von Carmen Belafi
Vor kurzem trafen sich die Staats- und Regierungschef*innen der mächtigsten Länder weltweit (die G20) in Buenos Aires, um über drängende globale Probleme zu beraten. Es ging um Wirtschaftswachstum und Handel genauso wie um Fragen von Sicherheit und nachhaltiger Entwicklung. Der diesjährige Gipfel hatte auch einige ermutigende Botschaften für Bildung im Gepäck.
Hier sind die drei wichtigsten:
Bildung ist ein Menschenrecht
Die G20 waren sich einig, dass Zugang zu Bildung kein Privileg für wenige ist, sondern ein Grundrecht für alle. Das bedeutet: Bildungssysteme müssen verbessert werden, wenn sie noch nicht für alle Kinder zugänglich sind. Dies ist ein starkes Signal. Aber die G20 sollten anerkennen, dass ein Recht auf Bildung mehr bedeutet, als einen Schulbesuch zu ermöglichen. Kinder müssen in die Schule gehen und lernen – und leider gibt es da große Lücken. Nach neuesten Berechnungen des Statistikinstituts der UNESCO verfügen über 600 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit nicht einmal über grundlegende Lese- und Mathematikkenntnisse – und zwei Drittel von ihnen besuchen eine Schule. Die G20 sollten den nächsten Gipfel in Japan nutzen, um zu betonen, dass ein Recht auf Bildung bedeutet, Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung für alle zu ermöglichen.
Bildung für Mädchen ist eine Priorität
Besonders betont wurde außerdem die enorme Bedeutung von Bildung für Mädchen – auch das ist eine wichtige Botschaft, denn Mädchen haben besonders in den ärmsten Ländern immer noch hartnäckige Bildungsbarrieren zu überwinden. Ein neuer Bericht der Weltbank zeigt, dass in einkommensschwachen Ländern weniger als zwei Drittel aller Mädchen die Grundschule abschließt und nur ein Drittel die untere Sekundarstufe. Zu viele Mädchen erhalten immer noch keine vollen 12 Jahre Schulbildung. Das ist nicht nur eine große Ungerechtigkeit, sondern verschwendet auch Potenzial. Da diese Mädchen nicht besser ausgebildet sind, verliert die Welt zwischen 15 und 30 Billionen US-Dollar in Einkommen und Wirtschaftskraft. In die Bildung von Mädchen zu investieren, ist eines der besten Mittel, um Gesundheit, Wohlstand und gesellschaftliche Teilhabe zu stärken.
Schule soll fit machen für den Arbeitsmarkt von morgen
Bildungssysteme existieren nicht im luftleeren Raum. Sie sollten Wissen und Fertigkeiten vermitteln, die Schüler*innen für den Arbeitsmarkt von morgen benötigen. Die G20 verwiesen darauf, dass Bildung, Beschäftigung und wirtschaftliche Teilhabe eng miteinander verknüpft sind.
Da sich die globale Wirtschaft durch Innovationen, Digitalisierung und Automatisierung stark verändert, wird auch die Nachfrage nach bestimmten Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt in Zukunft eine andere sein. Junge Menschen sollten heute vermehrt kognitive und digitale Kompetenzen erlernen – dies muss Schule vermitteln. Auch hier ist es wichtig, die Teilhabe von Mädchen früh im Blick zu haben. So sind Frauen etwa in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) und im High-Tech Sektor immer noch stark unterrepräsentiert.
In einem neuen Bericht stellt der Malala Fund fest, dass fast eine Milliarde Mädchen und junge Frauen (vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen) nicht über die notwendigen Fertigkeiten verfügen, um auf dem Arbeitsmarkt von heute und morgen erfolgreich zu sein. Dies umfasst nicht nur digitale Kompetenzen, sondern auch Fähigkeiten wie Kreativität, Problemlösung sowie logisches und kritisches Denken. Diese werden oft als “21st century skills” bezeichnet und beziehen sich nicht auf ein bestimmtes Fach, sondern sind sektorübergreifend übertragbar und damit für viele Berufe relevant. Wir müssen junge Menschen auf einen Arbeitsmarkt vorbereiten, der im Moment noch nicht existiert. Im nächsten Jahr haben die G20-Staaten die Möglichkeit, die Wichtigkeit dieser “21st century skills” stärker in den Mittelpunkt zu stellen.
Der G20-Gipfel in Argentinien war ermutigend für den Bildungsbereich. Aber das alleine wird nicht reichen. Wir brauchen finanzielle Zusagen und zielgerichtete Reformen, um Bildungssysteme weltweit zu verbessern. In nur sechs Monaten treffen sich die G20 wieder in Japan – und können dort auf Worte Taten folgen lassen.