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Was passiert in Madagaskar?

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In Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars, weht auf den Dächern eine ungewöhnliche Flagge: ein Totenkopf auf schwarzem Grund, inspiriert von der Jolly Roger aus dem Manga One Piece. Doch der Strohhut wurde durch den pink-grünen Satroka-Bucket-Hut der Besileo ersetzt – ein Symbol der jungen Protestbewegung, die das Land seit September 2025 verändert.

Was mit Frust über Stromausfälle begann, ist zur mächtigen Bewegung geworden. Tausende Menschen – viele aus der Generation Z – demonstrieren gegen Armut, Korruption und politische Stillstände.

Proteste in Unterstützung mit den Demonstrationen in Madagaskar. Foto: Pexels

Das Land

Madagaskar ist eine Inselgruppe vor der Ostküste Afrikas, berühmt für seine rote Erde, Vanilleplantagen, Trauminseln wie Nosy Be und Tierarten, die es nirgendwo anders gibt. Doch hinter den Postkartenmotiven steckt ein Land, das zu den ärmsten der Welt zählt: Laut Weltbank leben drei Viertel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Seit Jahren prägen soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und politische Krisen den Alltag der rund 30 Millionen Menschen. Jetzt Ex-Präsident Andry Rajoelina, einst Hoffnungsträger, regiert seit 2009. Inzwischen steht er für viele junge Madagass*innen für Vetternwirtschaft und Selbstbereicherung – ein Präsident, der lieber eine Seilbahn baut als Stromleitungen zu reparieren.

Die Hauptstadt Antananarivo. Foto: Pixabay

Auslöser der Gen-Z-Proteste

Als im September 2025 in Antananarivo erneut tagelang Wasser und Strom ausfielen, gingen Zivilist*innen auf die Straße. Polizei und Militär reagierten mit Gewalt, es kam zu Plünderungen, mindestens 22 Menschen starben. Statt die Wut zu dämpfen, entließ Rajoelina einige Minister.

Während der Präsident in New York an der UN-Generalversammlung teilnahm, brannten in der Hauptstadt Reifen und Barrikaden. Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Gummigeschosse ein, Demonstrierende zündeten Häuser von Regierungsmitgliedern an. In den sozialen Netzwerken formierte sich der Widerstand: Die Facebook-Seite „Gen Z Madagascar“ sammelte binnen Tagen zehntausende Follower*innen. Von dort wechselte die Organisation auf Discord und Signal um sich zu organisieren.

Der Wendepunkt

Am 11. Oktober 2025 schloss sich eine Militäreinheit namens CAPSAT den Demonstrierenden an. Zwei Tage später erklärte sie, alle militärischen Kräfte im Land zu kontrollieren. Präsident Rajoelina floh, das Militär übernahm offiziell die Macht.

Das oberste Gericht übertrug dem Militär eine Übergangsverwaltung. Alle staatlichen Institutionen wurden aufgelöst – außer der Nationalversammlung, deren Abgeordnete Rajoelina bereits ihr Misstrauen ausgesprochen hatten. Der neue Übergangspräsident heißt Oberst Michael Randrianirina. Innerhalb von zwei Jahren sollen neue zivil geführte Strukturen aufgebaut werden.

Internationale Reaktionen

Die Afrikanische Union hat Madagaskar nach dem Putsch suspendiert, die Vereinten Nationen äußerten Besorgnis. Frankreichs Präsident Macron verurteilte den Umsturz, das deutsche Außenministerium fordert von allen Akteur*innen, demokratischen Prinzipien zu folgen.

Auf den Straßen von Antananarivo herrscht Aufbruchsstimmung. Die Protestierenden wollen mit der Übergangsregierung über Reformen sprechen – über faire Wahlen, Transparenz und bessere Lebensbedingungen für alle Menschen im Land. Erste Stolpersteine gab es schon: die Ernennung des neuen Premierministers Herintsalama Rajaonarivelo war nicht abgesprochen und die Wahl intransparent.

Madagaskar ist nun Teil einer Reihe afrikanischer Staaten unter früherer französischer Kolonialmacht – von Mali über Niger bis Gabun – in denen das Militär in den letzten Jahren die Macht übernommen hat. Doch diesmal kommt der Wandel von unten: aus Chats, aus dem digitalen Aufbegehren einer Generation, die ihre Zukunft nicht länger verschieben will.

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