Wir Wohlfühlaktivist*innen?

Wir Wohlfühlaktivist*innen?

Als ich mich 2012 als Jugendbotschafterin bei ONE beworben habe, war ich gerade 18 Jahre alt und dabei mein Abitur zu machen. Im SoWi-LK hatten wir uns eben erst mit dem Thema Entwicklungspolitik beschäftigt und mich hat dieses „Klar ist das schlimm, aber du kannst ja sowieso nichts ändern“ dermaßen auf die Palme gebracht, dass mir eine Freundin riet, mich bei einer NGO zu engagieren. Und bei Facebook wurde mir dann die Anzeige von ONE in der Werbeleiste eingeblendet. Also habe ich mich ein bisschen informiert, meine Bewerbung abgeschickt und mich gefreut, als einige Wochen später die Zusage kam: Du bist dabei!

Das ist jetzt viele Jahre her und mittlerweile gehöre ich wohl zu den alten Hasen im Jugendbotschafter*innen-Programm. In der Zeit habe ich so einige Politiker*innen getroffen und immer wieder gefordert: „Tut endlich etwas!“. Meine Freunde und Familie kennen ONE, einige unterschreiben regelmäßig die Petitionen – andere tragen das ONE-Shirt öfter als ich selbst. Es gab Konzerte, Stände bei Straßenfesten, Podiumsdiskussionen, Vorträge, Radiointerviews, Zeitungsartikel. Man kann nicht sagen, dass ONE-Jugendbotschafter*innen faul und unkreativ wären.

Ein Gedanke drängt sich mir in letzter Zeit aber immer öfter auf: Bin ich authentisch, in dem was ich tue?

Es ist so leicht, von Anderen Veränderung zu fordern. Aber spätestens wenn es darum geht, bei sich selbst etwas zu ändern, wird die Sache unbequem. Nicht nur, weil das bedeutet auf Dinge zu verzichten, sondern auch, weil es von allen Seiten Kritik hagelt. Als Vegetarierin gelte ich als inkonsequent, weil „entweder vegan oder gar nicht“ und „mit der Sojaproduktion, das ist ja auch so eine Sache“.  Wenn ich H&M boykottiere, dann „gehste aber trotzdem noch zu Zara“. Wenn ich Ben&Jerry´s esse, dann gehört das auch zu Unilever und ist gar nicht so richtig fair. Eine Online-Petition bringt eh nichts: „überhaupt dieser ganze Clicktivism“. Und all diese Kritik ist berechtigt und ich gestehe: gelegentlich verzweifele  ich daran.

Trotzdem fordere ich hiermit: Leute, tut etwas!

Fangt bei euch selber an, auch wenn ihr es damit nicht allen recht macht. Unterschreibt nicht bloß eine Petition, fordert nicht nur von den Politiker*innen Besserung. Tragt nicht bloß ein ONE-Shirt zur Schau. Es geht nicht darum besser oder schlechter zu sein als irgendwer sonst – es geht um Authentizität. Hinterfragt euren Konsum.  Wir leben in einer globalisierten Welt, in der Hunger und Armut auch durch unser – durch mein und dein -Konsumverhalten bedingt werden.
Natürlich ist die Welt nicht dadurch gerettet, dass ich kein Fleisch esse und faire Schokolade kaufe – und eigentlich müsste ich noch viel mehr tun. Aber etwas ist besser als gar nichts und ausbaufähig noch dazu. Wenn ich von Anderen verlange, sich gegen Hunger und Armut einzusetzen, dann sollte ich dabei auch mich selbst hinterfragen.

Deshalb (und das geht besonders an meine Jugendbotschafter-Kolleg*innen): Seid kritisch. Seid offen. Es ist von Vorteil, wenn ihr gerne diskutiert.

Es ist wichtig, dass wir uns auf die Straße stellen und Unterschriften sammeln. Es ist wichtig, dass wir in der Presse Aufmerksamkeit für das Thema Hunger und Armut generieren. Es ist wichtig, dass wir den Politiker*innen sagen: “Eure Wähler*innen wollen, dass ihr was verändert.” Aber genauso wichtig ist, dass wir verstehen, dass Aktivismus nicht immer bequem ist. Denken ist nicht immer bequem, weil man daraus gelegentlich Konsequenzen ziehen muss.

Wenn auf der Welt Menschen hungern, dann lässt mich das nicht kalt. Wenn jemand sagt, die Situation ist schlimm, aber wir können nichts ändern, dann macht mich das wütend. Wenn einer fragt, was machst du, damit es besser wird…ich geb‘ mir Mühe – und bin offen für konstruktive Kritik.

Für das nächste Jugendbotschafter*innentreffen fordere ich übrigens: Kein Fleisch! Keine Cola! Und keine Inlandsflüge!

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