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Was passiert in der DR Kongo?

Seit über dreißig Jahren tobt im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRK) ein blutiger Konflikt, der Millionen von Menschen betrifft. Anfang 2025 erreicht die Gewalt eine neue Dimension: Hunderttausende fliehen in den ersten Januartagen vor Kämpfen. Denn Rebell*innen besetzen Ende Januar die Provinzhauptstadt Goma an der Grenze zu Ruanda, in der bereits Tausende Geflüchtete aus dem Umland leben. Der Konflikt hat politische, wirtschaftliche und humanitäre Folgen für die gesamte Region der Afrikanischen Großen Seen. Trotzdem bekommt der Konflikt weltweit nicht viel Aufmerksamkeit.

Das Land

Die Demokratische Republik Kongo liegt im Herzen Afrikas und ist sechsmal so groß wie Deutschland. Das Land liegt am Fluss Kongo, von dem auch ihr Name stammt. Ein großer Teil der DRK ist von Regenwald bedeckt. Etwa 100 Millionen Einwohner*innen leben in der DRK. Damit ist sie eines der Länder mit den meisten Menschen in Afrika. Die meisten leben um die Hauptstadt Kinshasa, ganz im Westen, oder in den Bergbau-Städten im Osten. Etwa 70 % der Kongoles*innen sind in der Landwirtschaft tätig, trotzdem gibt es insgesamt zu wenig Nahrung. Deshalb muss das Land Nahrungsmittel zum Teil im Ausland einkaufen. Mehr als die Hälfte der Menschen leben in absoluter Armut.

Ab 1884 gehörte das Land dem belgischen König und die einheimische Bevölkerung wurde unterdrückt und ausgebeutet. Später übernahm der belgische Staat die Verwaltung des Landes. Nach der Unabhängigkeit der DRK 1960 herrschte Diktator Mobutu Sese Seko dreißig Jahre lang. Seit 1996 gibt es immer wieder Kriege. 2006 fanden die ersten freien Wahlen statt.

Vulkanberge im Virunga Nationalpark im Nordosten des Landes.
Vulkanberge im Virunga Nationalpark im Nordosten des Landes. Foto: Flickr (FiloBosco)

Konfliktparteien im Ostkongo

Der Konflikt findet hauptsächlich in den Provinzen Nord-Kivu und Ituri statt. Dort gibt es rund 120 bewaffnete Gruppen. Sie kämpfen teils gegeneinander, teils mit Unterstützung von Staaten wie Ruanda oder Uganda. Eine der größten Gruppierungen ist die M23-Miliz (Bewegung des 23. März). Sie besteht hauptsächlich aus Tutsi-Kämpfer*innen. Die M23 kontrolliert weite Gebiete, inklusive der Millionenstadt Goma, und profitiert von der Rohstoffausbeutung. Ruanda unterstützt die M23 und bereichert sich auch wirtschaftlich an den Rohstoffen. Auf der anderen Seite kämpfen die kongolesische Armee und lokale Milizen wie die FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas). Die FDLR ist aus den Hutu-Milizen hervorgegangen, die 1994 den Genozid an der Tutsi-Ethnie in Ruanda verübten. Außerdem unterstützen internationale Truppen aus dem südlichen Afrika die DRK. Die DRK hat auch zwei europäische Sicherheitsfirmen engagiert. Eigentlich sollte die UN-Mission Monusco Sicherheit und Stabilität für die Zivilbevölkerung leisten. Aber die Mission wurde nie den Erwartungen gerecht und soll abgezogen werden.

Boote am Kivusee, durch den die Grenze zwischen Ruanda und der DR Kongo verläuft.
Boote am Kivusee, durch den die Grenze zwischen Ruanda und der DR Kongo verläuft. Foto: Flickr (Baron Reznik)

Die Ursachen des Konflikts in der Demokratischen Republik Kongo

Die Gründe für die Konflikte sind vielfältig und tief verwurzelt. Über 200 ethnische Gruppen leben in der DRK. Die Kolonialzeit hat ein System der ethnischen Spaltung und Ausbeutung hinterlassen, das bis heute nachwirkt. Hinzu kommen regionale Spannungen wie der Völkermord an den Tutsi im Nachbarland Ruanda 1994, der die Lage im Kongo destabilisierte. Die von Ruanda unterstützte M23 sieht sich als Schutzmacht der Tutsi in der Region.

