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Was war außer Corona auf der Welt los? Eine Presseschau zu Subsahara-Afrika

Das Corona-Virus hat die Welt 2020 ganz schön erschüttert. Doch das ist bei Weitem nicht alles, was in diesem außergewöhnlichen Jahr passiert ist. Wir werfen einen Blick in unsere Presseschau der letzten Monate und stellen euch in Kürze einige soziale (Protest-)Bewegungen und politische Umbrüche in Subsahara-Afrika vor.

#EndSARS-Proteste in Nigeria

Trotz Lockdown ging die Jugend des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas auf die Straße – und das mit schwerwiegenden Folgen. In Nigeria gibt es eine Polizeieinheit namens SARS, die laut Berichten gewaltsam ist und der seit Jahren Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Die Spezialeinheit, die die Bevölkerung eigentlich vor Überfällen schützen solle, wurde selbst zum Täter. Dabei hatte sie vor allem junge, männliche und vergleichsmäßig ökonomisch privilegierte Menschen im Visier. Dies berichteten viele verschiedene Medien. Im Oktober dieses Jahres ging ein Video viral, das zeigte, wie SARS-Polizisten einen jungen Mann auf offener Straße exekutierten – das war der nötige Tropfen, der noch gefehlt hatte, um die Proteste auszulösen. Präsident Buhari reagierte zu Beginn mit der Abschaffung von SARS. Doch es kam lediglich zu einer Umbenennung in SWAT und nicht zu einer Änderung der tatsächlichen Verhältnisse. Daraufhin protestierten die Demonstrierenden weiter. In Lekki, einem Vorort der Wirtschaftsmetropole Lagos, wurden zuerst jegliche Kameras und Straßenbeleuchtungen abgeschaltet. Später wurde auch das Telefonnetz gekappt und es kam zu Schüssen auf die friedlich Demonstrierenden. Es gab über 50 Todesopfer. Dennoch: die Protestbewegung geht weiter und hat sich sogar international Gehör verschafft. Musik-Größen wie Wizkid und Kanye West solidarisieren sich mit der Bewegung.

Der Kampf gegen Femizide: #ShutitallDown Namibia

In dem sonst so friedfertig erscheinenden Land im südlichen Afrika war es den Frauen* nun endgültig zu viel: Die Frauenrechtsorganisation Femnet berichtet von durchschnittlich 3 gemeldete Vergewaltigungen und 66 Fälle von häuslicher Gewalt täglich. Um unter anderem die Ausrufung eines nationalen Notstandes in Bezug auf die Femizide sowie den Rücktritt Doreen Siokas, der Ministerin für Geschlechtergleichstellung, Armutsbekämpfung und soziale Sicherheit, zu fordern, starteten Aktivist*innen friedliche Proteste, wie The Namibian berichtete. In Namibia sind Femizide leider keine Einzelfälle. Frauen* werden oftmals von ihren ehemaligen Partnern getötet, wenn sie die Beziehung beenden oder dies auch nur in Erwägung ziehen. Aktivist*innen fordern nun politisches Handeln seitens der Regierung.

Du willst dich soldiarisieren? Mach auf deinen Social Media Kanälen auf die soziale Bewegung aufmerksam und/oder unterschreibe eine Petition, damit zukünftig nicht die Protestierenden, sondern die Mörder und Sexualstraftäter festgenommen werden.

Die Fakten zu Gender-based violence sind schockierend – und das nicht nur in Namibia. Mach dieses Quiz und lerne mehr über das Thema.

Afrikanischer Herbst: Machtkämpfe, Rebellion und politischer Widerstand

Auch was Regierungspolitik betrifft, war auf dem afrikanischen Kontinent in den letzten Monaten Einiges los. Dominic Johnson ging in der TAZ sogar soweit, die Vorkomnisse in ihrer Geballtheit als „afrikanischen Herbst“ zu bezeichnen. In Tansania, Côte d’Ivoire und Guinea kam es laut mehreren Medien zu Ausschreitungen vor, während und nach Wahlen. Wie unter anderem die TAZ berichtet, feuerte Friedensnobelpreisträger Ahmed Abiy einen Bürgerkrieg im eigenen Land an, indem er den Befehl zum militärischen Angriff auf die nach Autonomie strebende Tigray-Region gab. Ugandas Machthaber verhaftete die politische Opposition. In Burkina Faso wurde laut der TAZ über einer Million Binnengeflüchteten und 300 000 weiteren Einwohner*innen die Stimmabgabe verwehrt. Die nördlichen Regionen Nigerias und Mosambiks wurden, wie die SZ berichtete, von radikalislamistischen Milizen terrorisiert und in Kamerun tobt laut Beiträgen der Deutschen Welle nach wie vor ein Sezesssionskrieg. Eine Auseinandersetzung schien die nächste zu jagen.

Äthiopiens Ministerpräsident nahm sich ein Beispiel an dem oben erwähnten Präsidenten Nigerias, Muhammadu Buhari. Auch er sorgte dafür, dass bei seinem Einschreiten Strom und Internet gekappt waren. Handelte es sich in Falle des Lekki-Massakers unter Buhari nur um den Teil einer Vorstadt, stellte Friedensnobelpreisträger Abiy dies sogar für eine gesamte Provinz (Tigray) sicher. Jetzt mag man sich noch fragen, wieso es in drei verschiedenen afrikanischen Ländern schon fast zeitgleich zu Ausschreitungen im Zuge der Wahlen kam. Eine der gemeinsamen Komponenten, die sich auftun, ist, dass die jeweiligen Amtsinhaber ihre Machtposition wohl nur sehr ungern aufgeben wollen würden. Dabei gingen sie zum Teil sogar so weit, ihre Amtszeiten verlängern zu lassen. Im Falle Äthiopiens, Côte d‘Ivoires, Guineas  und Tansanias wurde gar das Feuer auf die eigene Bevölkerung eröffnet, wenn diese die Legitimität der jeweiligen Machthaber anzweifelten. Dennoch: die Zivilbevölkerung, und allem voran Afrikas Jugend, lehnt sich weiter auf.

Du fragst dich, wie es nun in Äthiopien weitergehen soll? Lies HIER einen Beitrag von Hewan Goitom Berhane.

Du willst auch unterm Jahr auf dem aktuellen Stand bleiben, was politische Entwicklungen in Subsahara-Afrika angeht? Abonniere die Top-Themen von ONE per E-Mail oder lies sie hier auf unserem Blog nach. Du willst noch mehr spannende Geschichten aus dem Jahr 2020 in Subsahara-Afrika? Dann lies hier den zweiten Teil unseres Jahresrückblicks.

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