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Viren kennen keine Grenzen – COVID-19 in Afrika

Seit Anfang des Jahres dominiert die Verbreitung des Coronavirus die Nachrichten, und das aus gutem Grund. Bislang hat das Virus weltweit über 200.000 Menschen infiziert, etwa 8.000 sind an ihm gestorben.

Wie entwickelt sich COVID-19 in Afrika?

Am 28. Februar meldete Nigeria den ersten bestätigten Fall von COVID-19 in Afrika südlich der Sahara. Das Virus wurde nach einer Europareise eingeschleppt. Auch in vielen anderen Ländern, z.B. in Ghana, Äquatorial-Guinea und der Demokratischen Republik Kongo, wurde das Coronavirus zuerst an den internationalen Flughäfen festgestellt.

Inzwischen gibt es in fast allen afrikanischen Ländern bestätigte Fälle. Wie sich diese entwickeln, kannst du in unserem Dashboard sehen. Auf der Startseite bekommst du einen Überblick über die Weltregionen im Vergleich. Wenn du „Country Detail“ auswählst, kannst du sehen, wie sich das Virus in einzelnen Ländern ausbreitet.

Und wo liegen die Herausforderungen?

In von Armut betroffenen Ländern – und dazu gehören viele in Afrika – gibt es drei Herausforderungen:

1) Die sofortige Reaktion

Auch in Afrika haben mehrere Länder ihre Grenzen komplett oder teilweise geschlossen. In der Mehrheit der Länder sind derzeit die Schulen geschlossen. Viele Kirchen, Moscheen und andere religiöse Einrichtungen haben zugemacht.

Aber nicht nur viele Staaten, sondern auch die Afrikanische Union haben Maßnahmen ergriffen: Das Afrikanische Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (African Centre for Disease Control and Prevention, African CDC) hat über 40 Ländern Corona-Testkits zur Verfügung gestellt. Diese können allein dadurch über 10.000 Personen auf eine COVID-19-Infizierung testen. Auch Fieberscanner und weiteres dringend notwendiges medizinisches Material wird vom African CDC zur Verfügung gestellt. Die Fluggesellschaft Ethiopian Airlines hat angeboten, dies zu verteilen. Nicht zuletzt hat das African CDC Hunderte von Vertreter*innen der Mitgliedstaaten in verbesserter Überwachung, Infektionsprävention und -kontrolle, Risikokommunikation und Fallmanagement geschult und Personal zur Unterstützung der Reaktion in einigen betroffenen Mitgliedstaaten eingesetzt. Und während sich COVID-19 weiter verbreitet, passt das African CDC seine Aktivitäten an.

2) Der Aufbau von Kapazitäten, die zur Verhütung, Erkennung und Reaktion auf künftige Bedrohungen erforderlich sind

Afrikanische Länder werden aus einem Grund stärker unter den Folgen von COVID-19 leiden als wir: aufgrund schwacher Gesundheitssysteme. Das kann bedeuten, dass die nächste Ärztin oder der nächste Arzt zu weit weg ist. Dass es nicht genug Betten in Krankenhäusern gibt. Oder schlichtweg das Thermometer fehlt, um Fieber zu messen.

Wozu das führen kann, wurde beim Ebola-Ausbruch 2015, der vor allem in Westafrika viele Opfer forderte, sichtbar. Zum Glück haben viele Länder ihre Gesundheitssysteme in den letzten Jahren stärken können. So wird mithilfe deutscher Gelder in Guinea, Liberia und Sierra Leone Gesundheitspersonal ausgebildet und die universelle Gesundheitsversorgung gestärkt. In der ganzen Region wurden Pläne erstellt, um eine Epidemie früh zu erkennen und Maßnahmen ergreifen zu können.

Trotz aller Anstrengungen: Die Gesundheitssysteme sind weiterhin unterfinanziert. Wenn das Coronavirus auch in Afrika zu einer echten Pandemie wird, bricht die Gesundheitsversorgung wahrscheinlich zusammen.

Die Lehre daraus kann nicht klarer sein: Krankheiten kennen keine Grenzen. Die globale Gesundheitssicherheit ist nur so stark wie die schwächsten Gesundheitssysteme der Welt. Dies zeigen uns Epidemien wie das Coronavirus. Es liegt in unser aller Interesse, überall in bessere Gesundheitssysteme zu investieren, um die Menschen gesund, sicher und frei von vermeidbaren Krankheiten zu halten.

3) Die wirtschaftlichen Folgen

Die UN-Wirtschaftskommission für Afrika schätzt, dass das Wirtschaftswachstum in Afrika um die Hälfte zurückgehen könnte. Grund dafür sind Unterbrechungen in Lieferketten, sinkende Investitionen und geringere Rücküberweisungen.

Viele afrikanische Länder handeln mit Rohstoffen. Dazu gehört zum Beispiel Öl, aber auch Lebensmittel. Gleichzeitig wird in Afrika viel Kleidung produziert. Außerdem ist für viele Länder Tourismus eine oder sogar die wichtigste Einnahmequelle. Aufgrund der Wirtschaftskrise, die aus den Folgen des Coronavirus entstanden ist, sinkt die Nachfrage nach diesen Produkten und Dienstleistungen. Das bedeutet Preisverfall – und als Folge eine schlimme Wirtschaftskrise für die Staaten. Wenn die Wirtschaft einbricht, brechen auch die Einnahmen aus Rohstoffexporten, Einfuhrzöllen und Steuern ein – und damit wird es für die Regierungen noch schwerer, Bildungs- und Gesundheitssysteme zu finanzieren. Für viele Menschen bedeutet die Wirtschaftskrise den Verlust des eigenen Arbeitsplatzes.

Aufgrund der zu befürchtenden Rezession haben ausländische Investoren bereits begonnen, ihr Geld aus Aktien und Anleihen in Schwellenländern zu ziehen. Bereits in den ersten zwei Monaten des Jahres 2020 haben sie 78 Milliarden US-Dollar abgezogen. Das ist dreimal so viel wir in den ersten drei Monaten der globalen Finanzkrise 2008!

Umso länger es dauert, bis wir COVID-19 weltweit in den Griff bekommen, umso größer wird die Herausforderung, mit den Folgen umzugehen. Die Gesundheitsausgaben könnten auf dem afrikanischen Kontinent unerwartet um bis zu 11 Milliarden US-Dollar ansteigen, um das Virus einzudämmen. Gleichzeitig könnten Einnahmeverluste die Schuldenlast verschlimmern, da mehr als ein Drittel der afrikanischen Länder entweder bereits in Schuldennot ist oder Gefahr läuft, in Schuldennot zu geraten. Darum benötigen viele Staaten des Kontinents Unterstützung im Kampf gegen das Coronavirus – auch von Deutschland und der EU: Kurzfristig muss medizinisches Equipment zur Verfügung gestellt werden, langfristig die Gesundheitssysteme weiter gestärkt werden. Wirtschaftlich muss es in Afrika wie in Europa darum gehen, Jobs zu retten und verstärkt zu investieren.

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