Ein schwacher Staat verschärft die Probleme: Institutionen wie Polizei oder Parlament gelten oft als korrupt oder selbst als gewaltfördernd. Vor allem im Osten haben die Menschen keine Perspektive. Für viele ist der Krieg die einzige Möglichkeit, zu überleben.

Außerdem gibt es Kämpfe um fruchtbares Land und Rohstoffe wie Gold und Coltan, das in jedem Handy und Computer steckt. Diese Ressourcen sind Fluch und Segen zugleich: Die Kontrolle über Minen und Handelswege ist ein zentraler Streitpunkt im Konflikt. Milizen und staatliche Akteur*innen profitieren gleichermaßen von Zwangsabgaben, Schmuggel und illegalem Handel, der häufig über Ruanda und Uganda läuft. Fast 40 Prozent des weltweit verarbeiteten Coltans kommt aus der DRK. Seit 2024 ist Ruanda der größte Exporteur von Coltan.

Humanitäre Auswirkungen

Mehr als sieben Millionen Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht, viele von ihnen wurden mehrfach vertrieben. Das sind so viele wie in keinem anderen afrikanischen Land. Ein Großteil der Binnengeflüchteten lebt im Osten des Landes in der Provinz Nord-Kivu, vor allem in der Provinzhauptstadt Goma. Die Lager sind überfüllt und schlecht versorgt. Krankheiten wie Cholera und Mpox verbreiten sich leicht. Frauen und Mädchen werden oft Opfer von sexueller Gewalt, die als Kriegswaffe eingesetzt wird. Außerdem leiden sie unter Zwangsehen, häuslicher Gewalt und einem tiefen sozialen Stigma, das sie oft zum Schweigen zwingt. Der Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege hat mit seiner Arbeit mit Opfern von sexueller Gewalt auf diese Probleme aufmerksam gemacht. Die Vereinten Nationen sagen, dass es in der DRK die meisten Kindersoldat*innen weltweit und die schlimmsten Kinderrechtsverletzungen gibt. Die meisten Kindersoldat*innen werden entführt und zum Kämpfen, Wachen oder Tragen von Dingen gezwungen.

Geflüchtetencamp bei Goma im Osten der DR Kongo.
Geflüchtetencamp bei Goma im Osten der DR Kongo. Foto: Flickr (Caritas International)

Friedensbemühungen

Seit Jahrzehnten gab es immer wieder Friedensverhandlungen und internationale Initiativen, um die Gewalt im Ostkongo zu beenden. Aber bisher scheiterte alles am gegenseitigen Misstrauen, dem fehlenden Willen der Politik und weil die Konfliktparteien und ihre Interessen sehr komplex sind. Die Regierung der DRK unter Präsident Félix Tshisekedi will nicht mit der M23 verhandeln. Friedensarbeit muss auch auf lokaler Ebene passieren, weil besonders Landesstreitigkeiten und fehlende Erwerbsmöglichkeiten zum großen Teil lokalen Ursprungs sind. Juristisch wurde mit der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen mit den Den Haager Tribunalen vor mehr als 10 Jahren gegen einige Rebellenführer begonnen. Auch in Kinshasa gibt es Prozesse. Aber die Geschehnisse in Den Haag oder Kinshasa sind weit weg und erreichen die Bevölkerung im Ost-Kongo nicht.

2012 wurde die Provinzhauptstadt Goma schon einmal eingenommen. Das zwang die kongolesische Regierung damals zu Verhandlungen und die Grundpfeiler für Frieden in der Region wurden beschlossen. Sie besagen, dass alle Seiten auf Gewalt verzichten und zusammenarbeiten. Von diesen Vereinbarungen wurde aber wenig umgesetzt.

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