und bekommen medizinische Behandlung und Beratung zu guter Ernährung. Foto: Images of Empowerment.

Die größte Ursache für Hunger sind Kriege, wie in Gaza oder im Sudan. In der sudanesischen Region Nord-Darfur, wurde diesen Sommer das erste Mal seit 7 Jahren eine Hungersnot festgestellt. 730.000 Kinder werden dort dieses Jahr wahrscheinlich unter akuter Mangelernährung leiden. Eine Hungersnot ist die gefährlichste Stufe auf der Skala für Ernährungssicherheit. Wirtschaftliche Instabilität verschärft Hunger ebenfalls. Außerdem bedrohen die Auswirkungen des Klimawandels Ernährungssysteme. Das heißt sowohl landwirtschaftliche Nutzflächen als auch Transportwege für Nahrungsmittel sind durch den Klimawandel in Gefahr.  

Angesichts der Krisen reduzieren viele Staaten ihre Budgets für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit, während sie die Ausgaben für das Militär erhöhen. Mit humanitären Hilfs- und Entwicklungszahlungen werden auch oft Maßnahmen gegen Hunger unterstützt. Deshalb verschärfen die gesunkenen Budgets die Situation von hungernden Menschen weltweit.   

Lösungen gegen Hunger  

Anfang der 2000er war die Steigerung der Produktivität in der Landwirtschaft die populärste Lösung gegen Hunger. Doch in den folgenden Jahren wurde klar, dass dies angesichts der hungertreibenden Krisen nicht ausreicht. Ganzheitliche Lösungsansätze schauen auf die nationale und internationale Politik. Vor dem Hintergrund der Klimakrise müsse Gerechtigkeit und Resilienz gestärkt sowie politische Führung und politische Verantwortung übernommen werden, so der Bericht. Konkret bedeutet letzteres beispielsweise, dass Länder im Globalen Norden Verantwortung als Hauptverursacher der Klimakrise übernehmen.  

Landwirtschaftliche Felder in Kapstadt in Südafrika. Foto: Pexels, Tarynn Elliott. 

Die Hilfsorganisation Brot für die Welt schlägt elf Schritte zur Bekämpfung des Hungers vor. Dabei stehen Menschenrechte, gerechter Landbesitz und die Förderung von Agrarökologie im Mittelpunkt. Statt industrieller Landwirtschaft soll vielfältiges Saatgut und klimafreundlicher Anbau unterstützt werden. Faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft sind ebenso wichtig, wie der Aufbau regionaler Ernährungssysteme. Gefordert werden zudem ein gerechter Agrarhandel, die Eindämmung von Spekulation mit Nahrungsmitteln und der Vorrang von Menschenrechten vor Profitinteressen. Die Stärkung von Frauenrechten und der Ausbau sozialer Sicherungssysteme soll allen Menschen den Zugang zu ausreichender Nahrung ermöglichen. 

Seit wann gibt es den Welternährungstag? 

1945 haben die Vereinten Nationen am 16. Oktober die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) gegründet. Seit 1979 haben sie den internationalen Welthungertag eingeführt, der die Aufmerksamkeit auf das Problem des Hungers weltweit lenkt. Später wurde der Tag in Welternährungstag umbenannt, um Lösungen für die Hungerkrisen zu beton