Am 19. August ist der internationale Tage für humanitäre Hilfe. Helfer*innen unterstützen Menschen in Katastrophen, aber was bedeutet das konkret? Wir erklären in unserem 1×1 die wichtigsten Fragen.
Humanitäre Hilfe: Was ist das?
Als humanitäre Hilfe (HH) bezeichnet man die kurzfristige Unterstützung von Menschen in Krisen oder Katastrophensituationen. Zum Beispiel nach Naturkatastrophen, wie Überschwemmungen. Sie wird in Deutschland vom Auswärtigen Amt und zivilgesellschaftlichen Organisationen wie Brot für die Welt oder Save the Children und vielen weiteren organisiert. Entwicklungszusammenarbeit (EZ), oft auch internationale Zusammenarbeit genannt, ist hiervon abgegrenzt. EZ wird längerfristig geplant und ist darauf ausgelegt die wirtschaftliche, technische und soziale Entwicklung mitaufzubauen. Mehr dazu erfahrt ihr hier.
Wie sieht humanitäre Hilfe aus?
Humanitäre Hilfe wird weltweit geleistet, sowohl auf dem afrikanischen Kontinent als auch in Europa. Sie wird in vielen verschiedenen Bereichen umgesetzt, erklärt die humanitäre Hilfsorganisation International Rescue Comitee (IRC). Helfer*innen bringen zum Beispiel Medikamente in abgelegenere Orte oder unterstützen bei der medizinischen Versorgung. In Gebieten mit einem Mangel an Nahrungsmitteln stellt humanitäre Hilfe Notrationen und Nährstoffe, um besonders Kinder vor Mangelernährung zu schützen. Geldspenden helfen Menschen in Krisenregionen, die so selbst entscheiden können, das zu kaufen, was sie am dringendsten brauchen. Gleichzeitig stärkt das die lokale Wirtschaft vor Ort. Oft fehlt Menschen in Krisengebieten eine sichere Unterkunft, da sie aus ihrem Zuhause fliehen müssen. Notunterkünfte, die Schutz und Essen bieten, sind ein wichtiger Teil humanitärer Hilfsleistungen. Aber auch Bildung ist wichtig. Sie hilft Menschen dabei ihre Zukunftschancen zu verbessern und ihre psychische Gesundheit zu stärken. Je nach Bedarf der Menschen vor Ort sind unterschiedliche Kombinationen von humanitärer Hilfe am sinnvollsten und effektivsten.

Generell arbeiten viele Hilfsorganisationen eng mit Gemeinden und Organisationen vor Ort zusammen. Das ist sinnvoll, da diese die Situation vor Ort am besten kennen und so am genauesten wissen, was die Menschen dort brauchen. Humanitäre Hilfe nach dem Leitsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ nimmt den Menschen nicht ihre Probleme ab, sondern unterstützt sie dabei sie selbst zu lösen. Sie sind also aktiv am Prozess beteiligt.
WASH: Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene
Ein weiterer Bereich der humanitären Hilfe ist der Zugang zu Wasser. Das Trinkwasser überlebensnotwendig ist, liegt auf der Hand. Aber auch Sanitärversorgung und Hygiene sind maßgeblich für die Lebensqualität und das Überleben von uns Menschen.
„Ich wollte mich nicht blamieren“ – Daliila
Die Entwicklungsorganisation well:fair berichtet von der 15-jährigen Daliila, die in der Gemeinde Ikonongo in Tansania lebt. Sie hat oft in der Schule gefehlt, wenn sie ihre Tage hatte. Denn dort gab es keine gute „Menstruationshygiene“. Darunter fällt der Zugang zu Menstruationsprodukten, sauberem Wasser und Seife sowie einem Rückzugsort, an dem man Privatsphäre hat. Daliila hatte Angst sich zu blamieren, vor Blutflecken auf der Kleidung, Witzen von Mitschüler:innen und den Blicken der Lehrer*innen. Die Periode ist an vielen Orten auf der Welt noch immer ein Tabu-Thema.

Mittlerweile hat well:fair im Zuge eines Entwicklungsprojektes in Daliilaas Schule geschlechtergetrennte Latrinen installiert und dort gibt es jetzt auch die notwendigen Hygieneprodukten. Das ist wichtig, damit sie und viele andere Mädchen zur Schule gehen können.
Doch bei der Menstruationshygiene geht nicht nur um die Verbesserung der materiellen Situation. Ein wichtiger Teil ist auch Aufklärung, um die Tabus rund um das Thema der monatlichen Blutung zu brechen. Die Aufklärungskampagnen beziehen dabei alle Geschlechter mit ein und nicht nur die Schüler*innen. Auch Lehrer*innen und andere Menschen aus der Gemeinde werden miteingebunden, um das Tabu nachhaltig und in allen Teilen der Gesellschaft abzubauen. Um diese Kampagnen umzusetzen, arbeitet well:fair eng mit Partnerorganisationen, Lehrkräften und WASH Komitees vor Ort zusammen. Solche Entwicklungsprojekte können über einen längeren Zeitraum geplant werden, während humanitäre Hilfe spontan auf akute Notsituationen reagieren muss.
Warum ist humanitäre Hilfe wichtig?
Als Menschen in einer globalisierten Welt voll (neo-)kolonialer Verflechtungen sind wir mitverantwortlich für die Situation in anderen Ländern. Konkret deutlich wird das am Beispiel des Klimawandels und seinen Folgen, wie Starkregen, Dürre und Überflutung. Länder im Globalen Norden sind die Hauptverursacher des Klimawandels, die Folgen treffen jedoch stärker Länder im Globalen Süden. Humanitäre Hilfe ist aber nicht nur aus einer moralischen Perspektive notwendig. Denn sie hilft auch Geberländern, wie Deutschland: Sie stärkt die Sicherheit international, reduziert Vertreibung von Menschen und schützt Handelswege, so das IRC.