1. Startseite
  2. Neuigkeiten
  3. Erfahrungen von ehemaligem Jugendbotschafter Nikolas als UN-Jugenddelegierter

Erfahrungen von ehemaligem Jugendbotschafter Nikolas als UN-Jugenddelegierter

Hier erzählt der ehemalige ONE-Jugendbotschafter Nikolas Karanikolas von seinen Erfahrungen auf einer Deutschlandtour, bei der er mit jungen Menschen bundesweit ins Gespräch kam und bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen in den New Yorker Headquarters. 

„Wir sind die erste Generation, die extreme Armut beenden und wohl die letzte, die den Klimawandel stoppen kann.  Wir könnten die Welt verändern, aber wir tun es nicht.“

Vor einem Jahr war alles noch ein Traum, der erstaunlich schnell Realität wurde. Josephine Hebling und Nikolas Karanikolas sind die deutschen Jugenddelegierten zur UN Generalversammlung 2019 und so das Sprachrohr der in Deutschland lebenden Jugend.

New York: Headquater UN: Das Herz schlägt nicht nur bis zum Hals, sondern gefühlt im gesamten Körper. Nikolas trägt ein weißes T-Shirt auf dem in schwarzen Buchstaben „Stop Sexism“ steht. Neben ihm die zweite Jugenddelegierte Josephine, vor ihnen ein Mikrofon und ein Schild mit der Aufschrift Germany. Dahinter erstreckt sich die Generalversammlung der Vereinten Nationen. Der luxemburgische Vorsitzende sagt etwas, zwar versteht man es nicht, aber dann springt das Mikrofon an, die Augen von 193 Staaten richten sich auf die Jugenddelegierten und ihre Rede beginnt.

Täglich grüßt die Deutschlandtour!

Für die in Deutschland lebende Jugend sprechen? Zwar ein Traum, doch mal kritisch bemerkt: zwei weiße, heterosexuelle Studierende – so manche*r würde sich unter Vielfalt etwas Anderes vorstellen. Ein Riesenproblem, sie sind nicht repräsentativ. Deshalb haben die Jugenddelegierten eine Deutschlandtour gemacht. Auf dieser haben sie Forderungen der in Deutschland lebenden Jugend gesammelt. „Was wir für wichtig halten, spielt keine Rolle. Die Verhandlungen, die Rede – alles basiert auf Forderungen von jungen Menschen. Auf unserer Deutschlandtour haben wir den Fokus ganz klar auf Vielfalt gerichtet. Unsere Gesellschaft ist bunt und darin liegt unser eigentlicher Schatz“, so Nikolas.

(c) SOS Kinderdörfer e.V. 

Die Jugenddelegierten sind daher in über sechs Monaten als eine Art „Rockstars der Jugendpartizipation“ durch Deutschland getourt und haben 36 Stationen besucht sowie über 3.000 Forderungen gesammelt. Die Reise führte von dem Jugendgefängnis Wittlich zum SOS-Kinderdorf bis hin zu dem Bund Muslimischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen, um nur einige zu nennen. Kurzer Stopp beim Auswärtigen Amt für eine Hospitation und ein Treffen mit Bundesaußenminister Heiko Maas, bei dem man ihn für die Forderungen sensibilisieren wollte und ab ging es zur UN-Generalversammlung nach New York.

Schlaflos durch die UN

Am ersten Tag kurz Fan sein und mit großen Kinderaugen durch die UN laufen – am zweiten Arbeitstag dann gleich die Rede. Im Saal sind 193 Staaten und im Augenblick der Rede hört die Welt zu. 3.000 Forderungen, 36 Tourstationen und 5 Minuten Redezeit. Die Jugenddelegierten sprechen über ihre Erfahrungen, über Klimawandel und Solidarität. „Es gibt in Deutschland seit 15 Jahren ein Jugenddelegiertenprogramm und wir könnten ein ‘Best of’ von Forderungen geben, die nicht ernst genommen wurden und das haben wir halt gesagt“, sagen Josephine und Nikolas. „Außerdem ist es möglich extreme Armut, Klimawandel, das Ertrinken von Migrant*Innen oder politische Verfolgung zu stoppen, aber die Staaten tun es nicht – und das ist die eigentliche Tragödie“. Mit einem Appell, endlich zu handeln, endet die Rede. Rede gehalten, doch jetzt geht’s es an die dicken Bretter. In alle Prozesse die Jugendmeinung einbringen, ungemütlich sein und den Diplomat*Innen sagen, was auf jeden Fall in die Resolution gehört.

Im gefühlten Stillstand zwischen den Trumps der Welt

Jetzt geht es in die Verhandlungen: Aussagen wie “Homosexualität gibt es nicht” und “Frauen müssen nicht genannt werden, sie werden ja mitgedacht” gehören hier zur Normalität. Unsere oft gegensätzliche Meinung als Jugenddelegierte wird dadurch nicht selten als radikal wahrgenommen.

Nikolas startete eine T-Shirt Aktion und trug jeden Tag ein T-Shirt mit einer politischen Botschaft von Jugendlichen aus Deutschland in der UN. Dass er die Rede in einem T-Shirt, auf dem „Stop Sexism“ stand, halten durfte, war gerade noch an der Grenze, doch am Folgetag wird er aus dem Sicherheitsrat geworfen. Mit einem T-Shirt auf dem „Stoppt Waffenlieferungen in Krisengebiete“ steht, fliegt er nach sieben Sekunden im Raum raus. Doch sieht das der deutsche Botschafter und nimmt eben diesen Appell in seine Rede im Sicherheitsrat mit auf. Josephine durfte im Name aller Jugenddelegierten eine Rede vor dem Generalsekretär halten und forderte endlich mehr Handeln für den Klimaschutz ein.

„Es war großartig, Teil des deutschen Teams zu sein. Deutschland steht auf für Menschenrechte dort, wo es auch andere tun sollten. Ohne Deutschland sähe es um Menschenrechte in der UN deutlich schlechter aus“ sagten Josephine und Nikolas zu ihrer Zeit bei den Vereinten Nationen.

Nach drei Wochen voller Verhandlungen war der erste Teil des Traums zunächst vorbei und endete, als das Flugzeug, in dem die Jugenddelegierten saßen, wieder Frankfurt erreichte. Nun geht es an den zweiten Teil der Deutschlandtour, die Vorbereitungen für die Sozialentwicklungskommission bei den Vereinten Nationen und an die Auswahl unserer Nachfolger*Innen. Denn auch in Zukunft muss es heißen: „nichts über die Jugend – ohne die Jugend.”

Klingt nach einer tollen und aufregenden Erfahrung, oder? Du hast da auch Lust drauf? Bis zum 13.01.2020 könnt ihr euch noch als neue UN-Jugenddelegierte für Deutschland bewerben: https://www.jugenddelegierte.de/jugenddelegierte/bewirb-dich

Passend dazu

Transgender-Communities im Einsatz gegen HIV/Aids

Transgender-Communities im Einsatz gegen HIV/Aids

Was Aktivistinnen über Feminismus denken: 5 Fragen an Mariama Abdou Gado

Was Aktivistinnen über Feminismus denken: 5 Fragen an Mariama Abdou Gado

Was Aktivistinnen über Feminismus denken: 5 Fragen an Hanna Lemma

Was Aktivistinnen über Feminismus denken: 5 Fragen an Hanna Lemma