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WeWater – weil alle ein Recht auf Trinkwasser haben

Dieser Blogpost ist ein Gastbeitrag von Thilo Kunz, Co-Founder der Organisation WeWater.

2,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, berechnet die UN in ihrem jährlichen Weltwasserbericht. Eine Zahl, die zugleich erdrückend und kaum greifbar wirkt. 2,2 Milliarden Menschen? Das sind so viele Menschen wie in der Europäischen Union leben mal fünf. 26 Mal die Einwohnerzahl Deutschlands. Die Ursachen für den Mangel an Trinkwasser sind vielfältig; oft sind sie menschengemacht. Umweltverschmutzung, Klimawandel und Dürren, bewaffnete Konflikte oder auch das Erbe ehemaliger europäischer Kolonialmächte sind ein paar davon.

Wasser weltweit klarmachen

Bei WeWater versuchen wir unseren Teil beizutragen für eine Welt ohne Durst, ohne Schmutzwasser und ohne Krankheiten, die über Wasser übertragen werden. Unser Ingenieur hat dafür Wasserfilter entwickelt, die extrem einfach in der Handhabung sind und so in strukturschwachen Regionen eingesetzt werden können. Die Filtersysteme benötigen weder Strom noch Chemie und sind günstig in der Herstellung. Schmutzpartikel, Bakterien wie E. coli oder Typhus und weitere nicht-wasserlösliche Stoffe bleiben an den Filtermembranen hängen und werden so herausgefiltert. An Orten, in denen unsere Filter eingesetzt werden, konnten wir nachweislich beobachten, dass über Wasser übertragene Krankheiten drastisch zurückgegangen sind. So kann die Lebensqualität der Einwohner*innen nachhaltig verbessert werden.

Ein „AQQACube“ Wasserfilter im Einsatz in Bweyale, Uganda. Klares gefiltertes Wasser kommt aus dem Auslass.

Als wir WeWater 2019 gründeten, starteten wir mit einem einzelnen, ersten Projekt ein Wasserfilter für eine Schule in einem Geflüchtetendorf in Uganda, wo Kinder vor unserem Einsatz regelmäßig an Typhus erkrankten. Seither hat sich viel getan: Wir sind an 14 Standorten in Kenia und Uganda aktiv. Über 24 Millionen Liter sauberes Wasser konnten wir dank unserer Spender*innen bisher filtern. Etwa 20.000 Menschen mehr haben nun Zugang zu sauberem Wasser, neben Dorfgemeinschaften auch Schulen und zwei Krankenhäuser. Wir sind stets im Austausch mit den Menschen, die unsere Wasserfilter nutzen. Das Feedback: immer mutmachend. Ein 14-jähriger Schüler aus dem Dorf Okenye in Kenia erzählt uns, er hat seitdem er das Wasser filtert keine Bauchschmerzen mehr er kann wieder am Unterricht teilnehmen, da er frühmorgens mehr nicht zu einem Teich laufen muss um Wasser zu holen, bevor es noch stärker verschmutzt.

Eine Frau aus dem Dorf Bur Lowo in Kenia sammelt Wasser aus einem verschmutzten Fluss. Die Menschen müssen sich die Wasserquellen mit Vieh teilen, was ihre Gesundheit stark gefährdet.

Das alles wäre nicht möglich ohne unser engagiertes Team in Kenia, das sich unter anderem um Logistik, Installation, Wartung, Schulungen mit den Wasserfiltern und Kommunikation mit den Communities vor Ort kümmert. Tomkin Odo scoutet Communities und nimmt Wasserproben bei Dörfern in der Nähe des Victoriasees. Elizabeth Diego managt von Nairobi die örtliche Logistik und das Auslösen der Filter aus dem Zoll – ein komplizierteres Unterfangen, als es klingt. Beide arbeiten für das kenianische Wasserschutzministerium und stehen uns mit ihrer Expertise und Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten zur Seite. Eine wertvolle Partnerschaft, die uns Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe ermöglicht.

WeWater Community Scout Tomkin Odo (links) stellt Vertreter*innen des Dorfs Bur Lowo in Kenia die neuen Wasserfilter vor und zeigt ihnen ihre Funktionsweise.

