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Diese Frauen kämpfen für Nahrungsmittelsicherheit zu Corona-Zeiten

Unsere Gastautorin Megan Gieske ist eine Schriftstellerin und Fotografin, die in Kapstadt, Südafrika lebt.

Ntombi Mbinda wirbelt durch ihre heimische Küche. Der Raum ist voller Frauen. Eine davon rührt in einem großen Topf mit Reis. Eine andere schneidet Gemüse. Ihre Kopftücher schimmern im Licht der tief stehenden Nachmittagssonne.

Jeden Wochentag finden sich Theodora, Lorna, Phindiwe, Nobuntu und Noxolo um 8:30 Uhr in der Küche von Ntombi ein, um gemeinsam zu kochen. Draußen vor der Küche hat Ntombi im Juli einen Gemüsegarten angelegt, in dem sie Kohl, Rüben, Raps, Nesseln und Schnittlauch für ihre Suppenküche anbaut.

Mit ihrem Mund-Nasen-Schutz aus dem typisch südafrikanischen Shweshwe-Stoff sehen die fünf Frauen aus wie kochende Superheldinnen. Heute ist Montag, also gibt es Reis und Gemüse. Dienstags kommt Polenta mit Bohnen auf den Tisch und donnerstags wird Brei mit Gemüse serviert. Mittwochs gibt es Suppe und Brot von der Woodstock Brewery. Im Rahmen ihres „Mother Soup“-Projekts hat die Kapstadter Bierbrauerei ihre großen Braukessel umfunktioniert, um Suppe für Bedürftige zu kochen.

Jeden Tag bildet sich vor Ntombis Haus eine lange Schlange. Die Frauen achten darauf, dass die Abstandsregeln eingehalten werden und alle sich die Hände desinfizieren.

„Anfangs hatte ich selbst nicht genügend Lebensmittel. Doch dann kam die eine mit zehn Kartoffeln, eine andere brachte Öl mit und eine dritte hatte noch Reis. So haben wir dieses Projekt gemeinsam auf die Beine gestellt“, erzählt Ntombi.

„Wir mussten einfach etwas tun“, sagt Theodora, die als eine von fünf Frauen freiwillig in der Suppenküche mithilft. „Ntombi hatte die Idee dazu und wir wollten unseren bescheidenen Teil dazu beitragen.“

Eine Gemeinschaft, die Unterstützung braucht

Die Apartheid endete 1994. Doch ehemalige Townships wie Gugulethu sind noch heute isoliert – durch Angst und die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich. Südafrika zählt weltweit zu den Ländern, in denen die größte Ungleichheit herrscht. Gugulethu ist ein Vorort von Kapstadt. Der Name bedeutet in der Sprache der Xhosa „unser Stolz“. Hier leben mehr als 98.000 Menschen auf einer Fläche von gerade einmal 6,42 km2.

Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Arbeitslosigkeit in Südafrika in diesem Jahr auf über 10 Millionen Menschen angestiegen. In ehemaligen Townships wie Gugulethu, die früher nur von Schwarzen bewohnt wurden, ist die Quote besonders hoch: 10 Prozent der Bevölkerung Südafrikas sind am stärksten vom Beschäftigungsrückgang um mehr als 55 Prozent betroffen.

Der Anteil der Menschen, die unter Nahrungsmittelknappheit leiden, ist von 25 auf 47 Prozent gestiegen. Und der Anteil an Kindern, die in den letzten sieben Tagen hungern mussten, wird sich voraussichtlich fast verdoppeln – von 8 auf 15,2 Prozent.

Ntombis Suppenküche

Eine Frau, die vor Ntombis Suppenküche ansteht, hat durch die Corona-Pandemie ihren Job in einem Hotel verloren. Seit April kommt sie deshalb täglich hierher, um sich eine kostenlose Mahlzeit abzuholen.

Während das öffentliche Leben in Südafrika ab dem 26. März mit einem strengen Lockdown lahmgelegt wurde, setzte sich Ntombi in ihrem Vorort dafür ein, dass die Menschen genügend zu Essen hatten. Und sie war nicht allein.

Ntombi Mbinda spielt schon seit langem eine wichtige Rolle in ihrer Gemeinde. Mit ihrer gemeinnützigen Organisation SSGC (Schools Smoothie Gardens and Community Projects) erklärt sie den Menschen, wie man sich gesund ernährt und im eigenen städtischen Kleingarten Bio-Gemüse anbaut. Wenn man mit Ntombi durch Gugulethu spaziert, bleibt sie bei fast jedem Haus stehen und zeigt auf einen Gemüsegarten, den sie mitangelegt hat.

„Ntombi ist sehr engagiert. Sie ist gut organisiert. Sie tut alles“, sagt Lorna. „Deshalb haben wir entschieden, uns ehrenamtlich in ihrer Suppenküche zu engagieren.“

Doch nicht nur in Ntombis Suppenküche kämpfen die fünf Frauen an vorderster Front gegen die Folgen der Corona-Pandemie – auch in fünf Waisenhäusern und im KTC Gugulethu Community Health Center helfen sie aus.

Seit knapp vier Monaten sind alle Schulen in Südafrika geschlossen. Seitdem fällt für die Kinder das kostenlose Mittagessen in der Schule aus – für viele die einzige Mahlzeit am Tag. „Die Kinder brauchen tagsüber etwas zu essen“, sagt Theodora. „Wir haben Zeit und ein paar Lebensmittel, um ihnen zu helfen.“

Stolz beobachtet Ntombi, wie die Männer, Frauen und Kinder aus ihrer Nachbarschaft mit einer großen Portion Reis und Gemüse die Suppenküche verlassen: „Es macht mich sehr glücklich, zu sehen, dass andere Leute mein Engagement schätzen und mithelfen wollen. Hier in unserer Nachbarschaft gibt es sehr viele Menschen, die sich für andere einsetzen und damit einen wichtigen Beitrag für das Gemeinwohl leisten.“

Ntombi und ihre Mitstreiterinnen haben einmal mehr bewiesen, dass Frauen einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Krise leisten können.

 

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