Einer landesweiten Befragung zufolge, die Statistics South Africa im Jahr 2011 durchführte, gibt es im Land mehr als 1 Million Frauen, die mit einer Behinderung leben – und 29 % von ihnen sind ohne Arbeit. Laut Human Rights Watch gehen mehr als 500.000 Kinder mit Behinderung nicht zur Schule und die wenigen, denen dies vergönnt ist, enden in der Regel in Einrichtungen, die nicht angemessen auf ihre Bedürfnisse eingestellt sind.
„Ab dem ersten Tag ihres Bildungsweges sind Kinder mit Behinderungen also benachteiligt, weil das System einfach nicht darauf ausgelegt ist, dass sie ihr Potential entfalten können“, so Mpho MacChambers, Direktorin von VIRYA.
Mpho wuchs in Limpopo auf – eine der ländlichsten und ärmsten Provinzen Südafrikas – und begriff schon in jungen Jahren, wie dringend notwendig die Einbindung in den Arbeitsmarkt ist. Ihre Mutter leitete eine Schule für gehörlose und blinde Kinder. Mpho verbrachte dort viel Zeit und das hinterließ tiefe Spuren bei ihr.
„Ich erlebte hautnah, welchen großen Nachteil Lernende mit Behinderungen in einer Provinz haben, die wirtschaftliche Schwierigkeiten hat“, erzählt Mpho. „Viele konnten ihre schulische Ausbildung nicht abschließen. Viel schlimmer war aber noch, dass sie selbst nicht glaubten, ein Anrecht auf eine optimale Förderung zu haben.“
Getrieben von diesen Missständen gründete sie ihr eigenes Unternehmen – VIRYA – zunächst mit Schwerpunkt auf der Schulung von Unternehmen und Menschen mit Behinderungen in staatlich anerkannten Kursen, die Behinderten den Einstieg in den Arbeitsmarkt und damit die gesellschaftliche Teilhabe ermöglichten.
„Zunächst hatten wir mit Stereotypen und Stigmatisierungen rund um das Thema Behinderung in Unternehmen zu kämpfen. Dazu veranstalteten wir Aufklärungs-Workshops. Danach halfen wir Firmen dabei, Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen und zu gewährleisten, dass sie fair und mit Würde behandelt werden“, erzählt Mpho.
Die Wirtschafts- und Unternehmenswelt war für Mpho Neuland. Deshalb wandte sie sich an SPARK, eine NGO, die vor allem Jungunternehmer fördert. Mit ihrer Hilfe gelang es Mpho, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln und eine gemeinnützige Trägerorganisation aufzubauen, um die benötigten Mittel für die Ausbildungsprogramme aufzutreiben.
Während dieser ganzen Zeit hatte Mpho stets Limpopo im Hinterkopf.
„Dort wurde bei mir der Wunsch geweckt, mich um Probleme und Fragen rund um das Thema Behinderung zu kümmern. Ich spürte daher stets den Drang, nach Limpopo zurückzukehren und mich dort zu engagieren“, erklärt sie. Genau das tat sie dann und gründete die Initiative SheCan!, die Frauen und Mädchen mit Behinderungen eine staatlich anerkannte, erstklassige Ausbildung bietet und ihnen bei der Arbeitssuche hilft.
Die Programme konnten schon eine Reihe von Erfolgen feiern.
In Limpopo absolvierten 10 gehörlose Frauen, alle jünger als 25 Jahre, eine betriebswirtschaftliche Lehre und eine Ausbildung in südafrikanischer Gebärdensprache. Eine der Frauen ist seitdem bei SheCan! angestellt und unterrichtet jetzt gehörlose Kollegen in Gebärdensprache sowie Unternehmens- und Behördenmitarbeiter.
Bis 2020 will Mpho 2000 Frauen und Mädchen mit Behinderungen ausbilden und 1000 von ihnen in Lohn und Brot bringen.
„Dies ist unsere Vision. Ich würde mir jedoch wünschen, dass dies in allen Provinzen in Südafrika geschieht – nicht nur in Limpopo – und letztendlich alle Frauen und Mädchen mit Behinderungen erreicht werden, denen der Zugang zu einer qualifizierten Tätigkeit bisher verwehrt ist“, sagt sie.
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