1. Startseite
  2. Neuigkeiten
  3. #PassTheMic mit Dr. Anthony Fauci: “Die Macht der Wissenschaft stimmt mich weiter optimistisch”

#PassTheMic mit Dr. Anthony Fauci: “Die Macht der Wissenschaft stimmt mich weiter optimistisch”

Dr. Anthony Fauci ist Leiter des National Institute of Allergy and Infectious Diseases. Julia Roberts hat Dr. Fauci im Rahmen unserer #PassTheMic-Kampagne interviewt.

Hier einige Auszüge … 

„Wir haben es derzeit mit einer Krise der öffentlichen Gesundheit zu tun und das Wichtigste ist jetzt, dass sich die Menschen an die wissenschaftlichen Fakten halten. Momentan weist alles darauf hin, dass das sogenannte „Social Distancing“ hilft, die Ausbreitung des Virus bis zu einem gewissen Grad zu begrenzen. Deshalb wäre es jetzt falsch, das Schicksal herauszufordern und alle Maßnahmen sofort zu lockern.

Selbstverständlich will niemand, dass dieser Lockdown ewig anhält, denn die negativen Folgen werden gravierend sein – auch im Gesundheitsbereich, denn schließlich wollen wir nicht, dass Kinder ohne Impfschutz bleiben oder wichtige Operationen nicht durchgeführt werden.

Andererseits muss man über die Kapazitäten verfügen, um auf einen Anstieg der Neuinfektionen reagieren zu können, der unvermeidlich ist, wenn man alle Beschränkungen aufhebt oder zu einer Art von Normalität zurückkehrt. Selbst in den Landesteilen, in denen wir die Ausbreitung des Virus anscheinend gut unter Kontrolle haben – weil sich die Menschen an die Abstandsregeln halten, Masken tragen und Menschenansammlungen meiden –, werden die Fallzahlen ansteigen, wenn wir die Beschränkungen lockern.

Die Frage ist also: Wie reagiert man darauf? Wie kann man vermeiden, dass aus einigen wenigen Ausreißern eine zweite Welle wird?

Genau das betone ich immer wieder, denn wir hatten monatelang Zeit, um Masken und Schutzausrüstung zu besorgen und die Testkapazitäten hochzufahren. Deshalb dürfen wir uns jetzt keinen Fehler erlauben.

Moralische Verantwortung

Auch wenn wir in den Industrieländern selbst mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen haben, glaube ich fest, dass wir eine moralische Verantwortung gegenüber allen Menschen weltweit tragen. In Krisenzeiten ist das manchmal nicht ganz leicht zu vermitteln.

Auch wenn wir in den Industrieländern selbst mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen haben, tragen wir eine moralische Verantwortung gegenüber allen Menschen weltweit.

Und ich glaube fest daran, dass wir diese Verantwortung nicht vernachlässigen sollten. Deshalb müssen wir Entwicklungsländer mit den notwendigen Ressourcen ausstatten und zum Aufbau der erforderlichen Infrastruktur vor Ort beitragen.

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Entwicklung eines zukünftigen Impfstoffs. Wir müssen uns hier und heute dazu verpflichten, die Menschen in den Entwicklungsländern bei unseren Impfstofftests zu berücksichtigen. Es kann nicht sein, dass wir einen Impfstoff entwickeln und am Ende nur wissen, dass er bei uns gut wirkt. Hier brauchen wir auf internationaler Ebene feste Zusagen.

Normalerweise halte ich mich mit medizinischen oder wissenschaftlichen Versprechungen zurück. Ich denke jedoch, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft einen Corona-Impfstoff haben werden. Wichtig ist jedoch, dass wir auch die Menschen in den am wenigsten entwickelten Ländern uneingeschränkt daran teilhaben lassen.

Und zwar nicht nur aus einer moralischen Verantwortung heraus, sondern aus handfestem Eigeninteresse. Denn wenn wir die Pandemie nicht auch in den am wenigsten entwickelten Ländern bekämpfen, kommt das Virus zu uns zurück und löst die nächste Welle aus.

Ich versuche immer, möglichst realistisch zu bleiben und keine falschen Versprechungen zu machen. Gleichzeitig habe ich aber auch großes Vertrauen in den Menschen und seine Fähigkeit, über sich hinauszuwachsen und das Unmögliche möglich zu machen.

Was mich weiterhin optimistisch stimmt, sind die Macht der Forschung und ihre Fähigkeit, medizinische Eingriffe, diagnostische Verfahren, Arzneimittel und Impfstoffe zu entwickeln.

Aber auch in die Wissenschaft, denn als Arzt und Wissenschaftler habe ich großes Vertrauen darin, was sich durch Forschung alles erreichen lässt. Was mich weiterhin optimistisch stimmt, sind die Macht der Forschung und ihre Fähigkeit, medizinische Eingriffe, diagnostische Verfahren, Arzneimittel und Impfstoffe zu entwickeln.

All das sind keine Zufallsprodukte. Sie basieren auf belastbaren Daten, unserer Erfahrung und unserem Wissen über solche Pandemien. Wenn ich mir Sorgen mache, dass die Neuinfektionen wieder ansteigen, wenn wir einige der Beschränkungen zu früh lockern, ist das keine bloße Vermutung, sondern meine feste Überzeugung, weil ich das schon bei zahlreichen Pandemien erlebt habe.

Das soll jedoch nicht bedeuten, dass es falsch wäre, zu versuchen, schrittweise wieder zur Normalität zurückzukehren. Nur müssen wir dann auch in der Lage sein, die unvermeidlichen regionalen Ausreißer schnell wieder in den Griff zu bekommen, bevor sie sich zu einem Strohfeuer entwickeln.”

Das Interview wurde gekürzt und redigiert.

Im Rahmen unserer #PassTheMic-Kampagne werden künftig weitere führende Gesundheitsexpert*innen die Social-Media-Kanäle internationaler Prominenter übernehmen, um Daten und Fakten zu COVID-19 bereitzustellen. Folge uns auf InstagramFacebook und Twitter, um mehr darüber zu erfahren.

Passend dazu

Globale Ernährungssicherheit in Zeiten einer Pandemie

Globale Ernährungssicherheit in Zeiten einer Pandemie

Der ONE Africa COVID-19 Tracker

Der ONE Africa COVID-19 Tracker

Corona ist sexistisch! 5 geschlechterspezifische Auswirkungen der Pandemie

Corona ist sexistisch! 5 geschlechterspezifische Auswirkungen der Pandemie