Die Themen heute:
- Landnahme in Afrika für europäischen Biosprit –
- Europa muss den Schwellenländern etwas bieten –
1. Landnahme in Afrika für europäischen Biosprit
Wie der AFP meldet, kritisiere eine neue Studie den zunehmenden Landraub in Afrika zur Herstellung von Biosprit. Die Organisation Friends of the Earth International (FoEI) habe mitgeteilt, dass in elf untersuchten afrikanischen Staaten inzwischen rund fünf Millionen Hektar Fläche für die Agrarkraftstoff-Produktion genutzt würden – eine Fläche größer als Dänemark. Der Anbau des für hauptsächlich Europa bestimmten Biosprits konkurriere mit dem heimischen Lebensmittelanbau und der eigenen Energieversorgung der betroffenen Länder. Insbesondere Europas Nachfrage nach Biosprit treibe den Landraub voran. FoEI fordere die Europäische Union dazu auf, ihre Agrosprit-Politik zu ändern und den Beimischungszwang für Agrokraftstoffe abzuschaffen. Gegenüber AFP habe ein Sprecher der deutschen Biokraftstoffindustrie jedoch auf die Umweltgefahren bei der Förderung von fossilen Kraftstoffen hingewiesen. In Afrika liege es an den Regierungen vor Ort, einen Rechtsrahmen zu setzen, der die Interessen der Bevölkerung und von Investoren berücksichtige.
2. Europa muss den Schwellenländern etwas bieten
In einem Gastbeitrag auf der Onlineplattform Zeit Online schreibt Friedemann Müller von der Stiftung Wissenschaft und Politik über die Interessenskonflikte zwischen Europa und den Schwellen- und Entwicklungsländern in Sachen Klimapolitik. Während die Industrieländer eine Absenkung des Wachstums des CO2-Ausstoßes verlangen würden, wollten die Entwicklungsländer global niedrige Emissionen pro Kopf. Europa müsse sich fragen, wie man vor allem die asiatischen Schwellenländer dazu bringen könne, einen Entwicklungspfad einzuschlagen, der nicht im 21. Jahrhundert nachhole, was der Westen im 20. Jahrhundert vorgemacht hätte. Europa müsse den Schwellen- und Entwicklungsländern einen Anreiz bieten, wenn es weiterhin als Vorreiter im Klimaschutz gelten wolle. Dies erfordere die Anerkennung gleicher Emissionsrechte pro Kopf, die Orientierung am Zwei-Grad-Ziel und ein Handelssystem für Emissionsrechte. Jeder teilnehmende Staat müsse aber ein rigoroses Überwachungssystem und bei Verstößen Konventionalstrafen akzeptieren. Dennoch wäre der Anreiz zur Teilnahme erheblich, da die meisten Regierungen Emissionsrechte verkaufen würden und durch die Einnahmen ihren Energiesektor modernisieren könnten. Nur ein Ansatz, der die Interessen der anderen ernst nehme, könne aus der jetzigen Sackgasse herausführen, meint Müller.