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Mütter und ihre Babys vor HIV schützen: Was 20 Jahre Engagement verändert haben

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Die 18-jährige Aaliyah Westerhof kommt aus Simbabwe. Winnie Xinwa ist 22 Jahre alt und kommt aus Südafrika. Der Altersunterschied zwischen den beiden jungen Frauen erscheint auf den ersten Blick unerheblich – und doch machte er für ihr Leben einen großen Unterschied. Man könnte auch sagen, manchmal reichen vier Jahre, um die Zukunft zu verändern.

Winnie, damals 3, mit ihrer Mutter Elsie in ihrer Heimatstadt Hartebeesfontein, Südafrika, im Jahr 2002. ©Winnie Xinwa

Winnie und Aaliyah wurden beide als Töchter HIV-positiver Mütter geboren, beide in einer Zeit, in der Präventionstherapien, die die Übertragung des HI-Virus von der Mutter auf ihr Kind verhindern (PMTCT), gerade erst eingeführt wurden. Winnies Mutter hatte 1999 in Südafrika keinen Zugang zu diesen Medikamenten und ihr Baby wurde mit HIV geboren. Als vier Jahre später Aaliyah auf die Welt kam, wurde sie negativ getestet – ihre Mutter Tendayi hatte die entsprechende Therapie erhalten. „Ich konnte erst gar nicht glauben, dass meine Tochter negativ ist. Dann war ich einfach nur überglücklich”, erinnert sie sich.

Winnies Eltern klärten ihre Tochter erst über ihren HIV-Status auf, als sie bereits 15 Jahre alt war – vor allem, um sie vor Stigmatisierung zu schützen. Als sie als Teenager plötzlich nicht mehr täglich Medikamente nehmen wollte, sagten sie es ihr. „Bei meiner Geburt konnten meine Eltern mich nicht vor HIV schützen, aber jetzt habe ich Zugang zu Medikamenten und damit eine zweite Chance.” Die regelmäßige Einnahme von HIV-Medikamenten (ART, antiretrovirale Therapie) können Menschen, die das HI-Virus tragen, zwar nicht heilen, die Viruslast aber so stark reduzieren, dass die Betroffenen ein weitgehend normales Leben führen können und es nicht zu einem Ausbruch der Krankheit (AIDS) kommt.

Aaliyah, damals 8, und ihre Mutter Tendayi in Harare, Simbabwe, im Jahr 2011. ©Aaliyah Westerhof

Ein steiniger Weg – bis heute

Immer besserer Zugang zu lebensrettenden PMTCT- Medikamenten hat das Übertragungsrisiko von Mutter zu Kind enorm gesenkt. Doch der Weg hierher war steinig und er ist es bis heute. 2004 hatten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) nur elf Prozent der HIV-positiven Frauen im östlichen und südlichen Afrika Zugang zu Medikamenten, die ihre ungeborenen Babys vor HIV schützen. In West- und Zentralafrika war es damals sogar nur ein Prozent. Die Gründe: kein Zugang zu Tests, teure Medikamente, Stigmatisierung und Diskriminierung, in einigen Fällen zudem politische Hürden.

So beispielsweise in Südafrika, wo die damalige Regierung Anfang der 2000er Jahre HIV nicht als behandelbar anerkennen wollte. Sie verhinderte die Versorgung mit HIV-Medikamenten und blockierte die finanzielle Unterstützung des Globalen Fonds und anderer internationaler Organisationen. Doch die Zivilgesellschaft, Aktivist*innen und Gesundheitsfachleute kämpften unermüdlich dafür, eine Verfassungsbeschwerde vor dem obersten Gerichtshof durchzusetzen – mit Erfolg! Die Regierung wurde angewiesen, PMTCT an allen öffentlichen Gesundheitseinrichtungen des Landes zugänglich zu machen.

„Es war ein unglaublicher, glücklicher Moment als wir hörten, dass wir den Fall gewonnen haben”, erinnert sich Linda Mafu, die damals Teil der Bewegung war und heute den Bereich „Politische & zivilgesellschaftliche Anwaltschaft” beim Globalen Fonds leitet. „Es gibt wirklich nichts Schlimmeres, als eine Mutter, die ihr Kind verliert. Die Entscheidung des Gerichts, war ein Wendepunkt in der HIV-Bekämpfung.“

Winnie, damals 19, mit ihrer Mutter Elsie in Klipgat, Südafrika, im Dezember 2020. ©Winnie Xinwa

20 Jahre Engagement, um Frauen und Kinder zu schützen

Seit Gründung des Globalen Fonds vor 20 Jahren hat dieser über 24 Milliarden US-Dollar in HIV-Programme in 122 Ländern investiert. Programme zum Schutz vor Mutter-Kind-Übertragung waren und sind hierbei ein zentrales Element. Heute sind die entsprechenden Maßnahmen in die HIV-Prävention, -Diagnostik und -Behandlung integriert und ebenso in “Empowerment”-Programme für Mädchen und jungen Frauen sowie in die Investitionen zur Stärkung von Gesundheitssystemen.

Und das Engagement macht sich bezahlt: Seitdem der Globalen Fonds seine Arbeit aufgenommen hat, erhielten sieben Millionen werdende Mütter eine HIV-Behandlung, die ihr eigenes Überleben sichert und eine Übertragung des Virus auf ihr Baby verhindert. 2020 konnten so in den Partnerländern des Globalen Fonds 85 Prozent der HIV-positiven Mütter ihre Kinder schützen.

Und dennoch: Es gibt immer noch ungefähr 180.000 schwangere Frauen, die keinen Zugang zu den Medikamenten haben. Andere waren zwar in der Schwangerschaft in Behandlung, setzten diese dann jedoch nicht während der Stillzeit fort. Ein enormes Risiko. Allein im letzten Jahr wurden 150.000 HIV-Neuinfektionen bei Kindern registriert, also über 400 Kinder pro Tag, die sich mit HIV anstecken.

COVID-19 hat dieses Problem weiter verschärft. 2020 sank der Anteil der Schwangeren, die eine PMTCT-Behandlung erhielten im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent.

Mit Zugang zu Bildung, Kondomen und Medikamenten, zu HIV-Tests und Behandlungen sowie zu Familienplanung und guter Gesundheitsversorgung existieren wirksame Mittel, die Neugeborene vor HIV schützen. Wichtig ist nun, dass sie diejenigen erreichen, die sie am dringendsten brauchen. Enge Zusammenarbeit mit betroffenen Menschen und Gemeinschaften sind hierfür der Schlüssel.

Aaliyah und ihre Mutter Tendayi vor zwei Jahren in Harare, Simbabwe. ©Aaliyah Westerhof

Aaliyah und Winnie blicken nach vorne

So verschieden Aaliyah und Winnie auch ins Leben gestartet sind, heute sind beide zufrieden und erfolgreich. Aaliyah studiert in den Niederlanden und möchte Krankenpflegerin werden, um Menschen zu helfen. Winnie engagiert sich in der HIV-Bekämpfung und klärt auf ihrem YouTube-Kanal junge Menschen über HIV auf. „Einige Menschen denken, mit einem positiven Testergebnis wäre das Leben vorbei“, sagt Winnie. „Ich möchte ihnen zeigen, dass es ein Leben nach dem positiven Test gibt.“

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