Wie Impfen und Mädchenbildung zusammenwirken

Wie Impfen und Mädchenbildung zusammenwirken

Für die Entwicklung in armen Ländern fallen diese Woche zwei wichtige Termine zusammen: Zeitgleich zur Weltimpfwoche der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rufen internationale Nichtregierungsorganisationen zur Globalen Aktionswoche für Bildung auf. Das macht Sinn, sagt der Geschäftsführer der Impfallianz Gavi, denn Impfen und Bildung, vor allem für Mädchen, hängen eng zusammen.

Von Dr. Seth Berkley, CEO der Impfallianz Gavi

Bildungsexperten rund um den Globus erinnern uns immer wieder daran, dass es sich nachteilig auf die Bildung von Kindern auswirkt, wenn sie den Unterricht versäumen. Denn sie verpassen wichtige Lehrinhalte, die sie häufig nicht nachholen können. Was jedoch weniger bekannt ist: In den ärmsten Ländern der Welt wirken sich schulische Fehlzeiten aufgrund von Krankheit sogar nachteilig auf die Bildungschancen der Geschwister aus, insbesondere auf die der älteren Schwestern. Der Grund hierfür ist, dass in vielen Kulturen von jungen Mädchen erwartet wird, dass sie zu Hause bleiben, um ihre jüngeren, kranken Geschwister zu versorgen.

Dies ist nur einer der Gründe für die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Bildungsbereich in Afrika und Asien, wo Mädchen wesentlich seltener eine weiterführende Schule abschließen als Jungen. Eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie mit mehr als 120.000 Jugendlichen aus 38 Ländern hat gezeigt: Wenn die Krankheitsfälle bei Kindern steigen,  bleiben junge Mädchen häufiger dem Unterricht fern. In den Regionen, in denen die Impfraten am niedrigsten sind, ist die geschlechtsspezifische Bildungskluft oft am größten. Im Gegenzug wirkt sich die fehlende Bildung von Mädchen nachteilig auf die Impfquoten aus. Weniger gebildete Mütter erkennen seltener die Vorteile von Impfungen, sind unsicher im Umgang mit medizinischem Fachpersonal und lassen entsprechend ihre Kinder seltener impfen.

In einer Schule in Ghana findet gerade Informatikunterricht statt.

In einer Schule in Ghana findet gerade Informatikunterricht statt.

Dies zeigt sich besonders in Ländern wie Nigeria. Dort werden 94 Prozent der Kinder von Müttern, die nicht lesen und schreiben können, nicht vollständig geimpft. Ebenso gehört Nigeria weltweit zu den Ländern, in denen der Anteil der Kinder, die keine Schule besuchen, am höchsten ist. Geringe Impfquoten sind also ein Grund dafür, dass weniger Mädchen zur Schule gehen und weniger gebildete Frauen neigen dazu, ihre Kinder nicht impfen zu lassen. So entsteht ein Teufelskreis, in dem Impfraten niedrig und das geschlechtsbedingte Bildungsgefälle groß bleibt.

Aber dies ist keine ausweglose Situation. Aus diesem Teufelskreis können wir einen gesunden Kreislauf machen. Wenngleich die Ursachen für die Bildungsunterschiede zwischen Jungen und Mädchen so zahlreich wie vielschichtig sind, so liegt eine einfache und kostengünstige Lösung bereits auf der Hand: Impfungen. Ebenso wie niedrige Impfraten Mädchen daran hindern, zur Schule zu gehen, kann ein Anstieg derselben dazu beitragen, die Bildungsschere zwischen Jungen und Mädchen zu schließen.

Tatsächlich gibt es fundierte Belege dafür, dass die Bildungslücke gänzlich verschwindet, sobald die Quote für Standardimpfungen – drei Dosen zum Schutz vor Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (DTP3) – über 70 Prozent liegt. Gleichzeitig hat der Anstieg des Bildungsniveaus bei Frauen in den vergangenen vier Jahrzehnten den Tod von mehr als vier Millionen Kindern verhindert. Dies liegt teilweise daran, dass gebildete Mütter sich eher für vorbeugende Gesundheitsmaßnahmen wie Impfungen entscheiden.

Bildung für Frauen löst eine positive Kettenreaktion aus, deren Auswirkungen weit über den Anstieg von Impfraten hinausgehen. Besser ausgebildete Frauen werden seltener früh verheiratet, sterben seltener bei der Geburt ihrer Kinder und sorgen häufiger dafür, dass ihre Kinder die Schule besuchen. Aus wirtschaftlicher Sicht könnte ein höherer Frauenanteil auf dem Arbeitsmarkt – als Ergebnis besserer Bildungschancen – in den kommenden zehn Jahren zu einem Anstieg der globalen Wirtschaftsleistung um schätzungsweise 12 Billionen US-Dollar führen. Impfungen gelten bereits heute als eine der kostenwirksamsten Gesundheitsmaßnahmen: Jeder US-Dollar, der in Impfungen investiert wird, spart im weiteren Lebensverlauf jedes Einzelnen bis zu 44 US-Dollar. Indem der Abbau geschlechtsspezifischer Bildungsunterschiede durch Impfen begünstigt wird, erhöhen sich die wirtschaftlichen Vorteile zusätzlich.

Organisationen wie die Impfallianz Gavi, deren Geschäftsführer ich bin, haben in den vergangenen 20 Jahren zu einem weltweiten Anstieg der Impfraten bei Kindern beigetragen. Im gleichen Zeitraum wurden enorme Fortschritte zur Überwindung der Geschlechterungleichheit in der Bildung erzielt. Global betrachtet besuchen ebenso viele Mädchen wie Jungen eine Grundschule. Dennoch erhalten mehr als 260 Millionen Kinder weltweit gar keine Schulbildung und die Bildungsschere zwischen Jungen und Mädchen steigt mit zunehmendem Alter: Einen Abschluss an einer weiterführenden Schule erreichen wesentlich weniger Mädchen als Jungen. Wir müssen deshalb nicht nur dafür sorgen, dass mehr Kinder zur Schule gehen, sondern gewährleisten, dass sie möglichst lange dort bleiben.

Es passt entsprechend gut zusammen, dass gerade die Weltimpfwoche zeitgleich mit der Globalen Aktionswoche für Bildung stattfindet, denn die Bemühungen für besseren Zugang zu Impfleistungen und Bildung können sich gegenseitig positiv befördern und damit eine größere Wirkung erzielen. Indem die globalen Gesundheitsakteure wie die Weltgesundheitsorganisation, UNICEF und Gavi gemeinsam mit den nationalen Regierungen daran arbeiten, den Zugang zu Impfungen und den Schutz vor Krankheiten zu verbessern, tragen wir gleichzeitig dazu bei, die Bildungslücke zwischen den Geschlechtern zu schließen. Und indem die nationalen Regierungen sich darum bemühen, auch jedes fünfte Kind zu erreichen, das bisher noch keine Standardimpfungen erhält, sorgen sie dafür, dass sowohl Jungen als auch Mädchen nicht nur gesünder, sondern vielleicht auch besser ausgebildet sind.

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