Gute Nachrichten aus Malawi: Theresa Kachindamoto, Senior Chief im Dedza Distrikt, hat in den letzten drei Jahren 850 Kinderehen aufgelöst!

© Hannah McNeish/Al Jazeera
Chief Kachindamoto kämpft für das Ende der Kinderehen und für das Recht auf Bildung
Ich möchte euch heute eine mutige Aktivistin vorstellen, die seit Jahren gegen Kinderehen und für das Recht auf Bildung kämpft: Theresa Kachindamoto, seit 13 Jahren Senior Chief im Dedza Distrikt in Malawi.
Vorab eine kurze Definition: Sind eine oder beide Parteien noch keine 18 Jahre alt, spricht man von einer Kinderehe. Die Hälfte aller Mädchen in Malawi wird vor ihrem 18 Lebensjahr (zwangs-)verheiratet, die meisten davon leben in armen, ländlichen Gebieten.
Malawi belegt auf dem Human Development Index Platz 173 von 188 Ländern. Viele arme Familien sehen eine Kinderehe als Chance, ihre Tochter von einer anderen Familie versorgt zu sehen oder einen finanziellen Vorteil herauszuschlagen.
Viele Kinderbräute werden aus der Schule genommen und ihnen somit das Recht auf Bildung genommen. Dadurch sinken ihre Chancen auf ökonomische Selbstständigkeit und Unabhängigkeit. Oft sind ihre Ehemänner älter als sie, wodurch das Risiko steigt, einerseits körperliche und sexuelle Gewalt zu erleiden und sich andererseits mit HIV zu infizieren. Viele Mädchen werden zu früh und zu häufig schwanger, das Risiko bei der Geburt zu sterben steigt. Leider endet die Liste der Gefahren hier nicht, mehr findet ihr in unserem Bericht „Armut ist sexistisch“.
In Teilen Malawis werden zur Vorbereitung auf die Ehe sogenannte „sexuelle Initiationsriten” durchgeführt: Kusasa fumbi, übersetzt etwa Reinigung. Unter anderem in speziellen Camps werden junge Mädchen, manche gerade erst 7 Jahre alt, gezwungen zu lernen, wie sie Männer sexuell befriedigen sollen. Teilweise werden sie dabei entjungfert, oftmals ohne schützende Kondome. Dadurch erhöht sich für sie das Risiko, schwanger zu werden oder an einer sexuell übertragbaren Krankheit wie HIV zu erkranken.
2015 wurde in Malawi ein Gesetz erlassen, das das Heiraten erst ab 18 Jahren erlaubt. Nach Verfassung und Gewohnheitsrecht ist es jedoch noch immer möglich, Kinder mit Einwilligung der Eltern durch beispielsweise Dorfvorsteher früher zu verheiraten. Darum überzeugte Chief Kachindamoto ihre 50 Sub-Chiefs, eine Vereinbarung zu unterzeichnen, Kinderehen nicht zuzulassen bzw. zu annullieren. Sie setzt sich zudem vehement für ein Ende der sogenannten „sexuellen Initiationsriten” ein.
Also alles gut?
Ganz so einfach ist natürlich nicht. Traditionen sterben langsam, die Gründe für das Zustandekommen von Kinderehen sind vielschichtig und lösen sich nicht einfach in Wohlgefallen auf. Der Widerstand war groß, sogar Morddrohungen gingen gegen Chief Kachindamoto ein. Sie gibt jedoch nicht auf, arbeitet beharrlich mit der Bevölkerung und Zivilgesellschaft vor Ort und hat ein Auge auf ihren Einflussbereich (der 900 000 Leute umfasst). Vier Chiefs, die entgegen der Vereinbarung Kinderehen zugelassen hatten, wurden entlassen und erst wieder eingestellt, nachdem sie die Ehen aufgelöst hatten.
In den letzten drei Jahren wurden über 850 Ehen untersagt bzw. annulliert und die Kinder zurück in die Schulen geschickt, notfalls mit Stipendien. Bildung ist für Chief Kachindamoto der Schlüssel für eine gute Zukunft und sie kämpft dafür – auch gegen den Widerstand vieler Eltern. Berufstätige Frauen, unter ihnen auch Parlamentarierinnen, besuchen die Schulen des Distrikts, um von ihren zu Jobs berichten. Auch sie fungieren für die Kinder als Vorbilder – Vorbilder im Kampf für eine selbstbestimmte Zukunft!
Natürlich ist Chief Kachindamoto nicht die Einzige, die sich gegen Kinderheirat einsetzt, neben den Big Players wie UNICEF seien hier exemplarisch auch Girls Not Brides, Let Girls Lead und Girls Empowerment Network erwähnt.
Wessen Arbeit beeindruckt euch, wer sollte noch gewürdigt werden?
Schaut euch hier unser Video zu Chief Kachindamoto an.