Noch einen Monat läuft die Bewerbungsfrist für den ONE Africa Award 2010. Grund genug für uns, uns anzusehen, woran der letztjährige Gewinner SIDAREC heute arbeitet. Dazu Barb Alvarado von der Organisation Architecture for Humanity, die ein großes SIDAREC-Projekt mit Know-How und tatkräftiger Hilfe unterstützt.
Die kenianische Nichtregierungsorganisation Slums Information Development Resource Center (SIDAREC) – zu Deutsch etwa Zentrum für Informationen und Entwicklungsressourcen für die Slums – arbeitet mit der 50×15 Foundation und Architecture for Humanity zusammen, um im Slum Mukuru in Nairobi ein Gemeindezentrum zu bauen, das helfen wird, den Armutskreislauf zu durchbrechen. Die erste Phase des Projektes ist nun schon fast abgeschlossen. Als nächstes folgt die Bauphase, die auch den Aufbau eines Zentrums für Internettechnologie und eine Radiostation umfasst. Auch wenn diese mangels Geld noch etwas länger dauern könnte.
Die Einrichtung soll den Bewohnern von Mukuru nicht nur einen Internetzugang anbieten, sondern auch Computer- und Technologietrainings, Gesundheitsdienstleistungen, frühkindliche Entwicklungsprogramme sowie ein Gemeindetheater. Höhepunkt des Projekts sollen die Radiostation und das Aufnahmestudio sein. Dann können mehr als 650.000 Hörer der näheren Umgebung und aus der ganzen Welt SIDARECs Radiosender 99.9 Ghetto FM empfangen.
Die Jugendlichen in Mukuru vergleichen das Zentrum mit einer Regenwolke: „Ein Regentropfen richtet nicht viel aus. Aber mehrere Regentropfen, die in einer Gemeinde fallen, reichen aus, damit Samen zu neuen Pflanzen heranwachsen.“
Das Zentrum richtet sich vor allem an die Bedürfnisse der jungen Menschen in den Slums von Nairobi, in denen die Aids-Epidemie ein kritisches Ausmaß erreicht hat. Laut Weltbank erhält nur die Hälfte aller kenianischen Jugendlichen eine Sekundarschulbildung. Gleichzeitig wird bereits jedes zehnte Mädchen in ihrer Jugend zur Mutter.
Lokale Architekten und Bauunternehmer haben beim Bau die Federführung. Sie haben bereits die Mauern errichtet und bald werden die Bewohner von Mukuru die Entstehung des Technologiezentrums verfolgen können. Die beteiligten Organisationen suchen weiterhin nach Geldgebern, um es tatsächlich beenden zu können. Die Dringlichkeit ist noch erhöht worden, nachdem ein Feuer im Jahr 2009 SIDARECs erstes Zentrum zerstört hat. Dieses war nicht nur Heimat von 99.9 Ghetto FM. Es bot auch eine Bibliothek, ein Computerlabor, eine Klinik und ein Betreuungsprogramm für Kinder nach der Schule. Durch den Brand fehlen Tausenden Kindern und Jugendlichen einerseits die Dienstleistungen, die das Zentrum anbot. Andererseits fehlt ihnen aber auch ein sicherer Treffpunkt.
Die beteiligten Organisationen suchen weiterhin nach Geldgebern, die helfen, dass Projekt zu beenden. Sie hoffen, dass sich insbesondere DJs, Musikerinnen und Musiker sowie andere Musikinteressierte dafür engagieren werden, für die Jugend Mukurus „das Radio auferstehen zu lassen“. Weitere Informationen über das Gemeindezentrum findet ihr unter openarchitecturenetwork.org/projects/sidarec.
— Barb Alvarado, Entwicklungsdirektorin, Architecture for Humanity —