Anfang 2015 fand in Berlin die Finanzierungskonferenz der Impfallianz Gavi statt. 7,5 Milliarden US-Dollar kamen zusammen, um bis 2020 weitere 300 Millionen Kinder in Entwicklungsländern mit wichtigen Impfungen zu versorgen. Kommende Woche zieht Gavi Halbzeitbilanz: Seit 2016 wurden 127 Millionen Kinder geimpft. Welchen Herausforderungen sich Entwicklungsländer hierbei gegenübersehen und wie sie gemeinsam mit Gavi Wege finden, um allen Kindern ein gesundes Leben zu ermöglichen, erzählt diese Geschichte aus der Demokratischen Republik Kongo.
Für die Gesundheitshelfer*innen in den chaotischen, verarmten Vierteln von Kinshasa ist das Leben hart. Victor arbeitet als Impfarzt in den ländlichen Außenbezirken der kongolesischen Hauptstadt und das Fehlen eines funktionstüchtigen Kühlschranks machte sein Leben noch schwerer. Denn ohne Kühlung ist es nicht möglich Impfstoffe zu lagern oder sie zu den Kindern zu bringen, die sie brauchen.
„Wir konnten früher nur zwei bis drei Impfaktionen im Monat durchführen. Zwischen den Einsatzorten und unserer Zentrale liegen vier Kilometer. Um die Impfstoffe sicher zu transportieren, mussten wir die Kühlbox mit dem Motorrad hin und her fahren“, berichtet Victor. „Das ist einziges Fortbewegungsmittel und die Fahrt war sehr teuer.”
Kongo: So groß wie Westeuropa, ohne guten Straßen, von Wäldern bedeckt
Im Kongo war das bisher der Normalfall. 2016 verfügten nur 16 Prozent der Gesundheitszentren des Landes über einen funktionierenden Kühlschrank: meistens veraltete, mit Benzin betriebene Geräte, anfällig für Brände, Temperaturschwankungen oder Ausfälle. Für die Impfstoffe können diese Umstände fatale Folgen haben, denn als biologische Produkte können sie ihre Wirksamkeit verlieren, wenn sie nicht konsequent in einem bestimmten Temperaturbereich aufbewahrt werden. Normalerweise wird dies durch eine Kühlkette erreicht, also mit Kühlschränken und -boxen, die die Impfstoffe kontinuierlich kühl halten.
Benzinbetriebene Kühlgeräte bringen aber noch ein Problem mit sich: Sie benötigen Treibstoff, der zunächst zu den Gesundheitszentren gebracht werden muss. Diese sind verteilt über ein Land, das so groß ist wie Westeuropa, keine ausgebauten Straßen hat und von Wäldern bedeckt ist. „Für einige Gebiete sind die Entfernungen zu groß, um sie mit Impfstoffen zu versorgen”, erklärt Didier Maundé, Logistikchef des kongolesischen Impfprogramms. „Teilweise war kein Treibstoff zu bekommen oder er war zu teuer. Die Kühlkette war gefährdet und damit die Impfungen.”
Diese Situation belastete die Aussicht der Kinder im Kongo auf ein gesundes Leben. Trotz Fortschritte in jüngster Zeit, bekommen fast 2 Millionen Kinder im Jahr Immer noch nicht alle Impfungen, die sie brauchen. Dies trägt zu einer der höchsten Kindersterblichkeitsraten weltweit bei: Fast jedes zehnte kongolesische Kind erlebt seinen fünften Geburtstag nicht.
Ein Plan für eine bessere Zukunft
Im Oktober 2018 stellte das Gesundheitsministerium in enger Zusammenarbeit mit Gavi und weiteren Allianzpartnern einen Plan vor: Bis Juni 2020 soll sich der Anteil vollständig geimpfter Kinder um 15 Prozent erhöhen, d.h. 220.000 zusätzliche Kinder sollen versorgt werden.
Ein zentrales Element des Plans ist es, den Anteil der Gesundheitsstationen mit funktionierenden Kühlgeräten massiv zu erhöhen: von 16 Prozent 2016 auf 80 Prozent bis Ende nächsten Jahres.
Ein ambitioniertes Ziel, aber mit Gavis Unterstützung konnten bereits bemerkenswerte Fortschritte erzielt werden. In den letzten zwei Jahren kamen über 4.500 neue Kühlschränke im Kongo an, weitere 1.300 sollen im nächsten Jahr folgen: Die neuen Geräte sind hochmoderne Solar Direct Drive Kühlschränke, betrieben mit Sonnenenergie, finanziert größtenteils aus Gavi-Mitteln; die Weltbank, UNICEF, die Europäische Union und die kongolesische Regierung stellen zusätzliche Mittel bereit.
„Die Wirkung ist sichtbar“, sagt Didier. „Immer mehr Impfstoffe sind inzwischen verfügbar. Die Kühlkette ist verlässlich und weite Entfernungen sind nicht mehr problematisch, da die Impfstoffe nun in mehr Regionen verfügbar sind.“ Auch die Wartung ist jetzt einfacher und die Temperatur stets konstant. Durch die Solartechnik wird zudem die Brandgefahr vermieden.
Victor bekam seinen Solarkühlschrank vor vier Monaten und freut sich sehr über das neue Gerät. „Das reduziert die Kosten für uns und wir können nun häufiger impfen. Inzwischen schaffen wir zehn Impfaktionen pro Monat.“
Dies ist die gekürzte Fassung des englischen Originaltexts, der auf gotlife.gavi.org veröffentlicht wurde.