Seit August erhebt die US-Regierung unter Donald Trump neue Strafzölle auf Importe aus Afrika. Je nach Land liegen die Abgaben zwischen 10 und 30 Prozent. Für viele afrikanische Staaten ist das ein schwerer Schlag, weil sie in hohem Maße von Exporten in die USA abhängig sind. Vor allem die Länder Südafrika, Lesotho und Madagaskar könnten die neuen Zölle hart treffen.
Mini-Exkurs: Zölle
Einfuhrzölle (Importzölle) sind Steuern auf Waren, die in ein Land gebracht werden. Die USA haben viele Zölle stark erhöht, um die eigene Wirtschaft zu stärken. Für weniger entwickelte Länder ist es allerdings wichtig, niedrige Zölle zu haben, weil sie so ihre Produkte leichter verkaufen und Geld für wichtige Projekte bekommen.
Vor 25 Jahren haben 35 afrikanische Staaten und die USA ihren Handel mit dem African Growth and Opportunity Act (AGOA) erleichtert. Bestimmte Waren konnten so zollfrei in die USA verkauft werden. Dieses Jahr läuft der Pakt aus, und viele Länder hoffen, dass er verlängert wird.
Südafrika: Autos, Obst und Wein unter Druck
Südafrika gilt als stärkste Wirtschaftsmacht im südlichen Afrika und profitierte bisher besonders vom AGOA. Das ist jetzt Geschichte – die ersten negativen Folgen sind in Südafrika auch schon zu spüren.
- 30 Prozent Strafzölle treffen Autoteile, Obst, Wein und Nüsse.
- Laut Zentralbank sind 100.000 Arbeitsplätze in Gefahr.
- Besonders betroffen ist die Automobilindustrie – ein Schlüsselbereich für die südafrikanische Wirtschaft.
Expert*innen vermuten, dass politische Spannungen zwischen den USA und Südafrika eine Rolle bei den hohen Zöllen spielen könnten. Washington gefällt ein südafrikanisches Landenteignungsgesetz sowie Südafrikas Klage gegen Israel vor dem Internationalen Strafgerichtshof gar nicht.

Lesotho: Textilindustrie im Ausnahmezustand
Das kleine Binnenland Lesotho ist stark vom Export von Textilien und Diamanten in die USA abhängig. Laut ONEs Tariff Turbulence Simulator kosten die Zölle Lesothos Bewohner*innen 21,3 US-Dollar pro Person, das sind 18,20 Euro. Zum Vergleich: Durchschnittlich verdient eine Person die in Lesotho wohnt 24 Euro pro Woche.
- Große US-Ketten wie Walmart und Levi’s stornierten Aufträge. Textilfabriken müssen schließen, tausende Menschen verlieren wahrscheinlich ihre Arbeit.
- Frauen sind besonders betroffen, da sie den Großteil der Arbeitskräfte in der Branche stellen.
Die Regierung erklärte sogar einen wirtschaftlichen Ausnahmezustand. Lesotho zeigt damit, wie verletzlich kleine Volkswirtschaften gegenüber den Entscheidungen großer Mächte sind.

Madagaskar: Vanilleexporte bedroht
Madagaskar zählt zu den ärmsten Ländern der Welt und lebt zu einem großen Teil vom Export von Agrarprodukten. Vor allem Vanille, aber auch Kaffee und Gewürze gehen in großen Mengen in die USA.
- Neue Zölle verteuern die Produkte und könnten die Existenz vieler Kleinbäuerinnen und Kleinbauern gefährden.
- Da rund 70 Prozent der Bevölkerung im Agrarsektor arbeiten, hat die Krise direkte soziale Folgen.
Ein strukturelles Problem: Ungleiche Handelsbeziehungen
Die neuen US-Zölle sind nicht nur eine kurzfristige Belastung. Sie zeigen ein strukturelles Ungleichgewicht im Welthandel. Während afrikanische Länder ihre Märkte öffnen müssen, schützen reiche Industrienationen ihre Firmen mit Subventionen. AGOA, ursprünglich als Entwicklungsinstrument eingeführt, dient zunehmend als außenpolitisches Druckmittel. Wer Washingtons Erwartungen nicht erfüllt, riskiert den Ausschluss.
Laut ONEs Tariff Turbulence Simulator belaufen sich die Kosten der US-Zölle für Afrika auf insgesamt 4,5 Milliarden US-Dollar. Pro Kopf ist die Belastung in Südafrika mit 41 US-Dollar (ca. 35 Euro), in Mauritius mit 33 US-Dollar (ca. 28 Euro) und in Botswana mit 29 US-Dollar (ca. 25 Euro) besonders hoch.
China füllt das Vakuum
Während die USA Märkte abschotten, nutzt China die Chance und positioniert sich als Partner Afrikas. Peking erklärte im Juni, fast allen afrikanischen Staaten Zollfreiheit für Exporte einzuräumen. Damit versucht China, seinen politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf dem Kontinent auszubauen. Viele Beobachter*innen sehen darin ein Zeichen, dass die USA ihre globale Führungsrolle verlieren – und Afrika neue Partner sucht.
AfCFTA: Eine afrikanische Antwort?
Die Afrikanische Freihandelszone (AfCFTA) soll Zölle und Handelshemmnisse innerhalb Afrikas abbauen. Der intraregionale Handel liegt aktuell bei nur 16 Prozent, weit weniger als in Europa oder Asien.
AfCFTA könnte:
- die wirtschaftliche Integration fördern,
- Abhängigkeiten von den USA und Europa verringern,
- neue Industrialisierungschancen schaffen.
Doch dafür braucht es mehr als nur freien Handel. Abhängigkeiten bleiben bestehen, solange viele afrikanische Länder vor allem Rohstoffe exportieren und Konsumgüter importieren. Außerdem müssen Afrikas Staaten mehr eigene Mittel nutzen, ihre Verwaltung verbessern und Reformen umsetzen, um Krisen besser zu meistern.
Fazit: Erst eine gerechte Handelspolitik, Investitionen in Industrialisierung und die soziale Absicherung von Arbeitskräften können nachhaltige Entwicklung fördern.