Hier schreiben die Jugendbotschafterinnen Janice und Anne-Kathrin, wie Frauen und Mädchen Armut besiegen können.
Armut kennt kein Geschlecht? Die Lebenswirklichkeit von Millionen Mädchen und Frauen in Entwicklungsländern zeigt eine andere Realität. Egal wo, Frauen sind von Armut am stärksten betroffen. Ein paar Fakten dazu: In Subsahara-Afrika können (oder dürfen) 52 Millionen Mädchen nicht zur Schule gehen – verglichen mit 45 Millionen Jungen. Die Armutskrankheit Aids ist Todesursache Nummer 1 für Frauen unter 50. Die Gefahr für eine Frau, sich mit HIV zu infizieren, ist in Afrika doppelt so hoch wie für die Männer. Mädchen werden Opfer von Zwangsheiraten, sexueller und physischer Gewalt. Hinzu kommt, dass sie oft keine Chance haben, der Armut zu entfliehen, da ihnen der Zugang zu Bankkonten, Grundbesitz oder bestimmten Berufen verwehrt wird. Je ärmer ein Land ist, desto krasser fällt die Geschlechterungleichheit aus. Die Fakten zeigen: Armut ist sexistisch.
Doch es gibt auch eine positive Nachricht. Frauen und Mädchen sind zwar am härtesten von Armut betroffen, sie sind aber gleichzeitig so etwas wie eine Wunderwaffe gegen ebendiese Armut. Man muss “nur” dafür sorgen, dass sie ihr Potential abrufen können. Davon profitieren nicht nur sie selbst, sondern alle. Wirklich alle. Hier drei Beispiele:
1. Wirtschaftswachtum:
Investitionen in Bildung zahlen sich nicht nur für die Mädchen selbst aus. Dank größerer Selbstständigkeit bei Lebensentscheidungen können die Mädchen ihr wirtschaftliches Potential entfalten. Das kommt ihren Familien, Dörfern und letztendlich dem gesamten Land zu Gute. Jeder investierte US-Dollar in ein zusätzliches Schuljahr von Mädchen zahlt sich in Ländern mit niedrigem Einkommen eine Einkommensrendite um das Zehnfache aus. Erhielten Mädchen den gleichen Bildungszugang wie Jungen, hätten Entwicklungsländer damit mindestens 112 Milliarden US-Dollar mehr in den Staatskassen! Geld, dass diese wiederum in die Gesundheit und Bildung investieren können.
2. Weniger Hunger:
Hunger ist die Ursache von fast der Hälfte aller Kindstode. Die, die überleben, leiden oft ihr ganzes Leben lang unter den Nachwirkungen der Mangelernährung. Der Schlüssel im Kampf gegen den Hunger ist eine starke Landwirtschaft. Hätten Frauen in Afrika den gleichen Zugang zu Land oder landwirtschaftlichen Produktionsmitteln, könnten die Erträge um 20-30 Prozent steigen. Damit könnten 100-150 Millionen Menschen von chronischem Hunger befreit werden.
3. Weniger Kindstode:
Frauen mit höherer Bildung haben in der Regel besseren Zugang zu oft lebenswichtigen Informationen über ihre Gesundheit, z.B. zur Versorgung während der Schwangerschaft, Hygiene, Impfungen und Ernährung. Das führt zu weniger Schwangerschaften in jungen Jahren, weniger Infektionen mit z. B. Aids und weniger Kindstoden. Wenn alle Frauen in Subsahara-Afrika eine weiterführende Schule mit einem Abschluss verlassen würden, hätte dies zur Folge, dass 1,2 Millionen Kinder weniger sterben würden – jedes Jahr! Zudem würde die Müttersterblichkeit um 70 Prozent sinken, wenn alle Mädchen mindestens die Grundschule abschließen würden.
Die Fakten zeigen es deutlich: Wir können nur gewinnen, wenn wir Frauen und Mädchen stärken. Es ist immer wichtig, sich das vor Augen zu führen. Doch gerade jetzt haben wir die Chance, einen richtigen Sprung nach vorne zu machen: Von Samstag bis Montag findet der G7-Gipfel im französischen Biarritz statt. Dort treffen sich die Staats- und Regierungschef*innen der sieben größten Industrienationen der Welt. Dieses Jahr hat die französische Regierung die Beseitigung von Ungleichheiten zum zentralen Thema erklärt. Der perfekte Anlass, um für die Stärkung von Frauen in aller Welt einzutreten und so dem Ende der extremen Armut einen Schritt näherzukommen. Fordere die G7-Chef*innen dazu auf, konkrete Fortschritte für Frauen in aller Welt zu beschließen, und unterzeichne unter ONEs digitale Postkarte an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Also: Nutze deine Stimme, damit Frauen und Mädchen weltweit gestärkt werden!