Les Roberts, unter anderem Dozent an der Mailman School for Public Health der Columbia Universität, hat ausgedehnt in verschiedensten Ländern von Simbabwe bis zur Demokratischen Republik Kongo gearbeitet. Heute schreibt er über ein unbekannteres Land: die Zentralafrikanische Republik.
Die Zentralafrikanische Republik (ZAR) ist eine wenig bekannte Nation mit vier Millionen Menschen in der Mitte Afrikas. Das Land stand vorübergehend im Mittelpunkt öffentlichen Interesses für seine von Charles de Gaulle genutzten Jagdgründe und die schamlos extravagante Krönungsveranstaltung von Jean-Bedele Bokassa, die durch Werner Herzogs Dokumentation „Echos aus einem düsteren Reich“ berühmt wurde.
Worüber man seltener etwas hört ist, dass die ZAR eine beinahe vollkommen Entwicklungsbasis bietet: Es gibt jede Menge fruchtbares Land, die Niederschläge sind ideal für zwei Ernten im Jahr, es gibt Diamanten, Gold und einen weitläufigen tropischen Dschungel. Im Norden des Landes ist das Klima trocken und eine Vielzahl von Tieren streunt durch große Nationalparks. Im Süden bildet der mächtige Fluss Oubangui die Grenze und versorgt die Gegend mit reichlich Wasser und Wäldern. Diese locken Besucher aus der ganzen Welt zur Beobachtung von Gorillas und Waldelefanten an.
Dieses Land, das über so viel Potential für Landwirtschaft und Tourismus verfügt, erlebte eine der politisch instabilsten Phasen der postkolonialen Geschichte Afrikas. Die Situation wurde durch die angrenzenden Krisenherde Ostkongo, Norduganda, Darfur und Tschad verschärft. In den letzten zwanzig Jahren brachen die landwirtschaftlichen Exporte ein, Straßen und Infrastruktur verfielen und die Republik entwickelte sich zu einem der ärmsten Länder der Welt.
Die Columbia Universität hat kürzlich gemeinsam mit UNICEF eine Erhebung zu Problemen von Frauen und Kindern in der ZAR durchgeführt. In den kommenden Tagen werden wir mit unseren Partnern an der Columbia Universität untersuchen, ob in der ZAR die derzeit weltweit schlimmste humanitäre Krise stattfindet und über Möglichkeiten beratschlagen, effektiv Mitgefühl auszudrücken und menschliche Antworten auf die Krise zu finden.
— Les Roberts, Mailman School for Public Health der Columbia Universität —