Unser englischer Kollege Joe Powell hatte das große Glück, in den letzten Wochen die Fußballweltmeisterschaft vor Ort in Südafrika verfolgen zu können. Zurück in London beschreibt er seine Beobachtungen und Hoffnungen für langfristige Folgen des Turniers am Kap.
Vor Beginn der letzten Woche eines der bedeutendsten sportlichen Wettkämpfe überhaupt beginnen die Menschen langsam zurückzublicken und zu fragen: Was hat die WM nun wirklich für Afrika gebracht?
In Anbetracht der teils heftigen Schreckensszenarien, die man vor der WM in den Medien vernehmen konnte, ist es wohl als Erfolg zu verstehen, dass triviale Dinge wie der unkontrolliert springende Ball oder der Lärm der Fans mit ihren Vuvuzelas das Einzige waren, worüber sich die Presse zwischenzeitlich beschweren konnte.
Beobachter könnten versucht sein zu fragen, ob sie etwas verpasst hätten oder ob dies dieselben Medien sind, die geunkt hatten, dass die Stadien niemals fertig würden (die Stadien zählen inzwischen zu den besten der Welt). Dieselben Medien, die empfohlen hatten, dass Europäer sich bewaffnen sollten ob der hohen Verbrechensrate im Land. Dieselben Medien, die mit Sicherheit wussten, dass ein afrikanisches Land niemals in der Lage sein würde, den logistischen Alptraum zu beherrschen, 32 Teams in neun im Land verstreuten Stadien 64 Spiele austragen zu lassen.
Kurz gesagt: Kein noch so lautes Vuvuzela-Konzert kann die Tatsache überdecken, dass die WM bis jetzt ein durchschlagender Erfolg war – exzellente Austragungsorte, funktionierende Logistik und eine beinahe verbrechensfreie Umgebung bedeuten, dass die Besucher in Scharen wiederkommen und die Angstmacherei der Medien Lügen strafen werden. Ein strahlender WM-Organisator Danny Jordaan sagte letzte Woche „Es ist toll zu sehen, dass die Zweifler von gestern die Gläubigen von heute sind. Unsere schlimmsten Kritiker haben offen zugegeben: ‚Wisst ihr, wir haben uns getäuscht. Das hier ist für uns ein großartiges Erlebnis.‘“ Und tatsächlich sind nicht nur die Spiele sehr gut organisiert, auch die Atmosphäre draußen auf den Straßen ist fantastisch.
In den kommenden Wochen und Monaten werden wir herausfinden, ob diese Fußball-WM wirklich dazu beigetragen hat, das Negativ-Image des gesamten Kontinents Afrika zu verändern. Aber die ersten Anzeichen sind positiv. Und wenn dieses positive Gefühl von mehr Investitionen, Handel und Tourismus verstärkt wird, dann wird dieser sportliche Wettkampf noch lange als einer der entscheidenden Momente für die Entwicklung des Kontinents bestehen bleiben. Oder um es mit den Worten des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon zu sagen: „Ich bin kein Fußball-Experte, aber ich weiß jetzt schon, wer die WM gewinnen wird: die Menschen Afrikas.“ (auch wenn Deutschland derzeit sehr gute Karten hat, den Weltpokal mit nach Hause zu nehmen)
— Joseph Powell & Carola Bieniek —