Aktuelle WeWater-Projekte

Ende April kommen 12 neue AQQAcubes – so der Name unserer größeren Filterlösungen, die in 24 Stunden mindestens 1200 Liter Wasser filtert – in Kenia an. Damit wird der Bedarf an Wasserfiltern an all unseren aktiven Projektstandorten in Kenia zunächst gedeckt sein.

16 fertig produzierte „AQQAcube“ Wasserfilter, die pro Stück 1200L Wasser pro Tag filtern können, stehen bereit für die Abholung in der Fertigungshalle in Berlin, bevor sie zu unseren Projektstandorten verschifft werden.

Einer dieser Standorte ist Shinyalu, wo verseuchtes Trinkwasser ein großes Problem ist. 22.000 Menschen wohnen in der Kleinstadt im Westen Kenias, die Armut liegt über dem Landesdurchschnitt. Doch die Situation wird besser: Die Kindersterblichkeit ist in den letzten Jahren gesunken, weniger Menschen erkranken an Malaria. Diese positiven Entwicklungen sind auch Kristine Yakhama und ihrem Team von Health Workern zu verdanken. Sie gehen in ihren Heimatorten von Tür zu Tür und untersuchen dabei die Bewohner*innen auf Krankheiten oder Mangelernährung. Aber nicht nur das: Sie leisten und organisieren Geburtshilfen, schulen und sensibilisieren die Menschen vor Ort gegenüber Hygienemaßnahmen und leisten Aufklärungsarbeiten.

Drei Frauen aus dem Dorf Bur Lowo in Kenia sammeln Wasser aus einem verschmutzten Fluss. Durch die Wasserfilter von WeWater wird die braune Brühe klar und Krankheitserreger werden herausgefiltert.

Durch eine WeWater-Unterstützerin wurden wir auf ihre Arbeit aufmerksam. In der Zeit gab es im Dezember 2020 eine Reportage über Frau Yakhama und ihren der Pandemie trotzenden Einsatz in Shinyalu. Wir nahmen Kontakt auf, erörterten die Zusammenarbeit, nahmen Wasserproben und versandten die Filter. Zwei von sechs AQQAcubes sind schon vor Ort. Wenn Ende April die letzten vier ankommen, werden alle sechs bis zu 7200 Liter Wasser am Tag filtern können. Neben der Wasserfiltration finanzieren wir auch Workshop-Reihen, die Frau Yakhama und die Health Workers ausführen. Hygieneschulungen und Präventionsworkshops zum Umgang mit Wasser, um das Bewusstsein für den Schutz der eigenen Wasserquellen zu steigern und zum präventiven Schutz vor Infektionen.

Meistens sind Frauen und Mädchen für das Sammeln von Wasser zuständig. Die Health Workers organisieren deshalb Kurse, die über Gefahren aufklären. Unsere Partner*innen sprechen dabei von einem erhöhten Malariarisiko, da die Mücken in der Nähe der Wasserquellen nisten. Leider kommt es auch vereinzelt zu Vergewaltigungsvorfällen, da der Weg zu den Wasserlöchern oft weit und abgelegen ist. Im Rahmen dieser wichtigen „Right To Say No“-Workshops werden die Frauen und Mädchen für diese Gefahren sensibilisiert.

Eine Health Workerin aus Shinyalu, Kenia, betreibt einen Workshop im Rahmen der „Right to say no“ Kampagne, in der Frauen und Mädchen über die Gefahren beim Wasserholen sensibilisiert werden.

Wir finanzieren unsere gemeinnützige Arbeit durch Spenden, ohne die all das nicht möglich wäre. Hinter uns steht kein großes Unternehmen oder riesige Organisation. Da wir alle ehrenamtlich und unentgeltlich arbeiten, haben wir extrem geringe Verwaltungskosten. Und wir hören nicht auf: Momentan sind wir in der Planungsphase weiterer Entwicklungsprojekte. Unter anderem sind wir in der Planung für die Stabilisierung der Wasserversorgung in der iranisch-pakistanischen Grenzregion Belutschistan, weiten unser Engagement in Kenia aus und starten ein Gemeinschaftsprojekt für sauberes Wasser mit einer lokalen NGO in Port Loko, Sierra Leone.

Mehr Infos zur der Organisation findest du unter: www.wewater.org

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