„Viele Familien leiden darunter.“
„Kinder müssen sich täglichen Herausforderungen stellen.“
„Vielen Menschen ist nicht bewusst, was dort passiert.“
„Wir müssen helfen.“
Vielleicht denkst du es dir schon. Richtig, es geht um Afrika.
„Denn wir können nicht länger zusehen, wir müssen jetzt helfen.“
Mit diesen Worten rufen Afrikaner*innen dazu auf, ihre Heizungen an Norweger*innen zu schicken. Denn: „Als Afrikaner*innen müssen wir bedenken: weiße Weihnacht bedeutet kalte Weihnacht.“

“Welches Bild bevorzugst du?” (Quelle: Radi-Aid)
Hilfe für Norwegen?
Warte kurz, geht das nicht normal andersrum?
Unter dem Slogan „Radi-Aid, Africans for Norway” mobilisiert eine Gruppe norwegischer Studierender zur Hilfe für Norwegen. Dabei geht es natürlich nicht ernsthaft darum, Heizungen zu spenden. Radi-Aid möchte kritisch auf die westlichen Wahrnehmungen von Armut und Entwicklung aufmerksam machen.
„Gebe einem Mädchen ein Streichholz und ihr wird 5 Minuten lang warm sein. Gebe ihr eine Heizung und sie wird sich daran den ganzen Winter lang wärmen.”
Kernanliegen ist ein Wandel in der Art und Weise, wie Spendengelder gesammelt werden. Denn in den Kampagnen werden oft verkürzte, einseitige und rassistische Bilder und Geschichten benutzt. Beispiele sind das hungernde Kind in der Steppe, der hilflose Bauer in der Trockenheit, oder die unterdrückte Frau, die durch die Spender*innen und Helfer*innen befreit, gerettet und ernährt werden.
„Menschen ignorieren nicht Menschen, die hungern, warum sollten wir Menschen ignorieren, die frieren?”
Dazu verleiht Radi-Aid einmal im Jahr die rostige Heizung für Werbespots, die besonders stark diese Vorurteile benutzen. Die goldene Heizung wiederum geht an eine Organisation mit einem sehr differenzierten und ausgewogenen Bild des Kontinents.
Leider nicht nur witzig
Das ist natürlich erst einmal witzig. Und genau durch diese ironische Ebene zeigt die Gruppe, wie absurd manche Darstellungen Afrikas sind. Aber trotz allen Witzes bleibt die wichtige Frage: Wo habe ich selbst verzerrte oder falsche Vorstellung von Ländern des globalen Südens? Denn Rassismus und Diskriminierung sind nicht immer direkt sichtbar.
„Als Afrikaner*innen müssen wir bedenken: weiße Weihnacht bedeutet kalte Weihnacht.”
Wer sich tiefer mit den Ländern Afrikas auseinandersetzt merkt schnell, wie vielseitig und divers der Kontinent ist. Na klar, was sonst soll man von einem Gebiet erwarten, das 55 Länder umfasst?

„Warum sollten wir Menschen in der Kälte ignorieren? Erfrieren führt auch zum Tod.” (Foto: Victoria Kubiaki auf Unsplash)
Und was kann ich tun?
Hinterfrage die Bilder von Ländern des globalen Südens, die du täglich konsumierst. Das gilt genauso, oder vielleicht besonders für Hilfskampagnen. Überlege: Zu welchen Bedingungen und nach welchem Ideal wird „empowert“, „emanzipiert“ und „supported“? Und wer bestimmt diese Ziele? Natürlich ist nicht Hilfe pauschal schlecht und es gibt viele Möglichkeiten sich positiv einzubringen.
Dass es auch anders geht zeigt die Verleihung der goldenen Heizung. Den Spot des letzten Gewinner*innenvideos findet ihr übrigens ab Minute 10:48 hier: