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5 Gründe für globale Bildung: Alli Neumann und Victoria Ibiwoye

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag der GPE. Die Globale Bildungspartnerschaft (GPE) setzt sich für die Finanzierung und Transformation von Bildung in 90 einkommensschwachen Ländern ein. Für die Arbeit in den Jahren 2021-2025 soll der GPE-Fonds um 5 Milliarden US-Dollar aufgefüllt und über innovative Instrumente weitere 3 Milliarden mobilisiert werden. Im Rahmen der RAISE YOUR HAND Kampagne, kamen Menschen zu Wort, die sich für globale Bildung engagieren.

Victoria Ibiwoye, Aktivistin: Ist als Jugendvertreterin Mitglied im ED2030 Global Steering Committee, dem weltweiten Gremium zur Umsetzung des UN-Nachhaltigkeitsziels für Bildung (SDG4). Zudem ist sie Direktorin der Stiftung OneAfricanChild Foundation for Creative Learning, einer von Jugendlichen geführten Nichtregierungsorganisation.

Alli Neumann, Künstlerin: Ist eine aufstrebende deutsche Schauspielerin und Sängerin. 2018 sah man Alli erstmals im Spielfilm ‚Wach‘. Im selben Jahr veröffentlichte sie ihre erste EP ‚Hohes Fieber‘, 2019 folgte ihre zweite EP ‚Monster‘. 2020 war sie im Film ‚ Wir können nicht anders‘ zu sehen. Alli nutzt die Reichweite ihrer Kunst, um sich für ihre Herzensthemen Gleichstellung der Geschlechter und Frauenrechte einzusetzen.

1. Die Globale Bildungspartnerschaft (GPE) setzt sich für inklusive, gerechte und hochwertige Bildung für alle ein, insbesondere für die am stärksten benachteiligten Kinder, etwa in Krisenregionen. Victoria und Alli, was bedeutet qualitativ hochwertige Bildung für euch?

Victoria: Qualitativ hochwertige Bildung bedeutet, dass allen Kindern die gleichen Chancen geboten werden – unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrem sozialen Hintergrund oder ihrem Wohnort. Alle sollen lernen und die Gesellschaft aktiv mitgestalten können. Bildung geht über das Betreten eines Klassenzimmers hinaus. Es geht darum, Chancen für Jungen und Mädchen zu schaffen und sie so zu befähigen, unabhängige, kritische Denker*innen zu werden, die aufklären und Probleme lösen.

Alli: Qualitativ hochwertige Bildung ermöglicht es uns, uns ständig weiterzuentwickeln und anzuerkennen, dass wir es nicht immer am besten wissen. Der Lernprozess ist nie vorbei. Es geht nicht darum, Recht zu haben und die eigene Meinung durchzusetzen, sondern darum, anderen zuzuhören und gemeinsame Lösungen zu finden. Bildung öffnet uns die Augen und den Blick für das Ganze. Sie ermöglicht es uns, offen für Neues zu bleiben.

2. Was hat euch dazu bewogen, mit der GPE zusammenzuarbeiten?

Alli: Die GPE leistet Arbeit in Ländern, in denen die westliche Welt ein soziales und wirtschaftliches Ungleichgewicht verursacht hat, das wir wieder ausgleichen sollten. Viele dieser Ungerechtigkeiten sind das Resultat einer früheren Unterdrückung, von der die meisten von uns auch im Hier und Jetzt noch profitieren. Es ist an uns, das wieder gut zu machen, indem wir die Komplexität der Welt durchdringen. Wir sollten uns damit auseinandersetzen, wie viel wir anderen Menschen genommen haben. Deshalb möchte ich, dass Menschen weltweit ihre Hand heben und die GPE unterstützen.

Victoria: Obwohl aktuell in vielen Orten die Schulen wieder geöffnet haben, werden nach der Corona-Pandemie einige Kinder nicht in den Unterricht zurückkehren können. Das betrifft vor allem Mädchen in unterversorgten Regionen. Genau das beleuchtet die “Raise Your Hand”-Kampagne der GPE. Wir müssen Menschen mit Hilfe von Bildung dabei unterstützen, komplexe Probleme wie diese Auswirkungen der Krise anzugehen. Ein Freund sagte mir neulich: „Erfolge gibt es nur, wenn in Bildung investiert wird.“

3. Alli, du setzt dich für die Rechte anderer Menschen, insbesondere von Mädchen, ein. Inwiefern hat Bildung deinen Aktivismus geprägt und beeinflusst?

Alli: Ein Lehrer von mir sammelte ehrenamtlich Spenden, mit denen er den Bau von Schulen in wirtschaftlich benachteiligten Ländern unterstützte. Er ermutigte uns, uns mit kreativen Mittel an der Spendenaktion zu beteiligen. Er gab uns das Gefühl, dass unser Einsatz wichtig ist. Das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, nicht nur auf mich selbst zu achten, sondern auch auf andere – auch über mein direktes Umfeld hinaus. Dadurch habe ich angefangen globaler zu denken und mich mit Menschen weltweit verbunden zu fühlen. Ich bin mit dem Gefühl aufgewachsen, dass ich alles werden kann, was ich will. Und das wünsche ich mir auch für andere Menschen.

4. Victoria, du hast die Organisation „One African Child“ gegründet, eine von jungen Menschen geführten NGO, die durch Globales Lernen und politische Bildung Ungleichheit im Bildungssektor bekämpfen will. Was sind deiner Meinung nach die drastischsten Auswirkungen von COVID-19 in ländlichen Regionen?

Victoria: Wir arbeiten in einigen der am stärksten benachteiligten Regionen, in einkommensschwachen Ländern, in denen es schon vor der Pandemie viele Kinder keinen Zugang zu Bildung hatten. Es gibt oft zu wenige Lehrerinnen und Lehrer, so dass im Durchschnitt auf 150 Schüler nur eine Lehrkraft kommt. Es fehlt an digitaler Infrastruktur und an Geräten. Da viele Familien durch die Pandemie ihre Arbeit verloren haben, verlassen viele Kinder die Schule, um ihre Eltern dabei zu unterstützen den Lebensunterhalt zu verdienen. Diese Pandemie ist ein Aufruf zum Handeln. Regierungen und Menschen, die die Macht haben, die Investitionen in gute Bildung zu erhöhen, sollten dies nun tun.

5. Woran erinnert ihr euch zuerst, wenn ihr an eure Schulzeit zurückdenkt? Gab es bestimmte Momente oder Lehrer*innen, die einen besonderen Eindruck bei euch hinterlassen haben?

Alli: Lehrer*innen können einen großen Einfluss auf dich haben – sowohl negativ als auch positiv. Als ich sechs Jahre alt war, bin ich von Polen nach Deutschland gezogen, ohne die Sprache zu sprechen. Meine damalige Lehrerin sagte mir, dass ich es in Deutschland nicht schaffen würde. Sie meinte, dass meine Mutter mir auch nicht helfen könnte, weil sie ebenfalls kein Deutsch sprach, und dass Pol*innen besser Hilfsarbeiterjobs annehmen sollten. Aus diesem Grund hatte ich lange Zeit mit meiner polnischen Identität zu kämpfen. Aber ich habe auch positive Erfahrungen gemacht. Ich hatte einen Lehrer, der bemerkte, dass ich Musik machen wollte und erkannte, dass ich ein Talent dafür hatte. Er ermutigte mich, im Chor der Schule mitzumachen und bei Schulaufführungen zu singen. Er hat an mich geglaubt, und ich werde ihn immer in guter Erinnerung behalten.

Victoria: Meine Mutter hatte einen großen Einfluss auf mein Leben. Sie führte mir immer Beispiele erfolgreicher Frauen aus unserer Gemeinde vor Augen, auch wenn wir nicht viele davon hatten. Sie sagte so etwas wie: “Sie ist in der Lage, ihre Familie zu unterstützen. Wenn du eine Ausbildung hast, wirst du die Möglichkeit haben, zu träumen und unabhängig zu werden. Genau wie diese Frauen.” Ich werde auch nie meinen Mathelehrer vergessen. Ich war schlecht in der Schule und er mir Mathe so beigebracht, dass es mir Spaß gemacht hat. Er nahm sich die Zeit, mich zu unterstützen.

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