Von Ray Mwareya, 14. August 2018.
Klein, scharf und feuerrot wie die Sonne: die African Bird’s Eye Chili ist die neue Wunderpflanze Simbabwes. Landwirte in Simbabwe hoffen, dass die großflächige Nutzpflanze dort erfolgreich wird, wo die Baumwolle versagte. Deshalb stellen sie ihre Felder nun auf die einst gefürchtete Nutzpflanze um und ernten ihre kostbaren Früchte.
Der Anbau von Baumwolle für den Export war Jackpot für Bauer*innen in Gokwe im Nordosten Simbabwes. Dann, im Jahr 2006, brachen die Preise auf dem Weltmarkt zusammen und die Landwirte blieben auf ihrer Ernte liegen. Ihre Wagen, Pflüge, Tiere und Haushalte wurden von skrupellosen Unternehmer geplündert.
Dazu kam, dass lange Trockenperioden und geringe Niederschläge den Gewinn der Bauer*innen reduzierten. Die Lage sah düster aus, bis ein neues, von der EU finanziertes, “Wunder” auftauchte – das Chili….
Die neue Nutzpflanze wurde von den Bauer*innen zunächst argwöhnisch beäugt. Gefährliche Mythen verbreiteten sich. “Einige behaupteten, dass die African Bird’s Eye Chili Tuberkulose verursachen könnte, weil es beim Umgang mit ihr oft zu Husten führte”, sagt Caritas Dube, ein 70-jähriger Landwirt. “Wir hatten Angst, die Chili zu pflanzen und Tuberkulose zu bekommen.”
Im Jahr 2012 schlossen sich Caritas und seine Frau Aramu schließlich dennoch dem Programm Promote Intensification and Sustainability in Agricultural Production (PISAP) an. Das PISAP wird von der EU finanziert und fördert umweltschonende Landwirtschaft, um die Auswirkungen der Dürre zu vermindern.
“Ich war es gewohnt, ein oder zwei Pflanzen im Garten meines Nachbarn wachsen zu sehen, gelegentlich habe ich Schoten für unseren eigenen Verzehr gepflückt. Ich hatte noch nie Chili auf einem Feld wachsen sehen”, sagt Caritas. “Meine schlechten Erfahrungen mit Baumwolle und Mais hatte ich noch sehr frisch in meinem Gedächtnis.”
Michael Dawes ist Direktor des Agriculture Partnership Trust in Simbabwe. Er unterstützt die Landwirte bei der Umstellung auf rentable, marktfähige Produkte wie Chili-Gewürze. Die Initiative hat nicht nur den Landwirt*innen geholfen, ihre Kulturen zu diversifizieren, sondern auch mit ihren Produkten neue globale Märkte zu erschließen.
Schließlich stimmten die großzügigen Gewinne auch skeptische Bauer*innen um. Und da die Initiative den Landwirt*innen Marktanteile erbringt, werden die African Bird’s Eye Chilis auch von Unternehmern wie Better Agriculture (BA) gekauft. BA beliefert unter anderem auch große internationale Fastfood- und Chili-Saucenhersteller wie zum Beispiel Nando’s.
“Das ist entscheidend. Alleine könnten wir nie in ausländische Märkte vordringen”, sagt Tarisai Magombedzi, eine Bäuerin, die an dem Projekt teilnimmt.
Caritas erzählt von seinen bisherigen Erfolgen. Im vergangenen Jahr verdiente seine Familie 1.800 US-Dollar aus 750 Pflanzen. 600 kg getrocknete Chili wurden zu einem Preis von 3,00 US-Dollar pro kg verkauft. “Jede Pflanze produziert etwa 800 g trockenes Chili”, sagt er.
Die Landwirt*innen verwendeten ihre Einnahmen, um ein Wasserbohrloch zu bohren und zu reparieren, einen Gartenzaun aufzustellen, eine Küche zu errichten und eine hygienische Toilette zu graben.
In dieser Saison wollen Tarisia und ihr Mann Innocent 2000 Pflanzen anbauen. Die Chili-Samenbeete sind bereits vorhanden.
Innocent blickt positiv in die Zukunft: “Ich danke der EU-Unterstützung, insbesondere für die Solaranlagen. Unser Leben ist wieder produktiv. Selbst wenn die Unterstützung endet, werde ich weiterhin Chili anbauen und an Better Agriculture oder andere verkaufen”, sagt er.
Bist du der Meinung, dass die EU-Hilfe weiterhin in Programme zur Unterstützung einer nachhaltigen Landwirtschaft investieren sollte? Unsere Petition fordert die Staats- und Regierungsoberhäupter der EU auf, dafür zu sorgen, dass der EU-Haushalt der nächsten sieben Jahre in eine Zukunft ohne extreme Armut investiert.